Wenn gerade auf den Kanaren gegen das Touristenmodell demonstriert wird, dann sind wir da mit im Boot. Obwohl sich unser Modell, auch wenn sich das einige aus der Politik und der Wirtschaft sicher anders wünschen, von dem angeprangerten fundamental unterscheidet. Und die Forderungen sind ja auch teilweise recht diffus, die da gebracht werden. Da geht es um Umweltschutz, um riesige Hotelkomplexe, die man nicht will, aber gleichzeitig auch gegen das überhandnehmende Modell der Ferienhausvermietung, welche auch mit Spekulation von Wohnraum einhergeht. Da kommen dann auch wir ins Spiel, schließlich mangelt es an bezahlbarem Wohnraum auf der Insel und die Preise für Kauf und Miete gehen durch die Decke. Und da die Geschichte immer eine von Angebot und Nachfrage ist, ist die Schuld an dem Schlamassel eben nicht bei der einen oder der anderen Seite zu suchen, sondern es gehören immer zwei dazu. Niemand ist schließlich gezwungen, den Verkaufspreis so hoch anzusetzen, bis irgendwann ein deutscher oder Schweizer aufkreuzt, der ihm das über den Tisch der Immobilienagentur schiebt. Gleichzeitig sollte der potentielle Käufer mit den vielen Scheinen auf der Bank wiederum wissen, dass seine Bereitschaft, soviel Geld auszugeben, den Markt weiter anheizt. Allerdings ist diese Geschichte, folgt man dem Vortrag den David Ramos Pérez, Professor für Humangeographie an der Universität Salamanca, am vergangenen Freitag im Museum Benahoarita in Los Llanos gehalten hat, am Ende nur ein Faktor, der die Sacher verschlimmert. Zwei andere Punkte seine da viel wichtiger, wobei die Lösung einhergehen könnte. Wir haben nämlich einen Leerstand, der sich gewaschen hat und gleichzeitig einen massiven Mangel an Sozialwohnungen. Gleichzeitig gibt es eigentlich gar keinen Mangel an Wohnraum. In Zahlen ausgedrückt haben wir 558 Wohnungen pro 1.000 Einwohner auf der Insel, was weit über dem kanarischen Schnitt von 499 liegt. Auch liege diese Zahl über dem Durschnitt der OECD-Staaten, so der Professor, was den Schluss zulassen würde, dass es auf La Palma gar keinen Mangel an Wohnraum geben würde, sondern eben einen Mangel an bezahlbarem und zugänglichem Wohnraum. Wir haben nämlich eine Leerstandsquote von 25,8%. Auf den Kanaren sind es 19,4% und in komplett Spanien. Und noch spannender ist, dass ein Großteil des Leerstandes genau da ist, wo er benötigt wird. 58,3 Prozent der nicht genutzten Häuser/Wohnungen befinden sich in den zwei Ballungsräumen, Aridanetal und Santa Cruz zusammen mit den beiden Breñas. Das zweite Problem, das wir haben, ist der Mangel an Sozialwohnungen. Hier hat sich die Quote zwar nach dem Vulkan erhöht, weil die Inselregierung einige Gebäude renoviert und an die Betroffenen vermietet hat, aber selbst wenn wir hier noch die geplanten 400 Sozialwohnungen bis 2029 bauen würde, dann läge die Quote bei gerade einmal 3,3%, was verglichen zu den 9% im europäischen Schnitt nicht erwähnenswert ist. Klar ist, dass in den vergangenen 30 Jahren hier ein Zuzug stattgefunden hat, und auch der Markt an Ferienhausimmobilien zugenommen hat. Gleichzeitig sei aber bis 2008, also bis zur Immobilienblase auch mächtig und tüchtig gebaut worden. Durch den Mangel an verfügbarem Wohnraum, sei es derzeit so, dass es immer mehr Zwangsräumungen gebe, weil die Mieter die stetig steigende Miete nicht mehr bezahlen könnten. Kaufen käme für dieses Klientel auch nicht mehr in Frage, wer sich keine Miete leisten kann, der bekommt auch keinen Kredit. Gleichzeitig steigt dann die Angst der potentiellen Vermieter, dass sie ihr Geld nicht erhalten würden. Die Geschichte ist also gerade recht überhitzt, sowohl was Kauf, als auch Miete angeht, und gleichzeitig haben wir einen riesigen Leerstand. Die Frage wäre also, wie man diesen auf den Markt bekommt, was gleichzeitig nicht nur die Immobilienpreise senken würde, sondern auch Neubauten unnötig machen würde. Ein Ansatz könnte sein, dass die lokale Verwaltung versucht an die Häuser und Wohnungen heran zu kommen, diese Renoviert und dann als Sozialwohnungen auf den Wohnungsmarkt wirft. Dazu wäre es aber nötig, dass man einen gewissen sozialen Druck ausübt, und wenn man ehrlich ist, kann man das von unserer momentanen Inselregierung nicht erwarten, dass die sich in das Privatleben einmischen. Nicht einmal mehr Aufforderungen den Müll zu trennen oder nach einer Rallyeveranstaltung die Leute aufzufordern nicht durch die Gegend zu rasen und andere zu gefährden gibt es. All das wäre ja eine Zumutung, die potentielle Wähler verschrecken könnte. Von politischem Willen kann man da gerade nicht sprechen, aber sich dann als potentieller gutbetuchter Käufer auf dem Argument auszuruhen, ist dann eben doch zu einfach.