Alarm wird abgeschaltet und wir haben eine neue Strategie

In den letzten Tagen kam auf der Ostseite nochmal ordentlich Wasser vom Himmel. Das ist prima, alldieweil wir ja lange keinen vernünftigen Regen mehr hatten und deshalb der Landwirt die Wasserspeicher und die Natur froh sein können. Der Regen hat nun aber auch Auswirkungen auf den Wald. Wir hatten schon im letzten Winter einen Voralarm für Waldbrände auf der Insel, was wirklich ungewöhnlich ist, weil es normalerweise zu der Jahreszeit keine Probleme gibt. Das der Alarm so früh im Jahr ausgelöst wurde, war schon so eine Sache, und manch einer hat verstanden, dass das Klima nun auch über La Palma wandelt. Jahrelange Wasserschuld hat dazu beigetragen, was dieses Jahr besser werden soll. Ob dem wirklich so sein wird, muss man abwarten, aber die Metrologen haben schon verkündet, dass man von mehr Wasser ausgehen würde, natürlich ohne Garantie. Einige der alteingesessenen Palmeros stoßen teilweise ins gleiche Horn und begründen das mit der Hohen Anzahl von Ameisen, die sich mengenmäßig bereits auf die wasserbedingten Populationsverluste einstellen würden. Dass es in den letzten Jahren mehrfach zu großen Ameisenanhäufungen kam sei geschenkt, und meistens beurteilen die Kenner dabei immer zuerst die Ameisenpopulation im eigenen Garten und sind somit weit weg von irgendeiner Objektivität. Kommen wir aber weg von den Prognosen und betrachten das was schon vom Himmel gekommen ist. Und eben das bewirkt, dass der Voralarm für Waldbrände nun abgeschaltet wird, was aber nicht bedeutet, dass man nun in der Wildnis grillen sollte oder gar sein Klopapier verfeuern darf.

Die Tourismusabteilung des Cabildos von La Palma hat in Gestalt der Conseja Raquel Rebollo für eben diesen Sektor eine neue Marketingstrategie ausgerufen. Wir sollen in Zukunft mehr das Produkt verkaufen, das wir haben. Sprich die Insel soll in Zukunft verstärkt als Naturparadies an das Reiseinteressierte Klientel vermarktet werden. Man möchte nicht mehr nicht auf Masse gehen, sondern auf Klasse, was eben nicht unbedingt Luxus, sondern, entsprechendes Publikum ansprechen soll, welches die Gegebenheiten der Insel zu schätzen weiß. Das ist erstaunlich, so hat man vor gar nicht langer zeit noch die Hotelprojekte mit Golfplatz und ein Wellnessluxus-Ressort in Las Manchas auf den Weg gebracht. Auch von einem kleinen „Mogan“, in Tazacorte hat man öffentlich schwadroniert. Man wünscht sich tatsächlich, dass an der ganzen Geschichte wenigstens die Erkenntnis dran sein wird. Aber da wird natürlich auch das politische Fähnchen in den Wind gehalten. Hat man in der Vergangenheit die großen Inseln noch als touristisches Vorbild tituliert, merkt man nun, dass die Leute dort gar nicht so glücklich sind mit der Strategie der strandliegenden bräunungswilligen. Auf den anderen Inseln gibt es nämlich seit einigen Monaten teils heftige Proteste gegen dieses Modell und man kommt zu der Erkenntnis, dass man mengenmäßig eben doch ein Limit hat. Dass dieser Protest in seinem Ursprung ein Linker war, der die durch den Massentourismus verursachten sozialen Verwerfungen anprangert, ist fast schon vergessen. Die nationale Fraktion hat sich da längst draufgesetzte und mittlerweile wird da teils offen gegen jede Form von auswärtigen Touristen gewettert. Das geht soweit, dass man den Strandliegern offen und aggressiv mitteilt, dass der Strand den Einheimern gehören würde, und der Erholungssuchende doch zügig einen Abgang hinlegen soll. Auf den Demos werden längst die Fahnen der Unabhängigkeitsbefürworter geschwenkt, welche auch die Fahne der regierenden Coalicion Canarias ist. Da wir hier in Sachen Populismus auf Profiniveau agieren, muss man sich nun nicht wundern, dass man da nun öffentlichkeitswirksam umschwenkt und erzählt, dass vor allem die lokalen Anbieter profitieren sollen. Die Gemeinden sollen sich mit denen in Verbindung setzten um lokale Strategien auszubaldowern, von denen die lokale Wirtschaft direkt profitieren soll. Das Potential sei bei weitem noch nicht ausgeschöpft, so würden derzeit nur 15% der Besucher unseren tollen Nachthimmel mit den entsprechenden leuchtenden Himmelskörpern betrachten. Wobei sich wieder zeigt, wie wenig die entsprechenden Personen die Geschichte unseres Tourismus verstanden haben. Die Insel kann so viel mehr als Sterne, und gerade, dass man hier neben dem Wandern einfach seine Ruhe und palmerische Normalität finden kann, macht ja den eigentlichen Reiz aus. Wenn also 15% eine geführte Sternentour machen oder das besucherzentrum auf unserem hohen Berg begutachten, dann ist das schon mal gut. Der Rest ist einfach nur da, geht wandern und essen, wohnt in privaten Unterkünften und unterstützt so die lokale Wirtschaft. An einen Sinneswandel der Verantwortlichen will man noch nicht richtig glauben. Zwar ist anzunehmen, dass die ganzen Hotelgroßprojekte eher Luftnummern sind, und eher darauf abzielen, dass der Bodenwert entsprechend zum Wohle der bereits Wohlhabenden in den entsprechenden Zonen gesteigert werden soll, aber im Zweifel würde man hier alles Errichten, solange man nach der Eröffnung in die Kamera lachen darf. Natürlich könnten wir noch einige Touristen mehr vertragen, vor allem im Mai und Juni oder im September. Da ist hier richtig tote Hose, aber wir haben eben kaum Flugverbindungen in der Zeit. Gleichwohl wiederholt man natürlich das Versprechen, dass sämtliche Inselregierungen der Vergangenheit bereits abgegeben haben, nämlich dass man versuchen würde, mehr Flieger auf die Insel zu locken. Da alle anderen Destinationen aber den gleichen Plan haben, dürfte das arg schwierig werden, und in den letzten Jahren sind die sommerlichen Verbindungen ja nicht aus-, sondern abgebaut worden.