Bananenfrevler und überall wird demonstriert

Wir bilden uns etwas auf unser Hauptexportgut ein. Die einheimische gelbe Krummfrucht ist sakrosankt. Wer damit Schindluder treibt, der bekommt mächtigen Ärger. Und weil unsere Banane eben ganz anders schmeckt, als die Dollarbananen, hat die hier eben einen eigenen Namen. „Platanos de Canarias“ bedeutet eben nicht nur lecker, sondern auch zertifiziert und garantiert von hier. Zu erkennen ist das, weil die Teile in einer Schachtel sitzen, wo eben das draufsteht, dass die Banane hier gewachsen ist. Dann gibt es da auch noch Kleber drauf, damit dann auch wirklich jeder weiß, wo das Obst herkommt. Dass man die gelben Teile im Rest Europas kaum erstehen kann und nur der spanische Festlandmarkt von Bedeutung ist, weil die anscheinend wissen, was wirklich mundet, tut der Sache freilich keinen Abbruch. Für uns ist die Platano Kulturgut und Nahrungsgrundlage. Das aber im übertragenen Sinn. Dank der Subventionen, gerade wieder gesichert, fließt, zusätzlich zum gerade eh schon hohen Preis, fleißig Geld auf den Archipel. Unzählige Familien haben im Nebenerwerb eine kleine Finca und durch das Geld, das damit verdient wird leben, vor allem auf La Palma ganz viele Leute, weil das Zubrot dann hier in Umlauf kommt, und am Ende allen zu Gute kommt. Schon im letzten Jahr hat der Verband der kanarischen Bananenproduzentenorganisationen (Asprocan), der die Rechte an unserer Ursprungsgeschützten Platano besitzt, angemerkt, dass da offensichtlich etwas nicht in Ordnung ist. Jetzt kommt heraus, dass gegen eine Großhandelsfirma in Alicante ermittelt wird, weil diese im großen Stil Fremdbananen umetikettiert haben soll. Die Firma handelt auch mit kanarischen Bananen und hat somit Zugriff auf die entsprechenden Kleber und Kartons, auch weil es auf Teneriffa wohl ein Tochterunternehmen gibt. Die Bananen um die es ging sollen eigentlich aus Madeira stammen. Da die dort ja ganz ähnliche klimatische Bedingungen haben, sagt jetzt niemand, dass die Teile unbedingt schlechter sein müssen. Aber ein Produkt, mit entsprechender Ursprungsbezeichnung lässt sich eben, vor allem im Spanischen Raum, entsprechend besser und damit gewinnbringender vermarkten. Den Schaden hat am Ende dann eben nicht nur der Verbraucher, sondern auch der kanarische Bananenproduzent, wenn da Fälschungen in Umlauf gelangen. Damit die Geschichte nicht auffällt, soll die entsprechende Firma auch die Papiere für den Einkauf gefälscht haben. Asprocan hat da die Ermittlungen angestoßen, und das Treiben ist nun vorerst beendet. Man geht aber davon aus, dass das der Betrug über Jahre (2021-2024) stattgefunden hat.

