Wir haben Rallye auf der Insel. Die 51. Ausgabe der Rallye Senderos de La Palma findet gerade statt, und bringt für den ruhesuchenden Menschen etliche Einschränkungen mit sich. Neben der Geschichte, dass die Vehikel extrem laut sind, zu den getunten Motoren gibt es auch regelmäßig knallende Fehlzündungen, ist dazu auch noch immer und überall irgendwas gesperrt, weil die Wettkampfstrecke, über zwei Tage schön in Etappen verteilt, einmal quer über die Insel geht. Aber nicht nur die Strecke selbst führt zu Einschränkungen, auch das Rahmenprogramm. Für die Präsentation von Fahrzeug und Fahrer wurde dieses Jahr das Zentrum von El Paso ausgewählt. Mit Bühnenaufbau und allem drum und dran, war da schon am Mittwoch schwer durch zu kommen. Wo die dann gerade sind, dass weiß man, wenn man sich nicht explizit dafür interessiert, nicht wirklich. Zwischen den einzelnen Wertungsprüfungen werden die Autos ja stehts überführt, und wenn man in Tajuya am alten Kreisverkehr Richtung Las Manchas wohnt, dann bekam man mit, dass die Autos schon am frühen Morgen, unter lautem Motorenlärm nach unten gefahren sind. Nun fahren sie gerade, unter gleichem akkustischen Wetterleuchten wieder nach oben. Ich persönlich brauche diesen Quatsch nicht, aber den Leuten gefällt das dann doch arg. Da nehmen nämlich nicht nur irgendwelche semiprofessionellen Rennfahrer dran teil. Die Geschichte ist tatsächlich einer Art Volkssport auf den Kanaren. Fast jeder Hinterhofwerkstatt hat da eine eigen Rennkiste zusammengebastelt, und deshalb ist es auch schwierig einen Mechaniker zu bekommen, wenn man da in den 2 Wochen vor der Rallye einen Schaden am eigenen Auto hat. Die sind komplett im Stress. Nicht nur die eigenen aufgemotzten Wagen muss da auf Vordermann sein, als Fachmann muss man dann natürlich auch noch an der Kiste von den zwei besten Kumpels rumschrauben. Da die Geschichte aber auch Geld kostet, werden die Autos natürlich auch gesponsort und deshalb mit entsprechenden Aufklebern auf der Außenhülle versehen. Und da ist dann wirklich alles dabei. Gerne natürlich die Läden, die Autoteile verkaufen, aber eben auch Bekleidungsgeschäfte oder sogar Buchhandlungen. Am beliebtesten sind aber Bars. Und so wird schon immer vor den entsprechenden Veranstaltungen die Rennkutsche vor und teilweise in den Bars präsentiert, was dann wiederum die Freunde des Fahrers und auch anderes interessiertes Publikum anlockt. Man darf dann auch mal reinsitzen und mit den Piloten fachsimpeln. Das Ganze ist also tief und der Gesellschaft verankert und Teil der insularen Normalität. Nach dem Wochenende ist der Spuk dann aber wieder vorbei. Allerdings lassen sich da dann auch noch einige Nebenwirkungen bei den Nichtrennfahrern beobachten, die das Treiben der sportlichen Veranstaltung begutachtet haben. Manch einer bekommt da nämlich Überwasser ob der Eindrücke und versucht dann mit dem eigenen KFZ einen auf dicke Hose zu machen. Das war schon am Tag der Präsentation der Autos zu beobachten, dass da so mancher, dem das Testikel in den Gasfuß gerutscht ist, den dicken Max machen musste und es war dann auch lustig zu sehen, wie die Polizeikräfte, die ja, wegen den Absperrungen zahlreich zu gegen waren, den betroffen dreinblickenden Jungspunds eine Rechnung ausgestellt haben. Ich habe schon rumgewitzelt, dass die Autos hier nicht mit Benzin, sondern mit Testosterondirekteinspritzung betrieben werden, was dann aber verstörende Bilder in den eigenen Kopf gesetzt hat. Sollte das nun bei Ihnen Ähnliches verursachen, dann brauchen Sie sich nicht bedanken.