Wer sich gerade über die Streitigkeiten von Musk und Trump amüsiert, der kann auch mal bei uns im Inselparlament reinschauen. Klar waren Carlos Cabrera der Chef der konservativen PP und der Inselpräsident Sergio Rodriguez von der CC nie dicke Freunde. Aber die geben es sich seit geraumer zeit gegenseitig so gewaltig, dass einem vom Zuschauen fast schwindelig wird. Dabei muss man beachten, dass die beiden Parteien auf kanarischer Ebene eine Koalition bilden und aufeinander angewiesen sind. Der ewige Streitpunkt bleibt der Neubau der LP2 über die Lava. Hier haut man auf der Insel, und hoch bis auf die kanarische Ebene aufeinander ein, bezichtigt sich der Lüge, der Absicht der palmerischen Bevölkerung mutwillig Schaden zu wollen und so weiter und so fort. Dabei gibt es dann immer wieder Wendungen und Erzählungen, dass der jenes gesagt hätte, der dann widerspricht und auf die eigenen Parteigenossen auf andere Regierungsebene verweist, so dass man da mittlerweile gar nicht mehr durchblickt, und je nach eigenem politischem Weltbild, dem einen glaubt oder eben auch nicht. Da mir die rechtskonservativen von der PP genauso fremd sind, wie die kanarischen Nationalisten, die den Populismus vor allem zum eigenen Machterhalt befeuern, könnte ich mich eigentlich zurücklehnen und dem Treiben zusehen, aber das ist ja keine Theateraufführung, sondern das sind diejenigen, die hier gerade das politische Sagen haben. Wobei dann heute wieder die Meldung vom kanarischen Minister für Straßenbau kam, der sogar bei der CC ist und der wiederum die Geschichte, dass sein Koalitionskollege und La Palma-Expräsident Zapata (PP) mir seinem Umweltgutachten den Straßenbau blockieren würde, versucht hat auszuräumen, und damit seinem Parteikollegen Sergio und jetzigen Inselpräsidenen in die Parade gefahren ist. Zwar gebe er zu, dass das Ministerium, welches das Umweltgutachten erstellt habe, da einige unglückliche Formulierungen verwendet habe, aber im Prinzip würde das überhaupt nicht einem zügigen Beginn des Straßenbaus im Wege stehen. Offensichtlich schließen sich da gerade die überparteilichen Reihen ein wenig, man hatte, je nach politischem Gusto, schon Angst oder Hoffnung, dass die kanarische Regierung wegen unserer LP2 noch auseinanderfliegen könnte.
Unterdessen geht es auf der Insel aber munter weiter. In der letzten Sitzung hat der Oppositionelle Carlos, wie man das eben als Oppositioneller so macht, wie üblich seine Fragen gestellt. Da gab es Geschichten zum insularen Nahostbüroprojekt und der Idee dem Araber unsere Bananen und unsere Asche als Dünger zu verkaufen, welche von Sergio brav beantwortet wurden, auch weil konkret nichts zu erzählen war. Dann stellte der Carlos aber eine Frage, die es in sich hatte. Vielmehr war es die Reaktion, die zu einem handfesten Streit, mit persönlicher Diskreditierung zweier Alphatiere geführt hat, die einen eher erschrecken lassen. Dabei war die Geschichte eher harmlos. In Santa Cruz gibt es nämlich die Aufforderung, dass da alle Häuser in exponierter Lage, wegen der Bajada die Inselheiligen, alle fünf Jahre neu und schön gestrichen werden sollen. Eine hübsche Fassade macht einen guten Eindruck, mehrere ein gutes Stadtbild. Ob man die Idee wegen der vielen Besucher hatte, oder ob man der Heiligen selbst den Anblick abblätternder Farbe nicht zumuten möchte, das ist mir nicht bekannt. Der Carlos fragt also den Sergio, ob das Cabildogebäude auch noch gestrichen wird, weil, wenn man das von den Bürgern erwarten würde, dann müsse man ja mit gutem Beispiel voran gehen. Die Antwort war, dass man das nicht zu tun gedenke, weil man gerade kein Geld übrig habe für so etwas, sondern die Vulkanopfer wichtiger seien. Allerdings war die Antwort eben nicht sonderlich clever, weil der Carlos sich vorbereitet hatte, und dem Inselpräsodenten unter die Nase rieb, dass man dafür doch schon über 100.000 Euro im Haushalt beiseitegeschafft hätte. Dieses Geld sei zweckgebunden, man habe sogar schon die Fassadenfarbe festgelegt, und er würde, mittlerweile[SM1] süffisant lachend, darum bitten, dass da zügig gepinselt werden sollte, bevor die Bajada sei. Und natürlich ließ er sich es dann auch nicht nehmen, en Konkurrenten noch eine mitzugeben, dass die Antwort mit Verweis auf die Vulkangeschädigten eben dann doch recht „einfach“ sei und es doch besser wäre sich zu informieren, bevor man sowas standartmäßig raushauen würde. Dann wurde es richtig hitzig, weil der eine den anderen unterbrochen hat, und der aber weitereden wollte, und dann ging es an Aufrechnungen aus der Vergangenheit, mit fehlendem Respekt, und allem, was Männern mit großen Ambitionen und noch größerem Ego gar so wichtig ist. Bei den ganzen Streitereien, die sich die beiden eher rechten Parteien da gerade liefern, fragt man sich aber, was die PSOE da gerade macht. Die halten nämlich, auf allen ebenen gerade schön die Klappe. Und man könnte fast vermuten, dass da eine Absicht dahinterstehen könnte. Ob das Kalkül funktioniert, wenn die anderen sich gegenseitig fortwährend in die Pfanne hauen bleibt aber abzuwarten. Man hört so wenig von denen, dass man gar nicht mehr weiß, ob es die noch gibt.
Das Video zum Streit können sie sich hier anschauen. Je nach Stimmungslage kann man da amüsiert oder auch entsetzt sein.