Am Sonntag ist wieder Demonstrationstag. Au allen kanarischen Inseln (mit Ausnahme von La Gracioca) soll da Flagge gezeigt werden. Der Gegner ist das momentane Touristenmodell, das den verschiedenen, eher linken Gruppen, die sich unter dem Motto „Canarias tiene un limite“ zusammengeschlossen haben, ein schmerzhafter Dorn im Auge ist. Und natürlich ist die Geschichte wie immer nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Als Tourist der da nach La Palma kommt, kann man die Geschichte erstmal gar nicht verstehen. Hier ist ja alles ruhig, Massentourismus sucht man vergebens, alles ist schön intergrativ und so weiter und so fort. Aber auch bei uns hat man in den letzten Jahren ja schon von ganz anderen Sphären geträumt. Golfplätze, Spahotels und so weiter und so fort, fanden einige der Politiker, die hier gerade am Ruder sind ganz fein. Mittlerweil sind solche Sachen gar nicht mehr auf der öffentlichen Agenda, auch weil die Opportunisten gemerkt haben, dass das gar nicht mal so gut ankommt, siehe die Proteste im letzten Jahr auf den Kanaren. Trotzdem wissen die schon, dass wir da noch etwas mehr, vor allem im Sommer, an Besuchern vertragen könnten, schließlich leben wir, neben der Platano, eben vom Tourismus. Die anderen Inseln können aber größtenteils nur von solch ruhigen und paradiesischen Zuständen träumen. Da gibt es eben einen Massentourismus, der sich gewaschen hat, und dies eben nicht nur in Hotelanlagen, sondern auch in, zu einem großen Teil illegalen Ferienwohnungsmarkt, welcher den Einheimischen, die Mieten in die Höhe treibt, auch weil gutbetuchte Engländer und Deutsche, eine Immobilie auf den Kanaren als Investition ansehen, die man dann nebenher auch noch vermieten kann. Und so ist es eben schwer zu verstehen, dass die Angestellten der Hotels und Appartementanlagen, teilweise am Stadtrand von Maspalomas in Wohnwägen leben, weil man sich mittlerweile kein Appartement mehr leisten kann. Den Veranstaltern der Demonstrationen geht es nach eigener Aussage darum, ein anderes Tourismusmodell zu etablieren. Das ständige Weiterwachsen müsse ein Ende haben. Nicht nur dass die Besucher die Natur kaputt trampeln würden, sie sorgen durch gefüllte Pools für hohe Wasserpreise für die Landwirtschaft und belasten die Infrastruktur, die nicht auf so viele Menschen ausgerichtet ist zusätzlich. Dass der Playa Jardin in Puerto de la Cruz seit Monaten Hygieneprobleme hat, hängt damit zusammen, weil einfach zu viele Menschen das Abwasser belasten. Es handelt sich bei der ganzen Sache um einen sozialen Protest, organisiert von linken Weltverbesserern, die ganz gern zuerst mal ihre eigene insulare Welt verbessert sehen wollen. Allerdings, und das haben die Demonstrationen im vergangenen Jahr gezeigt, setzten sich die Nationalisten da ruck zuck mit drauf, und versuchen Stimmung geben die Auswärtigen zu machen. Und deshalb ist es auch wichtig, sich den Forderungskatalog der Organisatoren anzuschauen. Neben einem Moratorium für Hotels und Ferienhäuser, fordert man eine Touristensteuer, also eine Art Kurtaxe. Dieses Geld soll dann für Umwelt- oder Sozialprojekte verwendet werden. Außerdem soll vom Tourismus die lokale Bevölkerung profitieren und nicht ausländische Konzerne mit ihren Interessen im Vordergrund stehen. Man möchte generell die einheimische Wirtschaft gefördert haben, um sich von außerhalb unabhängiger zu machen. Auch gegen das momentane System der Energiewende richtet sich der Groll. Die Problematik wird aber eben nicht bei den erneuerbaren gesehen, sondern in der Art, wir Großkonzerne da die Finger drauf haben und Profit machen. Man fordert die Förderung von kleineren und nachbarschaftlich verwalteten Solaranlagen, anstatt riesige Solarfelder, betrieben von der Stromkonzernen zu subventionieren. Auffallend ist auch, dass man sich ein Aufenthaltsgesetzt wünscht. Wer da „Ausländer raus“ versteht, muss die Geschichtet zu Ende lesen. Die Regularien für Neubewohner der Kanaren sollen so sein, dass allen bereits hier wohnenden Personen zuerst ein Leben in Würde, sprich Wohnraum und soziale Absicherung zusteht. Und dabei soll es völlig Wumpe sein, woher die Bewohner der Inseln eigentlich kommen. Im Prinzip wünscht man sich ein Zuzugs-Stopp, was, wenn man ehrlich ist, ja gar nicht geht, weil die EU da ihre Regeln hat. Wer denkt, dass es sich dabei um genau das handelt, was der Lanz immer propagiert, nämlich, dass die Neuen die Sozialsysteme und die Kommunen belasten würden, und deshalb müssen die Grenzen abgedichtet werden, der ist nämlich schief gewickelt. Man möchte, unabhängig von der sozialen Situation vor Ort (gefühlt oder real) nämlich Ausnahmen haben. Und diese Ausnahmen sollen vulnerable Gruppen, wie zum Beispiel Flüchtlinge sein.  Übrigens wird nicht nur auf den Kanaren demonstriert, Auch die Diaspora wird in verschiedenen spanischen Städten zeitgleich auf die Straße gehen. Und auch in Berlin soll wieder demonstriert werden.