Heute ist Feiertag in Spanien. 12. Oktober, da ist vor ein paar hundert Jahren ein Italiener mit 3 Schiffen einige tausend Kilometer westlich von La Palma an Land gegangen. Auf Basis dieser „Entdeckung“ hat man dann ein schickes Weltreich mit Schwert und Bibel in der Hand gegründet, und deshalb feiern wir und nun noch selbst. Auch in Spanien ist die Geschichte freilich umstritten, nicht alle empfinden das Datum, das mit Unterdrückung und Ausrottung in Verbindung steht, als einen astreinen Grund zum Feiern. Von den entdeckten Ländern in Lateinamerika muss man da gar nicht reden. Zwar bleibt es auch dort überall ein Feiertag, aber die Bezeichnung als „Dia de Hispanidad“ die hat man längst abgelegt, und stattdessen einen Feiertag zum Gedenken und der Bewahrung der indigenen Identität eingeführt. Jedenfalls ist heute alles zu auf der Insel und niemand geht arbeiten. Wir schon. Aber wir müssen eben privat den Bohrhammer schwingen. Der Badabriss ist noch nicht ganz durch und ansonsten muss noch so einiges gestrichen werden. Die Finger sind längst taub und die Entzündung der Sehnenscheide ist mittlerweile kurz vor chronisch angelangt. Wenn aber alles so weiterläuft, dann steht zeitnah der Umzug an. Dann haben wir, unten im Haus auch ein eigenes Büro, welches in Zukunft auch als neuer Treffpunkt mit den ankommenden Gästen fungieren soll. Da werden wir aber dann alle Gäste per mail informieren, damit uns niemand verloren geht.
Momentan fällt es mir zeitlich auch schwer entsprechend die lokalen Zeitungen zu wälzen und regelmäßig irgendwas zu schreiben. Der Zweitagesrhythmus, den ich mir eigentlich als Minimum gesetzte habe, der ist momentan etwas außer Kraft gesetzt. Wenn die ganze Geschichte aber durch ist, dann habe ich auch hoffentlich wieder mehr zeit und Muße. Deswegen heute nur noch das Thema lokaler Fußball und die Verwicklungen in die lokale Politik, weil die Informationsgewinnung so etwas nebenher geht. Mittlerweile ist der lokale verein aus El Paso, der immerhin in der vierten Liga spielt, ja ein Unternehmen und die geworden. Der Geldgeber im Hintergrund hat deshalb das Sagen und die „Vereinsführung“ ist eher ausführendes Organ. Letztes Jahr war man ja entsprechend erfolgreich und hat es sogar in die Aufstiegsrunde zur dritten Liga geschafft. Das hintergründige Unternehmen hat sich aber nun auch noch einen neuen verein in der zweiten dänischen Liga zugelegt, und Schwupps war der Erfolgstrainer des letzten Jahres nach Skandinavien beordert worden. Der neue hat dann auf Dreierkette umgestellt und das ging gewaltig schief. Nach vier Spielen hatte man mehr Gegentore gefangen, als in der kompletten Hinrunde des Vorjahres, deswegen hat die Firma reagiert und uns einen neuen Trainer geschickt. Nach 6 Spielen ist man nun aber immer noch sieglos und es läuft nicht. Die Mannschaft ist im wesentliche aber nicht groß zum Vorjahr verändert, und das Kicken haben die ja nicht verlernt. Deshalb haben manche gemeint, dass das Problem eher im Kopf und nicht in den Beinen liegt und dass die Firma, bei der Andres Iniesta eine Schlüsselrolle spielt, und lieber einen Psychologen schicken sollte. Wenn man sich das Spiel anschaut, dann merkt man, dass die alle komplett verunsichert sind. Allerdings kam da nichts, aber unser Bürgermeister ist ja selbst Ex-Profi und weiß ganz genau, was da zu tun ist. Die gemeinde macht Geld locker, um unsere Sportler, natürlich spricht man ausdrücklich nicht vom Fußball, sportpsychologisch zu unterstützen. Man bietet das nun erstmal den Sportlern an, die die Dorfarben auf nationaler Ebene hochhalten, und wenn es die finanziellen Mittel zulassen sollten, dann will man auch noch Kapazitäten für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern bereitstellen. Was auf Gutsprech bedeutet: Wir bezahlen dem Fußballverein welcher mittlerweile eben ein Unternehmen, das zu 90% einer privaten Spieler- und Eventagentur aus Barcelona gehört, auf Steuerkosten den Psychologen. Dass wir hier auf der Insel und in der Gemeinde, was die psychologische Betreuung angeht, nach wie vor einen Mangel haben, weil der Vulkan die vulnerablen Seelen arg in Mitleidenschaft genommen hat, ist erstmal nicht so wichtig. Natürlich ist die öffentliche Hand da auch dabei und es wäre nicht korrekt zu behaupten, dass man die Vulkanopfer da vergessen würde, trotzdem hat das mal wieder ein „Geschmäckle“. Ob es so clever war, das Engagement für den Sportpsychologen durch die Medien zu schicken, kann man nicht sagen. Für unsere dörfliche Identität ist der Erfolg des Vereins aber natürlich sehr wichtig. So gesehen ist eine finanzielle Investition, die unseren Glücklosen Kickern wieder Selbstvertrauen zwischen die Ohren setzt, ja nicht unbedingt falsch. Nur weiß eben jeder, um was es da eigentlich geht, und das Getue, dass man den Fußballverein nicht nennt, und das statt dessen als Unterstützung für „unsere“ Sportler aus El Paso verkauft, ist irgendwie komisch, wenn man bedenkt, dass die jeweils höchstens zwei bis drei Jahre hier sind. Das sind ganz einfach Profis, die aus ganz Spanien zusammengekauft wurden.