Die Königin muss weg

Das ist keine politische Forderung, das könnte nur Ärger geben, aber bei uns hockte die Königin auf dem Orangenbaum, und ich will die da gar nicht haben. Gestern am Nachmittag, tauchte plötzlich eine Wolke am Himmel vor dem Fenster auf, die auch ordentlich Geräusche machte, verschwand aber zügig wieder. Kurz darauf hockte die Königin am Baum und die Untertanen versammelten sich um die Chefin, laut summend aber astrein entspannt, und bildeten eine Traube um die Regentin. „Ich will die behalten“, sagte der Kindermund sogleich, aber die Erzeuger waren sich schnell klar, dass Katzen, Hühner und Kinder im Haushalt reichen würden. Bienen sind nicht nötig, auch weil das Arbeit machen würde. Im Normalfall wurde man nun vor dem Problem stehen, dass man nicht weiß, wo man die summende Masse abgeben könnte, und anfassen, stachelbewährt, wie die nun mal sind, will man die auch nicht. Aber da hilft die Nachbarschaft und der Sergio, der charmante Wirt aus dem Il Giardino hatte uns am letzten Wochenende berichtet, dass da ein Schwarm Bienen in den alten Pizzaofen im Garten eingezogen sei. Da er aber einen Bienenmann an der Hand hat, der seine ganzen Völker an den Vulkan verloren hat, hat er den angerufen, der dann dankbar die Viecher eingesammelt hat, und überhaupt würde da ja dann eine Hand die andere waschen. Also haben wir den Sergio gefragt ob er uns die Nummer geben könne, aber der hat den Imker dann direkt angeläutet und dieser versprach dann heute vorbei zu kommen.

Heute Mittag war der dann da und hat, im Kostüm und die Mütze unterm Arm eine Kiste mitgebracht, die drinnen auch schon wabenbestückt war. Deckel ab und unter die Traube gestellt und dann die ganze Schar runtergeschüttelt. Wichtig so erzählte der freundliche Mann sei, dass die Königin in der Kiste landet. Anschließend kommt der Deckel drauf, welcher eine runde Öffnung hat, durch das dann der Rest der Summseschar reinkrabbeln kann. Man könnte da einfach daneben stehen, wenn die Bienen auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind, sind die wohl recht friedlich unterwegs, erklärte der Honigmacher. Trotzdem war dann natürlich erstmal Aufregung angesagt, aber die Bienen die bereits auf der Kiste hockten, haben den umherfliegenden, mit weißgefärbtem und gerecktem Hinterteil, angezeigt, dass man da rein muss, weil da die Königin hockt. Ein netter Mann der Imker, der Töchterchen, die interessiert daneben stand, und auch mir erklärte, wie das funktioniert, und warum die Bienen auf Wanderschaft gehen. Die Kiste steht nun noch unter dem Baum, er kommt heute Abend und holt sein neues Volk der Abeja Negra ab. Solange bleibt das Loch im Deckel offen, damit auch der letzte Rest sich nach drinnen gesellen kann. Mittlerweile ist es auch merklich ruhig um die Öffnung herum geworden.

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