Ich nicht, ich gehöre nicht dazu und ich möchte das auch gar nicht haben. Wer nichts hat, der braucht Nation um was zu sein. Das kann aber gruppenintern ansteckend wirken und birgt eben auch die Gefahr von ganz widerwärtigen Symptomen. Dass man hier immer wieder betonen muss, dass man sich doch eher als Canario, denn als Spanier fühlt, kann man vielleicht im bajuwarischen Hinterland, nach jahrzehntelanger CSU-Doktrin, nach der man, auf Grund der Gnade der weissblauen Geburt, näher am Ebenbild Gottes steht, als die restpreussische Welt, noch verstehen. Hier ist das jedenfalls auch der Fall, wobei man beachten sollte, dass unsere Nationalisten von der Colición Canarias, die Geschichte immer wieder aufs Tablett bringen um da Vorteile zu erlangen. Anders als die Wirtschaftsstarken BMW-Monteure versucht man das aber gerne auf die jammrige Tour. Die Geschichte, dass man da arg weit weg vom Mutterland im Atlantik dümpelt, spielt dabei mit rein und weil das so ist, bekommen wir aus Madrid auch immer wieder einen Keks zugesteckt, wie zum Beispiel eine eigene Mehrwertsteuer und andere Geschichten. Wer denkt, dass die einzelnen autonomen Regionen aus Madrid gegängelt werden, der übersieht, dass die alle wesentlich mehr Freiheiten genießen, als die einzelnen Bundesländer in Deutschland. Böse Zungen behaupten übrigens, dass es sich bei den Herrschaften der CC eigentlich nur im Opportunisten handeln würde und die nationalistische Karte, mal mehr, mal weniger, je nach Stimmung in der Bevölkerung, gespielt wird, um an den fetten Fleichtrögen zu bleiben, aus denen man sich und die seinen seit vielen Jahren gut ernährt. Manchmal hat das aber schon widerliche Ausmaße, wenn ein Politiker versucht den Grundschülern den Wert von palmerischem Blut zu verklickern. Deswegen kann man die nicht so ernst nehmen, weil, je nach Wetterlage, mal der Palmero, mal der Canario und wenn es denn sein muss, auch der Spanier das Geschöpf der Wahl darstellt. Jedenfalls sind die von der CC gerade fest am politischen Ruder. Hier auf der Insel und auch auf den Kanaren. Deshalb hat man da nun im Parlament eine Debatte zur Lage der Nation eingeführt, gestern war da schon die zweite und der Kanarenpräsident Clavijo, hat da eine Eröffnungsrede zur nationalen Lage gehalten, die es in sich hatte. Neben dem gewohnten Wehklagen, dass man unsolidarisch mit den minderjährigen Flüchtlingen allein gelassen wurde, war es ihm vor allem wichtig, auf eigene politische Erfolge zu verweisen. Vor allem im Gesundheitswesen, hätten sich die Wartezeiten arg verkürzt, auch wenn allen klar ist, dass die Tendenz schon vor seinem Amtsantritt da war, weil im covidialen Nachgang eben noch ganz viel aufgearbeitet werden musste, und man nun langsam wieder auf vorpandemischem Niveau angekommen ist. Dann wurde noch die Leistung im sozialen Wohnungsbau gerühmt, ein Tourismus gefordert, von dem alle profitieren, dabei hat man vor zwei Jahren selber noch neue Megaprojekte vorangetrieben, aber da kamen ja dann die sozialen Proteste dazwischen und die Separatistenflagge weht im Wind halt einfacher. Aber nun kommt eben auch die Geschichte mit den Ausländern und der Belastungsgrenze, die man vielleicht doch ganz gern hätte mit ins nationale Boot. Der Cavijo plant nämlich, auf politischer und rechtlicher Ebene eine neue Regelung, die den Zuzug von Ausländern und den Erwerb von Immobilien einschränken soll. Weil man aber dummerweise in der EU ist, die einen zwar geldwertig unterstützt, hat man dabei aber eben auch das Problem, dass, jeder dahergelaufene Nichtcanario, hier siedeln darf, wenn er denn genügend Kleingeld hat. Dass das überschüssige Kleingeld natürlich ein Problem darstellt, weil der auswärtige dem Canario den Immobilienmarkt inflationiert, da hat er schon einen waren Punkt getroffen. Aber die Rede ging dann schon eher in die Richtung des demografischen Wandels, schön mit dem Interpretationsspielraum, dass es dabei nicht unbedingt um Rentner geht, die hier die Sonne und den Lebensabend genießen wollen, sondern, um die ganz nationalen abzuholen, um die Ausländer als solche, die eben nicht von hier sind, und dem nationalen Identitätsgewese entgegenstehen. Wer übrigens Ausländer ist, dass lässt man auch offen. Man habe ja, als man Teil der EU geworden sei, gar nicht ahnen können, dass es so viele Ausländer in Europa gibt, und die alle auch noch auf die Kanaren kommen wollen. Ob der Ausländer jetzt nur der ist, der keinen spanischen Pass hat, oder ob der kanarisches Blut braucht, sagt er auch nicht, und den Interpretationsraum lässt man vielleicht auch ganz gerne mal breit, je nachdem was nachher opportuner ist. Jedenfalls will man an der EU-internen Residenzfreiheit ganz gerne sägen und möchte als peripheres Gebiet auch periphere Regeln, die man nun als kanarische Nation mit der EU verhandeln möchte. Zum Abschluss kam dann noch die Aufforderung, dass man, aufgrund der polarisierten Weltlage und auch spanischen Lage, als kanarische Nation zusammenstehen soll, um der Unbill der Welt die Stirn zu bieten. Also die, die Teil der Nation sind, warum auch immer, so je nach Bedarf, definieren dann, wie breit die Stirne dann am Ende sein wird.