Wieder keine Kontaktadresse und morgen sind wir weg

Vor etwas über einem Jahr, hat die Inselregierung verkündet, dass es in Tazacorte ein neues touristisches Projekt geben soll. Drei traditionelle Fischerboote und deren Kapitän hätten die Lizenz künftig mit neugierigen Touristen raus aufs Meer zu fahren, damit diese den Fischer bei der Arbeit bestaunen können. Einzigartig sei das, und man könne da, alternativ zu einem Tag am Meer noch was lernen. Z.B. wie nachhaltige Fischerei mit kleinen Booten funktioniert, und man macht dabei gleichzeitig eine Ausfahrt, kann die Küste bestaunen und was über die Tiere vor der Insel lernen. Die Vertreter des Cabildos haben die Tour, medienwirksam, unter anhaltendem Drücken des Auslösers einer Fotokamera gemacht, und man lobte sich gewaltig, dass man da etwas Einzigartiges geschaffen habe, gerade im Bezug zum nachhaltigen und integrativen Tourismus. Da ja fast alle Leute, die hier regelmäßig Urlauben, gerne mal eine Bootsfahrt machen, fand ich die Geschichte höchst spannend, alldieweil uns der integrative Teil in Sachen Tourismus eben auch am Herzen liegt. Weil in der entsprechenden Pressemitteilung aber keinerlei Kontakte, Preise oder auch nur irgendwas stand, was den Interessierten Urlauber weiterbringen könnte, habe ich mich auf den beschwerlichen Weg zum Hafen gemacht, um da mal anzufragen. Mir wurde der Name „Bruno“ genannt, an den ich mich wenden müsse, er sei einer der drei Kapitäne der da eine Lizenz habe, und einer der anderen sei Familie würde da also mit dranhängen. Das war kompliziert, weil von den Hafenmeistern niemand wusste, was für ein neues Projekt das eigentlich sein soll. Irgendwann hatte ein Kollege dann die Handynummer von Bruno, und ich habe mich mit dem Mann getroffen. Der hat mit dann sein Boot gezeigt und den Platz, auf dem die potenziellen Touristen dann sitzen und staunen sollen. Allerdings erklärte mir Bruno auch die komplizierte Lage. Wie das mit einer Buchung aussehen soll, da hatte er sich noch keine Gedanken gemacht, weil er gar nicht im Vorfeld wissen würde, mit wieviel Leuten er da rausfahren muss, um seinem normalen Tagesgeschäft nach zu gehen. Die Fischer, die eventuell, je nachdem, was man an Fischarten erwarten würde, mit ihm rausfahren würden, würden eventuell dann eben einen touristischen Platz wegnehmen, weil das Boot entsprechend klein sei. Der Mann war eindeutig Fischer und nicht Touristiker und hatte sich noch überhaupt keine Gedanken über Preise oder Arten der Vermarktung gemacht. Dann war Ruhe mit dem Thema, man hörte nichts mehr und im Kopf war die Geschichte wieder unter der Rubrik „pressewirksamer PR-Stunt“ seitens der lokalen Politik verbucht. Nun, über ein Jahr später, taucht bei elapuron.es ein Artikel auf, der an das vergessene Thema erinnert. Die Gemeinde Tazacorte gibt strahlend und mit Foto bekannt, dass man nun drei Fischer mit Lizenz in örtlichen Hafen habe, die nun mit Touristen rausfahren könnten, damit diese den lokalen Fischfang bewundern könnten. Integrativer und nachhaltiger Tourismus ist das Stichwort, und man sei besonders stolz, dass man die einzige Gemeinde auf den Kanaren sei, die so etwas anbieten könne. Das hat also lange gedauert, bis Bruno und seine Mitstreiter die Sache gebacken bekommen habe, was, wenn man bedenkt, dass der Mann eben Fischer und nicht Touristenführer ist, nur nachvollziehbar ist. Allerdings ist die neue gerührte Werbetrommel, die da angeschlagen wird, erst einmal wieder irgendwie wirkungslos. In der Zeitungsmeldung steht nämlich genau gar nichts, über einen Kontakt, über Preise, Abfahrtszeiten usw. Der Bürgermeister spricht zwar von derselben Einzigartigkeit, wie vor etwas über einem Jahr die Vertreter der Inselregierung, aber wie man an dieses einzigartige Erlebnis gelangen kann, das sagt er uns nicht. Was wirklich schade ist, weil so eine Geschichte tatsächlich spannend sein könnte.

Diesmal fahre ich nicht an den Hafen, weil wir gerade genug zu tun haben. Noch eine einzige Nacht bleibt uns im alten, gemieteten Haus, morgen kommen noch Betten und Sofa, sowie der Schreibtisch ins neue Heim. Dort herrscht noch eine veritables Chaos, was bei Umzügen sicher normal ist. Im Flur stapeln sich die Fliesen, weil es noch kein Bad gibt, aber das wird im Laufe der Woche sicher klappen. Spannend wird die Geschichte mit der Umstellung des Internets, schließlich müssen wir ja irgendwie arbeiten. Die Anbieterfirma hat ihr Kommen auf Dienstagmorgen angekündigt, und wir hoffen, dass das dann alles zügig hinhaut. Es kann aber eben sein, dass die ein oder andere Mail mit einem oder zwei Tagen Verzögerung beantwortet werden wird.