Gestern hat der Ministerrat in Spanien beschlossen, dass ab morgen die totale Maskenpflicht in Spanien wegfallen wird. Heute erschien dann auch das entsprechende Boletin (BOE) und damit ist die Verordnung amtlich und rechtsgültig. Ab morgen dürfen wir also die Maske im freien abnehmen, wenn wir den Sicherheitsabstand von 1,5 m zu unserem Nebenmenschen einhalten können. Wenn der Nebenmensch im selben Haushalt wohnt, dann gehen auch weniger als die 1,5m, alldieweil das ja albern wäre. In geschlossenen öffentlichen Räumen muss das Ding auf aufgesetzt bleiben. Ebenso bei Veranstaltungen draußen. Also die Maske immer dabeihaben. Und das Tragen schadet ja auch nicht wirklich, auch wenn es nicht mehr Pflicht ist. Aber der Anblick der Maske erinnert einen eben auch immer daran, dass die Sache noch nicht durch ist.
Wir müssen da nur mal auf unsere große Nachbarinsel schauen um das wieder vor Augen geführt zu bekommen. Da ist die Sache nämlich gewaltig explodiert, in den letzten Wochen, und das ganze ohne die Delta-Variante. Nach letzten Untersuchungen sind nach wie vor 96% britischen Ursprungs. Teneriffa hat mittlerweile einen IA-Wert von knapp 100. Und die Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife ist, unter den spanischen Städten mit mehr als 40.000 Einwohnern, der am stärksten betroffene Ort des ganzen Landes. La Laguna schafft es auch noch auf Platz sieben. Die Kanaren, die immer als Musterbeispiel für den Umgang mit der Pandemie in Spanien galten, sind gerade unter den schlechtesten autonomen Regionen im Land. Gran Canaria hingegen, ähnlich groß wie Teneriffa, bekommt die ganze Geschichte aber prima hin. Wir auf La Palma fallen wieder aus der Wertung. Seit vorgestern haben wir eine Inzidenz von 0,0 und es gibt noch einen aktiven Fall auf der Insel.
Allerdings hat man jetzt auf Teneriffa reagiert. Wegen der hohen Werte hatte die Geschichte nämlich direkte Auswirkungen. Die Leute haben angefangen ihren Urlaub zu stornieren und neue Buchungen wurden seltener. Das hat aber nicht nur Teneriffa betroffen, sondern eben auch die anderen Inseln. Obwohl zumindest von deutscher Seite kein Ungemach mehr mit dem Risikogebiet drohen sollte, weil die Geschichte mit der 50+Grenze ab ersten Juli wegfällt. Die kanarische Regierung hat aber Teneriffa jetzt wieder auf Stufe 3 gesetzt. Private Treffen sind auf 4 Personen beschränkt und Nachtlokale werden direkt wieder geschlossen und auch die Innenräume der Restaurants dürfen nicht geöffnet sein. Die ganze Sache sorgt jetzt aber für mächtig Zoff. Die Gastronomie verweist, wohl auch etwas zurecht, darauf, dass sie ja gar keine Schuld an dem Dilemma hätte, verantwortlich seien ja die privaten sozialen Treffen. Man fühlt sich ungerecht behandelt und möchte nicht die Suppe auslöffeln müssen, die einem die Unvernünftigen eingebrockt haben. Die Hotelverbände, die im Laufe der Woche mehrfach zum schnellen Handeln aufgerufen hatten, begrüßen das eher, dass auch ein Zeichen an die Bevölkerung gesetzt wird. Man habe schließlich kein Interesse daran, dass der touristische Sommer der ganzen Kanaren durch Teneriffa in Gefahr gerät. Teile der Lokalpolitik machen jetzt da ein Fass auf. Die Coalicion Canarias findet die Hochstufung ungerecht und spricht, in bester populistischer Tradition, von einer Stigmatisierung der Bevölkerung von Teneriffa. Der Bürgermeister von Santa Cruz, ebenfalls von der CC möchte jetzt sogar die städtischen Juristen für die Gastronomie zur Verfügung stellen, damit die gegen die neuen Einschränkungen klagen. Vielleicht sollten die sich aber nicht bei der kanarischen Regierung beschweren, sondern bei der eigenen Bevölkerung. Schließlich war ja klar, dass die Hochstufung kommen wird und man muss vielleicht auch mal die ansprechen, die es verbockt haben. Das Ganze ist ja keine Strafmaßnahme, sondern soll der Einschränkung der Pandemie dienen.
Nachtrag 16:00 Uhr Ortszeit:
Der letzte Patient ist genesen. Damit ist La Palma nicht nur mit der Inzidenz auf 0, sondern eben auch offiziell covidfrei.