Die Stromgeschichte, die auf unserer Insel nicht richtig zu funktionieren scheint, geht munter weiter. Nach dem totalen Blackout vom Dienstag, teilen alle mit, dass es ganz bald Abhilfe bedarf bzw. diese auch kommen würde. Die Geschichte mit der politischen Verantwortung ist dabei sie eine Geschichte, die sich ja nicht einfach beantworten lässt. Die Ausfälle in der letzten Zeit hatten ja auch ganz unterschiedliche Ursachen. Mal tut das Netz nicht, dann ist der Netzbetreiber schuld, mal kommt es bei Erdarbeiten am alten Flughafen mit schwerem Gerät zu einer Beschädigung, und da war es dann der Baggerfahrer oder sonst wer. Der Ausfall vom Dienstag ist wohl auf einen Fehler im Kraftwerk selber zurückzuführen, und die Endesa sagt, dass man sich auch weiterhin (nette Betonung) bemühen werde, sowas in Zukunft zu vermeiden. Kurz nach dieser netten Stellungnahme kam es dann gestern zu einem erneuten Stromausfall von dem 5.000 Haushalte betroffen waren. Der Fehler lag, so die erste Mitteilung, erneut im Kraftwerk. Nach ca. 10 Minuten hat dann aber wieder alles funktioniert. Allerdings kann man wohl erwarten, dass die Geschichte noch lange so weitergehen wird. Der Minister für Energie und ökologischen Wandel der kanarischen Regierung hat zwar mitgeteilt, dass man gewillt sei, dem Stromanbieter finanziell, mittels Klage, ans Bein zu pinkeln, aber man brauche sich nicht wundern, dass das völlig überalterte Kraftwerk, ab und an Probleme machen würde. Im Prinzip muss das neu, oder eben eine völlig andere Geschichte, die auch ökologisch vertretbar wäre, da an den Start gebracht werden. Allerdings, und da haben wir nun ebendas Problem, die Stromversorgung wurde in Spanien eben auch privatisiert, und die Endesa ist der insulare Platzhirsch, und hat den Schwerölverbrenner längst buchhalterisch abgeschrieben, und so fährt der Apparat fette Gewinne ein. Eine Investition auf der Insel ist vielleicht da gar nicht mal so attraktiv, schließlich haben wir ein geschlossenes Netz hier. Und damit eben auch einen sehr geringen Markt, der neue Investitionen sicher nicht sonderlich attraktiv macht. Unter Umständen kommt es die wesentlich günstiger ab und an die Strafe, und für die Geschichte vom Dienstag, wird da sicher was kommen, einfach zu berappen. Man könnte da nun eine Grundsatzdiskussion über die Privatisierung von Dienstleistungen wie Energieversorgung oder Wasser führen, aber La Palma als Beispiel taugt da auch nur im Kleinen, dafür sind wir im Spiel der Konzerne einfach zu winzig.
Oder eben auch nicht, weil es da noch eine andere Geschichte gibt, die eigentlich mehr oder wenig unter dem Radar der Aufmerksamkeit blieb. Nun melden sich aber wieder welche zu Wort und sind mächtig empört, ob des Geschehens. Dazu muss man sich die „Hurrameldungen“ von Seiten unserer Inselregierung anschauen, und sich den Plan, unsere Bananen an die Araber zu verkaufen, wieder ins Gedächtnis rufen. Die in den Vereinigten Arabischen Emiraten haben gar keine eigenen Bananen und hätten gern welche. Die Idee, dass wir dahin exportieren, ist also erstmal gar nicht so schlecht, vor allem wenn das über die Kooperativen laufen würde, was einem in seiner romanischen Vorstellung, wie die Welt doch funktionieren könnte, als erstes in den Kopf kommt. Allerdings scheint es eben so, als ob die aus den Emiraten nicht bloß einige Tonnen Krummfrüchte erwerben wollen. Die Inselregierung von La Palma hat nämlich dem Konzern Al Dahra, mit Sitz in Abu Dhabi eine Liste zukommen lassen, mit landwirtschaftlichen Flächen, die unter Umständen erworben oder zumindest bewirtschaftet werden könnten. Man will also die Banane gar nicht kaufen, sondern eher selber anbauen. Mit Land alleine ist es dann aber nicht getan, da braucht es auch noch Wasser. Verschiedene Umweltorganisationen, finden sie Geschichte gar nicht mal so dolle und melden sich nun zu Wort, ebenso wie Kollektive aus der Landwirtschaft, die befürchten, dass da Schindluder mit den lokalen Ressourcen getrieben wird. Diese Geschichte findet zu einem Zeitpunkt statt, in der lokale Landwirte massive Schwierigkeiten haben, an Ackerland zu gelangen, was auch mit den Folgen des Vulkans zu tun hat. Seit die Vulkanopfer theoretisch überall bauen dürfen, sind die Preise nämlich explodiert. Die Partei Drago Canarias prangert auch an, dass es unmöglich sei, Land an ausländische Konzerne zu verkaufen und gleichzeitig von der eigenen Ernährungssouveränität zu sprechen. Vielmehr sei es wichtig, hier verschiedene Produkte lokal zu produzieren und zu vermarkten um uns von Importen unabhängiger zu machen. Wohlgemerkt, ein Großteil der Kartoffeln, die wir essen kommt aus fernen Ländern. Drago Canarias wird in seinen Forderungen, anlässlich des bevorstehenden Besuches von Konzernvertretern auf La Palma recht deutlich. Die Sprecherin der Partei von La Palma, Sara Hernandez fordert, dass eine entsprechende Karte mit Ländereien mit der Öffentlichkeit und unter Einbeziehung der lokalen Erzeuger verhandelt werden muss. Der Agrarkontern Al Dahra gehört zu 50% der Staatsholding ADQ aus den Emiraten und ist in Ländern wie Nigeria, Pakistan, Serbien, aber auch in Spanien aktiv. Aufgabe ist der Import und der Anbau von allerlei Agrargütern, vor allem Futtermittel aber eben auch Obst und Gemüse. Die Genossenschaftsvereinigung La Cernícala wird noch deutlicher und erklärt, dass das Cabildo die wahren Absichten des Staatsunternehmens verkennen würde. Sich dankbar zu zeigen, dass Al Dahra Interesse an Investitionen auf La Palma habe, sei völlig fehl am Platze. Dieses Interesse würde nicht mit einem Solidaritätsgedanken mit uns als Insel in Zusammenhang stehen, sondern ausschließlich auf finanziellen Interessen eines Konzernes in Staatsbesitz einer Diktatur beruhen. Ganz nüchtern betrachtet wirkt es schon komisch, wenn gerade die Partei, die immer den nationalen Popanz in Sachen La Palma und Kanaren vor sich herträgt, nun an die Araber verkauft. Aber auch da fühlt man sich halt gut, schließlich sind wir mittlerweile so bekannt, dass selbst die sich an uns wenden.