Diesen Sommer ist die Bajada der Virgin de las Nieves in Santa Cruz. Neben des Zutaletragens der Jungfrau, die hauptberuflich unsere Inselheilige ist, gibt es eben da traditionell ein entsprechendes Rahmenprogramm, welches sich über Wochen in der Inselhauptstadt hinzieht. Konterte und andere Kulturveranstaltungen, Sportgeschichten und alles Mögliche. Feierlichkeiten im ganz großen Stil. Seit 1905 gehören die tanzenden Zwerge da auch zum Programm und die Figuren sind eine Art Wahrzeichen der Insel geworden. Kühlschrankmagneten, Anstecker und T-Shirts, produziert in Fernost, werden da den Besuchern feilgeboten und die Geschichte wird ordentlich vermarktet. Wenn die Zwerge dann tanzen, dann wird die Geschichte im kanarischen fernsehen übertragen. Für die Leute vor Ort scheint es aber auch relevant zu sein, da mal live dabei zu sein. Dafür gibt es auch ordentlich Nachfrage und so tanzen die kleinen Kasper eben nicht nur einmal, sondern mehrmals und auch an verschiedenen Tagen. Insgesamt gibt es 45.000 Eintrittskarten und gestern ging der Vorverkauf los, und war auch alsbald wieder beendet. Da wir hier schon ordentlich digitalisiert sind, ist ein Großteil der Karten im Onlineverkauf erhältlich gewesen. 30 Minuten nach Verkaufsbeginn, waren 25.000 Karten weg, eine Stunde dauerte es um 36.000 Karten los zu werden. Für den ersten Tag den 10 Juli, gibt es nun nur noch Karten an der Abendkasse, für den 19 Juli waren abends, laut Presse, noch Karten zu bekommen. Physische Karten gab es ebenfalls zu erwerben. Da bildeten sich vor der Verkaufsbüro lange Schlangen und die ganz motivierten waren schon am Tag zuvor mit Campingstühlen auf der Straße. Innerhalb einer Stunde waren mehr als 900 Karten weg. Man hat für die langen Schlangen extra Absperrgitter errichtet, und nach dem großen Ansturm ist man natürlich mächtig stolz, ob der großen Nachfrage, weil man nun wieder weiß, wie wichtig diese Veranstaltung für unsere insulare Identität sei. Man habe Monate daran gearbeitet, den Verkauf zu organisieren, und sei mächtig froh, dass alles so gut geklappt habe.
Vom Osten nun in den Westen der Insel. Die Bürgerplattform El Riachuelo la Graja hatte ja die Demo vor Zwei Wochen kurzfristig (eventuell wegen Wetterkapriolen) abgesagt, und diese nun auf den morgigen Freitag verlegt. Um 17 Uhr will man sich nun an der Kreuzung zur Virgin del Pino treffen und gegen die neue Lizenz für den Abbau von „Zuschlagsstoffen“ (Kies) zu demonstrieren. Entgegen der Verlautbarungen des Rathauses von El Paso, hat man der Betreiberfirma, deren Chef die besten politischen Verbindungen nachgesagt werden, nun nämlich doch um 17 Jahre verlängert. Die Grube die da neu entstehen soll, schließlich musste der Betreiber die alte renaturieren, was fein säuberlich dokumentiert, mit allerlei Müll geschehen ist, der in so einer zuzuschüttenden Grube nichts verloren hat. Die neue Lizenz bedeutet nun also, dass da neu gebaggert werden wird. Dass die ganze Geschichte in der Nähe von Behausungen und dazu auch noch am Rande des Eingangs zum Naturschutzgebiet der Caldera liegt, stößt den Leuten der Bürgerplattform auf und man fordert da schon Jahre einen Stopp sämtlicher Aktivitäten, was nun eben, in Anbetracht der neuen Lizenz, nicht erfolgreich war. Man hat nun auch eine Petition, die bei der Demo öffentlich verlesen werden soll, direkt an den Kanarenpräsidenten Clavijo verfasst, aber aufgrund der politischen Verbindungen und der hohen Spendenbereitschaft, die da kolportiert wird, ist das sicher eher symbolisch. Deswegen muss man sich da was anderes suchen, und da es in Spanien viele Gesetze gibt, scheint man auch etwas gefunden zu haben, was da klappen könnte. Man beobachte nämlich, dass da auch an einer alten Straße von ethnografischem Wert gebaggert werden würde, und diese historischen Wege sind geschützt, sagt ein kanarisches Gesetz von 1992. Im Jahr 2005 gab es dann ein Dekret, welches die Geschichte nochmals konkretisiert hat, im Bezug auf „Bergbautätigkeiten“ und da wurde eben jener Weg „Las Palomas“ als Beispiel genannt. Ohne Die Einwilligung des Eigentümers, in dem Fall die Gemeinde El Paso, sei da nichts zu machen. Wer nun denkt, dass die Gemeinde da einfach zustimmen kann, der sieht sich dann eben mit diesem Gesetz konfrontiert, so argumentiert die Bürgerplattform. „Tagebau muss den geltenden Bergbau- und Umweltgesetzen entsprechen und darf den Schutz öffentlicher Straßen nicht überwiegen.“, so heißt es da ganz klar. In 2017 hat die kanarische Regierung dann noch diese historischen Wege per Gesetz als unbewegliche Elemente von historischem und ethnografischem Wert definiert. Man hat also zumindest eine juristische Grundlage, mittels der man den sofortigen Stopp aller Aktivitäten fordert. Der alte Pfad ist also das was die Zauneidechse für Stuttgart 21 war, und da dort eben dann doch gebaut wurde, ist nicht klar, wieviel Hoffnung man sich machen kann, dass diese Argumentation verfängt. Letztlich müsste das Rathaus von El Paso da Einschreiten, alldieweil die ja Eigentümer des Weges sind. Dafür braucht es dann aber eben entsprechend Druck und deshalb ist es auch nötig, dass man da morgen demonstrieren geht.
