Da wurde es dunkel

Was die auf dem Festland können, das bekommen wir auch hin. Beim großen Stromausfall auf der iberischen Halbinsel, ging bei uns alles tip top, alldieweil wir, aufgrund der Insellage ein komplett eigenes netz haben. Gur, was Telefon und Internet betraf, gab es auch Probleme, weil das am Ende dann doch über das Festland läuft. Wenn man aber ein eigenes Stromnetz hat, dann fängt einen da auch niemand auf, wenn es dann insulare Probleme gibt. Gestern um 17:32 Uhr war hier plötzlich der Elektroofen auf La Palma aus. Kompletter Stromausfall. Sowas hatten wir schon lange nicht mehr. Zwar gab es in den letzten Wochen mehrere Ausfälle, auch im größeren Stil, aber die komplette Insel war nun schon länger nicht mehr betroffen. Was die endgültige Ursache war, da ist man noch am Suchen. Schnell hieß es, dass die Turbine in Schwerölkraftwerk Los Guinchos einen kurzen Aussetzer hatte. Damit kam es zu einem massiven Energieabfall im Netz und die Insel wurde kurzerhand heruntergefahren. Jetzt würde man gerne wissen, warum die Turbine da nicht wollte wie sie sollte, aber die Technik ist, wie das gesamte Kraftwerk eben auch schon mächtig in die Jahre gekommen. Das Stromnetz musste Stück für Stück wieder hochgefahren werden, und das dauerte etwas. Nach ca. 1,5 Stunden gingen die ersten Gebiete wieder ans Netz, nach knapp 3 Stunden funktionierte dann wiederum alles. Die Endesa, der große Stromanbieter und Kraftwerksbetreiber, bittet sogleich um Abbitte bei ihrer Kundschaft, und man versichert, dass man da dran sei sowas in Zukunft zu vermeiden. Gleichzeitig geht sofort das Gezanke los, wer den nun Schuld habe. Das beliebte Lied der Rechten, nachdem die Sozialisten den einst glorreichen spanischen Staat in den Abgrund aka in die Dunkelheit führen wurden, wurde gleich angestimmt, und auch der Inselpräsident forderte von der Zentralregierung und seinem ewigen Widersacher und Vorgänger Mariano, in der Kanarenregierung direkte Abhilfe. Mann habe den Eindruck, dass man gar nicht in der ersten Welt leben würde und es sei komplett inakzeptabel, dass La Palma wie eine Insel zweiter Klasse behandelt werden würde, schwadronierte der Präsident in den sozialen Medien. Wobei man eben derzeit von einem Fehler im Kraftwerk, betrieben von einer privatisierten Firma, ausgeht.

Man kann die Geschichte aber auch als eine Art Sozialexperiment betrachten. Gefühlt war die halbe Insel gestern spazieren. Kein Fernseher, das W-Lan zuhause tut auch nicht, da sind die Menschen auf die Straße gegangen und man hat sich mit anderen unterhalten. Diese anderen hatten vielleicht schon mehr Informationen was da los war, und warum. Und auf dem Sofa hocken und warten, brachte ja auch nichts, weil keiner wusste, wie lange das dauern würde. Im Prinzip hat man die Geschichte recht sportlich genommen. Man konnte ja eh nichts machen, außer warten, und das ist in Gesellschaft häufig angenehmer als allein zuhause.

Allerdings könnte es sein, dass die Geschichte dann eben doch noch Folgen hatte, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. Gegen 20 Uhr ging die Meldung über ein Feuer in einem Sarglager in Los Llanos, auf dem Montaña de Tenisca ein. Nun wird untersucht, ob es hier einen Zusammenhang mit dem Wiederhochfahren der Stromversorgung geben könnte. Ein Kurzschluss sei nämlich denkbar, weil nach dem Stromausfall alle Apparate auf einmal wieder anspringen. In vielen Gebäuden ist die Elektrik nämlich nicht so, wie sie sein sollte, und wie es eigentlich auch Vorschrift ist und wenn da nicht genügend Sicherungen installiert waren dann könnte es da zu Problemen gekommen sein. In dem Lager des Beerdigungsinstituts, waren nicht nur Särge, sondern auch Fahrzeuge untergestellt, die da zu Schaden kamen. Menschen waren nicht betroffen.