Medizinische Aufstockung

Wir haben ja hier eine Uniklinik auf La Palma. Was sich nach deutscher Lesart super anhört, ist natürlich nicht ganz so, wie man sich das vorstellt. Die Tatsache, dass es offiziell eine Uniklinik ist, liegt daran, dass der Beruf des Krankenpflegers/ der Krankenpflegerin in Spanien ein Studienberuf ist. Da dieses Studium hier absolviert werden kann und an das Inselkrankenhaus angeschlossen ist, sind wir folglich seit ein paar Jahren eine Uniklinik. Die Tatsache, dass die Pfleger in Spanien studieren sorgt auch für eine wesentlich flachere Hierarchie in den Kliniken, und wenn man sich wieder mal beim Weihnachtsschinkenschneiden in den Finger gesäbelt hat, dann schaut sich der Arzt das in der Klinik nur an, und gibt die Anweisung zum Nähen, was dann die Enfermera /der Enfermero machen darf. Da Uniklinik, wird man dann gefragt, ob das auch einer der Studierenden machen darf, natürlich unter Aufsicht und Anleitung einer Ausbildungskraft, was manchmal schmerzhaft sein kann, weil da eben noch nicht genügend Erfahrung vorhanden ist, und die Anspannung beim Patienten gelegentlich sichtbar geringer ist als beim Studenten. Die Tatsache, dass wir hier also eine Uniklinik haben, hat erstmal nichts mit dem medizinischen Angebot zu tun, das hier vorhanden ist. Wenn es gravierende oder komplizierte Geschichten gibt, dann muss man als Patient weiterhin auf die große Insel nebenan, weil die eben entsprechend ausgestattet sind. Sowohl was die Fachärzte betrifft, als auch die Ausstattung mit modernen Gerätschaften. Abhilfe wird zum Teil dadurch geschaffen, dass die entsprechenden Ärzte für einige Tage im Monat hier auf La Palma aufschlagen und im Krankenhaus die Palmeros behandeln, bevor es wieder zurück nach Teneriffa geht. Nun haben wir aber eine neue und feste Anstellung eines inseleigenen Neurochirurgen auf der Insel, das gibt das kanarische Gesundheitsministerium bekannt und verspricht uns, dass dies die Wartezeiten für Bandscheibenoperationen und Eingriffen bei Hirnverletzungen für die Einheimer entsprechend verkürzen würde. Auch plane man die Anschaffung von modernen Gerätschaften, die solche Operationen auf ein minimalinvasives Level senken könnten, was die Zeit der Rekonvaleszenz entsprechend verkürzen würde. Nun kommt aber wieder der Haken an der Geschichte. Die Verweildauer von Fachärzten auf unserer kleinen beschaulichen Insel ist meist sehr kurz, ganz einfach, weil die neu eingestellten, topausgebildeten Menschen hier ganz schnell wieder verschwinden. Zum einen, weil für junge Leute hier der Hund begraben liegt, und wenn man stattdessen in einer größeren Stadt auf dem Festland arbeiten kann, dann ist das sicher attraktiver. Auch beruflich kann einen das weiterbringen. Nicht unbedingt finanziell, aber ein Arzt wächst in seinen Fähigkeiten eben auch an den Fällen die er unter dem Messer oder dem Stethoskop hat, und da bieten andere Orte eben ganz andere Möglichkeiten. Wir kennen das hier zu genüge, dass die entsprechenden Fachärzte hier eine Stelle annehmen und dann nach einem Jahr schon wieder weg sind. Man kommt dann zu seinem Termin und wundert sich, dass da schon wieder ein anderer sitzt. Wie lange der entsprechende Neurochirurg nun also hier sein wird, muss man erstmal abwarten. Das dessen Anwesenheit die Wartezeit verkürzen wird, ist sicher richtig. Sollte der aber plötzlich weiterziehen, dann wird die Wartezeit doch erheblich länger sein, weil die Patienten dann eben ins palmerische System eingeplant sind und man sicher als erstes darauf hoffen wird, dass die Stelle neu besetzt werden wird. Für den einzelnen wird es also dann noch komplizierter einen Termin auf Teneriffa zu bekommen.