Wenn es auf La Palma Sommer wird, dann ist Fiestazeit. Da feiern wir uns selbst und unser kanarisches/palmerisches Dasein ganz dolle. Das geht dann den ganzen Sommer über durch. Zwar hatten wir schon einige Romerias, wo dann das traditionelle Viehzeug präsentiert wird, also das palmerische Rind, die palmerische Ziege, sammt ihrem leckeren Käse und auch das insulare Schaf, werden da, subventioniert wegen der Arterhaltung, bestaunt. Die Fiesta Cruz de las Canales war am Wochenende in El Paso und nun am Freitag kommt es ganz dicke. Da ist Dia de Canarias, also unser kanarischer Nationalfeiertag. Jede Gemeinde veranstaltet da irgendwas und die lokalen Klamottenhändler machen gut Geld, alldieweil man ja noch die Ropa Tipica kaufen muss. Allerdings ist das natürlich schon lange kein handgemachtes Zeug mehr, sondern das macht der Chinese und schickt uns das auf die Inseln und wir kaufen die Klamotten da für eine Platano und ein Ei ganz billig ein. Freilich gibt es auch noch die traditionellen Kleidermacher, oder die Oma näht das Zeug zusammen. Weiterhin gibt es da sogar Kurse, von den Gemeinden organisiert, damit die Tradition nicht verloren geht. Aber der Ottonormalkanare der kauft das Zeug billig ein. Auch weil man sonst für die eigenen Kinder da jedes Jahr neue Sachen braucht. Man muss ha schließlich auch, meist am Tag vor oder nach dem Feiertag so in der Bildungseinrichtung aufschlagen. Da wird dann kanarisch getanzt und endemische Kinderspiele aufgeführt. Außerdem gibt es dann den Auftrag, dass die Kinder von zuhause kanarischen Essen mitbringen, welches dann gemeinsam verspachtelt wird. Da die Schule aber dem Großen dieses Jahr das gemeinsame Essen verweigert hat, hat dieser beschlossen, dass er sich auch der Aufforderung der Klamotten widersetzten wird. Erst noch in den ersten beiden Stunden morgens Matheklausur haben, und dann Tanzen müssen, da weigert er sich dann doch pubertätsbedingt. Bereits im Vorfeld zum Kanarentag wird da in den Schulen mächtig Vorbereitung betrieben. Seit drei Wochen macht Sohnemann im Sportunterricht nur noch Lucha Canaria, was, wenn man bedenkt, dass er den hageren Körperbau seines Vaters vererbt bekommen hat, arg ungerecht erscheint. Der landet da immer im Sand und muss sich deswegen nach der Schule erstmal duschen. Bei den kleinen in der Grundschule werden dann Geschichten unserer Vorfahren erzählt sowie kanarische Traditionen und Gewohnheiten vermittelt. Da alle Orte dann nochmal ihre Eigenheiten haben, sind es in El Paso immer die Seidenraupen, die da in der Schule gezüchtet werden. Allerdings wachsen die Teile extrem schnell und werden immer gefräßiger, was dann traditionell dazu führt, dass die Lehrerschaft die Tiere den einzelnen Kindern auf Auge drückt. Und meine Tochter ist da beim „hier“-Schreien immer ganz vorn mit dabei und die Mama hat es ja schließlich auch erlaubt. Die Raupen hocken nun in einem Karton auf dem Regal im Kinderzimmer, damit die Katzen da nicht rangehen. Man muss die mittlerweile 3-4mal pro Tag mit frischen Maulbeerblättern versorgen, was bedeutet, dass ein gehöriger Teil der Arbeit auf die Eltern übergeht. In unserem Fall ist das die Mutter, weil ich als Vater von Anfang an dagegen war, dass die Viecher ins Haus kommen, mit dem Verweis, dass eben klar sei, wer sich am Ende drum kümmern muss. Töchterchen ist zwar immer noch recht beflissen, wäscht und trocknet Maulbeerblätter und packt die dann in die Kiste, aber das Material ins Haus schaffen macht dann eben Mama. Die hat aber auch schon Erfahrung damit und hatte sich vor einigen Jahren in die Gruppe der Seidenraupenzüchter begeben. Die Gemeinde hatte damals Freiwillige gesucht, und sie hat sich gemeldet. Damals hatten wir aber auch ca. 10 Maulbeerbäume direkt vor dem Haus stehen. Wenn die Raupen dann groß genug sind, dann verpuppen die sich. Da kommt dann das wertvolle Material bei raus. Die Puppen trägt man dann ins Seidenmuseum, gut gekühlt und im Gefierbeutel. Schlüpfen sollte da nämlich nichts, weil wenn der Kokon ein Loch hat, dann gibt es keinen durchgehenden Faden mehr. Allerdings haben wir damals dann doch welche schlüpfen lassen, weil die nämlich Raupeneier aus Asien bekommen hatten, die eine andere Farbe hatten. Es gab, neben dem klassischen Weiß, auch gelbe Seide, grüne und sogar welche in einem leichten Orangeton. Weil diese Eier extrem teuer sind, wurden man gebeten, dass man da nach Möglichkeit eben auch einige Eier produziert. Wenn also die Viecher schlüpfen, dann geht das ganz schnell. Die machen sich übereinander her, es werden Eier gelegt, und dann wird auch schon gestorben. Die Schmetterlinge sind nämlich so dermaßen degeneriert und überzüchtet, dass die im Karton nur im Kreis rumbrummen können. Die eigentliche Lebensphase ist das Raupenstadium. Mittlerweile sind die Teile in der Kiste fasst 10cm groß und bislang gab es auch noch keine Verluste.
