Wenn man auf La Palma an die Pinie denkt, dann fällt einem immer der Baum oberhalb von El Paso ein, wo die Jungfrau erschienen sein soll. Die Jungfrau der Pinie sitzt also in der Pinie der Jungfrau. Gerade in El Paso ist die Huldigung der Dame immens wichtig, und da der Baum groß und richtig alt ist, hat der auch eine hohe Bedeutung für die Einheimischen. Allerdings gibt es auf der Insel noch eine zweite Pinie die von Bedeutung ist. Diese wird sogar bei Google als Attraktion gelistet, aber man redet eben nur von dem Baum, und eine Besucherin, die meinte, dass es wichtig ist, im Internet Kritiken zu hinterlassen, berichtet da auch, dass das ein ganz gewaltiges Kaliber einer Pinie sei. Gemeint ist die Pino de Consuelo, gelegen in Fuencaliente, an der Hauptstraße nach Santa Cruz. Hier soll nun sogar eine Gedenkstätte eingerichtet werden, das alles in Kooperation von spanischer, kanarischer, Inselregierung und dem Rathaus von Fuencaliente. Dabei soll es auch gar nicht um den Baum gehen, sondern um das, was in unmittelbarer Nähe passiert ist. 1994 kam es dort zu Ausgrabungen, nachdem, wie gerüchtemäßig berichtet wird, ein sterbender auf dem Totenbett sein Gewissen erleichtert hat, und den Hinweis gegeben hat, dass er damals, nach dem Putsch der Francisten, mir seinem Lastwagen gefangene Anhänger der Republik dorthin gefahren habe, wo diese dann ermordet wurden. Man fand da auch tatsächlich ein Massengrab mit 5 Opfern, und somit war La Palma einer der ersten Orte in Spanien und der erste der Kanaren, wo die geschichtliche Aufarbeitung darüber begonnen hat. Im Jahr 2005 wurden drei weitere Gräber in der Gegend entdeckt mit insgesamt 8 ermordeten. Man rechnet auf der Insel mit insgesamt 51 verschwundenen aus der Zeit des Putsches, wovon wohl 20-29 in diesem Gebiet um die Pinie herum vermutet werden. Hier in Spanien war es mit der postfaschistischen Aufarbeitung nie sonderlich weit her. Man hat da, im Zuge der Demokratisierung schön den Schwamm drüber gemacht, auch weil man sicher Bedenken hatte, dass die Geschichte mit der Aussöhnung sonst nicht klappen würde, wenn nämlich rauskommt, dass der eigene Opa den Opa vom Nachbarn ans Messer geliefert hat. Und auch heute hat man manchmal den Eindruck, dass da gerne von „Opfern des Bürgerkrieges“ geredet wird. Wobei es auf La Palma und den Kanaren gab keine Kämpfe gab. Franco startete den Putsch von den Kanaren aus und überall, mit Ausnahme von La Palma marschierte das Militär durch die Straßen und traf nicht auf Widerstand. Hier auf der Insel waren schlichtweg zu wenige Soldaten, und die blieben in der Kaserne, weil man Angst hatte, eins auf die faschistische Mütze zu bekommen. Die Guardia Civil verweigerte aber die Befehle von Franco und stellte sich in den Dienst der republikanischen Bürgermeister. Nachdem es dann zu einer Invasion kam, verkrümelten sich aber die Anführer in den Berge, und rechneten damit, dass der Putsch bald vorbei sein würde. Man wartete auf neue Befehle, wenn die der Spuk vorbei war, oder Hilfe eintreffen würde, was nie passierte. Diese kurze Phase des Widerstands gegen die Faschisten wird die „Rote Woche von La Palma“ genannt, obwohl überhaupt kein Blut floss. Einigen gelang im Anschluss die Flucht und einige wurden verhaftet. Dabei traf es eben nicht nur die Widerständler selber, wie den letzten demokratischen Bürgermeister von Los Llanos, sondern auch vermeintliche Helfer und Unterstützer, die die Flüchtigen mit Essen versorgt haben oder haben sollen. So gibt es eben nun die 13 von Fuencaliente, die namentlich bekannt sind, weil die sterblichen Überreste analysiert wurden. Wobei eben noch gar nicht alle entdeckt worden sind.
Die Namen der 13 lauten wie folgt:
- MIGUEL HERNÁNDEZ HERNÁNDEZ
- FLOREAL RODRÍGUEZ PÉREZ
- VÍCTOR FERRAZ ARMAS
- SABINO PÉREZ GARCÍA
- DIONISIO HERNÁNDEZ HERNÁNDEZ
- VIDAL FELIPE HERNÁNDEZ
- ANTONIO HERNÁNDEZ GUERRA
- EUSTAQUIO RODRÍGUEZ CABRERA
- MANUEL CAMACHO LORENZO
- DIONISOS HERNÁNDEZ CABRERA
- ANICETO RODRÍGUEZ PÉREZ
- SEGUNDO RODRÍGUEZ PÉREZ
- ÁNGEL HERNÁNDEZ HERNÁNDEZ
Die Geschichte mit der Gedenkstätte kam vor ca. 2 Jahren ins Rollen, auch weil der ehemalige Kanarenpräsident und jetziger Minister für Territorialpolitik und demokratisches Erbe, da sehr engagiert war. Mitte 2024 wurde dann eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Das erstaunliche dabei ist, dass tatsächlich alle Institutionen zusammenarbeiten. Die Gemeinde ist für der Gedenkort selber verantwortlich, die Inselregierung wird für eine entsprechende Zufahrt und Parkmöglichkeit sorgen und da die Grabungen noch nicht beendet sind, wird diese aus staatliche n und kanarischen Mitteln finanziert. Das Thema ging nun wieder durch die Medien, weil gestern Lady Barreto Palmera, und Mitglied der derzeitigen Kanarenregierung vor Ort war, um zu schauen, wie weit die Umgestaltung des Gendenkortes fortgeschritten ist. Aber auch bei diesem Projekt scheint man nicht wirklich gewillt zu sein, die Sache als das zu benennen, was es in Wirklichkeit ist. So wird teilweise immer noch von Opfern des Bürgerkrieges geredet, und dass man aufpassen müsste, vor radikalem verhalten, dass das friedliche Zusammenleben gefährden würde, anstatt einfach zu benennen, dass Faschisten Sachen machen, die Faschisten nun mal machen, ganz einfach, weil es die Idee ist, die dahintersteckt.
