Der Sergio, unser aller Inselpräsident hat sich gemeldet und verkündet, dass das Depot der Müllabfuhr hier im Tal, bald möglichst wieder in das alte Industriegebiet „Callejon de la Gata“ zurückverlegt werden soll. Überprüfungen und Analysen hätten ergeben, dass das dort am besten aufgehoben sei, alldieweil der zentrale Standort eine effiziente und nachhaltige und damit auch kostengünstige Entsorgung des Unrates garantieren würde. Noch ist das aber natürlich noch nicht so weit, weil da eben noch gar keine Infrastruktur vorhanden ist, das liegt ja noch alles unter der Lava. Dennoch gibt es für den Inselpräsidenten einen triftigen Grund hier proaktiv an die Öffentlichkeit zu gehen. Das alte System, nachdem die Gemeinden uns die Entsorgung mittels öffentlicher Gelder massiv querfinanziert haben, dass wir ab nächstem Jahr so nicht mehr funktionieren. Schuld ist ein neues Gesetz der spanischen Regierung das besagt, dass die Kosten nicht aus anderen Quellen gedeckt werden dürfen, sondern ausschließlich über entsprechende Gebühren finanziert werden müssen. Die Idee hat natürlich einen erziehenden Ansatz. Nur wenn der Bürger nämlich merkt, dass es ihm an den Geldbeutel geht, ist er bereit seine Produktion an Unrat zu reduzieren, so der Gedankengang. Weniger Müll und damit weniger Deponien würden sich, nach deren Ansicht ganz gut machen. Die Gemeinden finden das wiederum gar nicht gut. Schließlich wird ja denen eine entsprechende Erhöhung am Ende auf dem Wahlzettel angerechnet, und die fehlenden Millionen hat man bislang immer noch woanders im Haushalt gefunden, ohne dass da die Leute direkt was gemerkt haben. Wenn man aber alle paar Monate aufs Rathaus läuft, um dort Wasser und Müll zu bezahlen, und das plötzlich ganz dolle an den Geldbeutel geht, dann ist der Bürger schnell mal sickig. Die letzte Inselregierung hat uns noch regelmäßig ermahnt, dass wir bitte fein säuberlich trennen sollen, weil die Deponien auf der Insel auf Anschlag seien. Eine neue Deponie zu betreiben würde zwangsläufig dazu führen, dass wir das auf die eine oder andere Art bezahlen müssten. So was kommt aber nicht gut, schließlich ging das doch immer gut, und warum soll das nun nicht mehr funktionieren, fragt sich da der Bürger, dem man am liebsten verklickert, dass die Welt immer noch genau so läuft, wie es immer war. Die Geschichte mit der Angst vor Veränderung und möglichen Einschränkungen greift auch in Spanien ganz dolle, und die, die populistisch erzählen, dass alles immer so bleiben kann, wie es war, haben auch hier Konjunktur. Zumutungen, oder gar der Hinweis, dass man an dem Schlammassel der vollen Deponien und steigenden Kosten, wegen der eigenen Bequemlichkeit und Ignoranz selbst Schuld habe, will niemand hören, und deswegen sagt man das auch nicht so. Das die Müllgebühren nun steigen werden, verkauft man deshalb lieber damit, dass manche Gemeinden ja noch Verordnungen und Gebührentabellen aus den 90er Jahren haben würden. Deshalb müsse da nun reformiert werden, so heißt es von Seiten des Inselpräsidenten. Ganz geschickt teilt man also mit, dass die Tatsache, dass es in den letzten Jahren so billig war, im Prinzip nur auf die Kulanz der Rathäuser zurückzuführen sei. So nach dem Motto: “Eigentlich hättest Du schon seit vielen Jahren mehr bezahlen müssen, nur wir waren bislang so nett zu dir.“ Ob der Gedankengang, dass wir, wenn wir nun kollektiv mehr bezahlen müssen, uns zu einer Verhaltensänderung bringt, das muss man mal abwarten. Das Problem bleibt ja, dass wir kollektiv bestraft werden. Sprich wenn einer von fünfen Müll vermeidet, dann nütz das finanziell erst mal gar nichts. Zwar spricht der Inselpräsident auch davon, dass wir bitte ganz gut den Müll in Rest und Recyclebares trennen sollen, weil das die beste Art zur Kostenreduzierung sei, aber insgeheim wissen wir alle, dass diese Ermahnung nichts bringen wird. Zwar haben wir ja an verschiedenen Plätzen angeblich sogar Kameras, die überwachen sollen, ob wir das gut machen, und gleichzeitig zeigt das Schild eine entsprechende Strafe von einigen hundert Euro an. Aber bislang habe ich noch nicht mitbekommen, dass da jemand verdonnert wurde. Wenn da zufällig Seprona vorbeikommt und ich gerade einen Kanister mit Lösungsmittel neben der Papiertonne ausschütte, dann bin ich vielleicht dran, alldieweil das ja ein Umweltverbrechen ist und deshalb ist da eben die richtige Polizei zuständig. Ansonsten ist es aber die Policia Local zuständig. Deren Chef ist immer der entsprechende Bürgermeister, und man kennt natürlich als Beamter alle seine Mitbürger. Deshalb passiert da genau gar nichts, weil sowas den sozialen Frieden stören würde.