Nein, wir sind nicht Barcelona. Bei uns wird es nicht zu einem Verbot kommen. Und dort vielleicht auch nicht, schließlich wird im Normalfall laut getrommelt und am Ende kommt nicht ganz so viel dabei rum. Hier auf den Kanaren möchte man aber auch regulieren. Es gibt bislang einen Gesetzesvorschlag, der eben aber auch nicht viel mehr ist, als nur ein Vorschlag. Grob gesagt, soll es zukünftig schwieriger werden, die Lizenz zur Schaffung einer privat geführten Ferienunterkunft zu erlangen, alldieweil man da nun auch die Gemeinden in die Pflicht nimmt, einen eigenen Plan zu machen. Ohne den Plan gibt dann es gar keine Genehmigungen mehr. Da man hier ab seine Rathäuser aus Pappenheim gut kennt, hat man recht wenig Vertrauen in so eine Planung. Etliche Gemeinden verfügen nun schon über viele Jahre über keinen gültigen Flächennutzungsplan und was die Ferienbehausungesregelung angeht, scheint die Erwartung an die planerischen Kompetenzen eben nicht sehr groß zu sein. Um etwaige Problem zu vermeiden, ist es also clever, sich die Lizenz nun zu holen, solange es eben noch kein neues Gesetz gibt. Auf den Kanaren haben die Genehmigungen in den letzten Monaten zu einem Anstieg von 18% der Ferienwohnungen geführt. Auf La Palma waren es 7,3% auf nun 1.713 registrierte Unterkünfte. Aber ein großer Teil war wohl schon lange in Betrieb. Allerdings eben ohne Lizenz, hat ja kaum einer kontrolliert. Die Diskrepanz zwischen angebotenen Unterkünften und angemeldeten ist auch hier gegeben. Allerdings dürfte das schwer sein, da überhaupt dahinter zu steigen. Wenn die in Barcelona nun, durch das angekündigte Verbot, von 10.000 Wohnungen in der Stadt sprechen, die die Lizenz verlieren werden, dann stehen da aber mehr als 18.000 Angebote gegenüber die auf dem einen Portal angeboten werden, dass nicht Booking heißt. Die ganzen Wohnungen die über andere Portale oder über Facebookgruppen laufen sind da noch nicht mal mit bei. Hier auf La Palma gibt es dieses Phänomen auch. Oft hört man, dass Urlauber bei einem „Freund“ untergekommen seien. Dass die Insel davon nicht viel hat, sei geschenkt. Billig, weil steuerfrei, ist einfach bequemer. Und der „Freund“ soll ja mit seinem privaten Immobilienbesitz in Spanien nicht nur Kosten haben. Wenn man sich so umhört, dann gibt es wohl gerade auch wieder mächtig viele Mitteleuropäer, die auf den Zweitwohnsitz aus sind. Damals, mit Tschernobyl, sind ja viele richtig hergezogen. 2015/16 kamen dann die Rechtsdrehenden, weil die so viel Angst vor dem Muselmann hatten, die die Merkel ins Land gelassen hat. Da haut man wegen den ganzen Ausländern einfach ins Ausland ab. Da das mit dem Kalifat aber in Deutschland nix wurde, hat sich die Geschichte etwas beruhigt. Und weil die Covidmaßnahmen hier viel strenger waren als in der Heimat, dachte manch einer „ich geh wieder heim, es reicht“. Jetzt gibt es gerade einen neuen „run“. Unsichere Zeiten sorgen dafür, dass einige gutbetuchte sich ein Ausweichquartier weit draußen im Atlantik schaffen, falls die Geschichte mit dem Vladi eskalieren sollte. Von diesen kommen dann sicher auch, solange der Russe noch nicht einmarschiert, etliche „Freunde“ um da Urlaub zu machen. Deswegen sind eben die offiziellen Ferienwohnungen auch nur bedingt das Problem. Wir haben massig Leerstand und eben den Wunsch von gutbetuchten Mitteleuropäern, hier was Eigenes zu kaufen. Die Faktoren haben vielleicht den größeren Einfluss auf die angespannte Mietsituation und das umgreifende Spekulantentum, als die Schaffung von Landhäusern zur touristischen Nutzung.
Ganz anders sieht die Geschichte aber eben in Barcelona aus. Warum es in Städten Ferienwohnungen braucht, kann man nicht wirklich verstehen. Der Mieter will es billiger als im Hotel und der Vermieter will mehr Kohle, als bei einer regulären Vermietung. Die Geschichte beschränkt sich aber nicht nur auf Barcelona, sondern hat eben auch Auswirkungen auf den Kanaren. Und das nicht nur in den beiden großen Inselhauptstädten. Auch in den Touristengebieten ist gibt es das Problem, dass Wohnraum entzogen wird, weil man das als Geldanlage betrachtet und touristisch vermietet, wobei die Putzfrau, die die Ferienbude reinigt, zur Not etwas außerhalb im Wohnwagen leben kann. Nicht nur als vermietete Ferienwohnung findet dieser Wohnraumentzug statt, sondern eben auch als Zweitwohnsitz von gutbetuchten Einheimischen oder Besuchern. Zur Not lässt sich das ja wieder verkaufen, bei den steigenden Preisen ja auch noch mit Gewinn. Der Markt regelt das, mag manch einer schreien, der auch ansonsten FDP wählt. Und ja, der Markt regelt, aber eben zu Gunsten derer die sowieso schon viel haben, also genau im Sinne der Anhänger dieser Partei. Bei denen die hier ganz regulär ihre Ferienunterkunft vermieten, macht sich aber langsam Ernüchterung breit. Gar so viele kommen gar nicht mehr zu uns. Goldgräberstimmung gab es kurzfristig, und eine kleine Bude hat dann gerne mal 100,- Euro am Tag gekostet. Vulkan schauen war angesagt. Die Preise hier sind aber eben nicht mit den anderen Inseln vergleichbar, und deshalb werden diese Geschichten nun nicht mehr bezahlt. Nun, im Sommer, stehen sogar sehr viele attraktive Angebote leer. Fliegen ist so teuer geworden, auch wenn man vom Festland zu uns möchte. Und uns fehlt es einfach noch an sommerlicher Infrastruktur. Puerto Naos ist eben nicht richtig offen, solange man sich nicht auch durch kaltes Bier von innen abkühlen lassen kann. Der Sommertourismus unterscheidet sich doch erheblich von dem zur Hauptsaison. Wobei es hier im Sommer richtig nett ist. Gar so heiß wie im festlandigen Spanien wird es im Normalfall gar nicht. Gleichzeitig ist es angenehm ruhig, abgesehen von den vielen Fiestas. Und die Bewohner sind, wegen Urlaub und Fiestas, recht entspannt unterwegs. La Palma eignet sich eben nicht nur für Wanderwütige, sondern ist auch einfach super um abzuschalten. Es gibt auch auf unserer Insel keine Abneigung geben die ausländischen Besucher, weil es den Massentourismus und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Leben der Einheimischen nicht gibt. Der größte Teil der Bevölkerung versteht sehr wohl, dass die gesteigerten Mietpreise nicht auf die Urlauber zurück zu führen sind. Die mediale Beschallung in Deutschland, dass die Spanier gar stinkig auf die Touristen sind, stimmt zwar. Allerdings nehmen sich diese Schelte aber immer nur die zu Herzen, die eigentlich gar nicht gemeint sind. Ein integrativer, ländlicher Tourismus ist ja von allen gewollt, und vielleicht verkörpern wir auf La Palma sogar eine Art optimales Modell in Sachen Tourismus der Zukunft, welches aber nur solange funktioniert, wie wir nicht auf dauerhaftes unbegrenztes Wachstum setzten.
In Tazacorte kam heute Nacht um 4 Uhr ein Boot am Strand an. Von der Besatzung war niemand zu finden und man rechnet auch nicht damit, dass da Touristen an Bord waren. Ein graues Schlauchboot bepackt mit 4 leistungsstarken Motoren, die auch am laufen waren. Was fehlt, ist irgendeine Kennnummer und bislang auch irgendwas, was auf die Besatzung hindeutet. Laut Zeugenaussagen kam das Ding, völlig verlassen und auch ohne Ladung, am Strand an. Die Theorie, dass es sich dabei um ein Flüchtlingsboot handeln würde, wurde von Seiten der Behörden recht schnell verworfen. Bekannt sind diese Teile eher für die Nutzung durch die Drogenmafia. Bislang hat die Guardia Civil aber gar nichts gefunden, sie suchen gerade nach Fingerabdrücken und anderen Spuren. Mittlerweile wurde das Boot abgeschleppt, weil das zwischen den ganzen Strandbesuchern auch etwas seltsam wirkte. Die Polizei hat da die ganze Zeit Wache gehalten. So ein herrenloses Wassergefährt weckt nun aber direkt amüsierte Gelüste. Man kann nämlich davon ausgehen, dass sich der Eigentümer nicht melden wird und jetzt rätselt man eher darüber, was wohl mit dem Boot und den 4 Motoren passieren wird und ob man das zeug nicht anders verwenden könnte.