Alle 5 Jahre langen wir festmäßig richtig hin. Dann ist die Inselheilige, die Virgin de las Nieves, auf dem Hohepunkt ihres Anbetungslevels angelangt. Eigentlich ist da die Bajada in Santa Cruz, mit Riesenprogramm und Zwergentanz. Einem Großteil der Leute geht es sicher nicht mehr darum, der heiligen Mutter Gottes da die Aufwartung zu machen, sondern das drum rum ist entsprechend wichtiger. Da nimmt man auch ordentlich Geld in die Hand, um ein entsprechendes Programm, und das geht über Monate, auf die Beine zu stellen. Für die Altvorderen, ist da auch was dabei, aber die eigentliche Bajada ist dann definitiv der Höhepunkt. Und weil die Dame eben nicht nur in Santa Cruz heilig ist, sondern auf der ganzen Insel, wird die auch rumgereicht, bzw. macht hier an verschiedenen Orten Station, wobei es eben auch nur kurzer Stippvisiten gibt, sprich die Jungfrau vom Schnee schneit kurz vorbei. Dass wir hier in einem katholischen Land leben, das habe ich schon verstanden, aber das Anbeten einer Statue bleibt mir dann doch unverständlich. Wobei mit das natürlich egal ist, ob das nun jemand macht oder nicht. Sie über Dinge wie Religiosität zu echauffieren habe ich schon recht jung hinter mir gelassen. Man kann die ganze Geschichte eben einfach als gesellschaftliches Ereignis betrachten und als Teil dieser Gesellschaft gehe ich sogar zur Bajada von El Paso, wobei mich eben eher die Wägen mit dem Futter und den Weinflaschen interessieren, als die Dorfheilige aus der Pinie. Auch die Tradition dahinter ist mir nicht wichtig, aber man trifft dann viele nette Menschen, die einen Tag lang richtig Freude haben, und das ist mir dann sympathischer als ein ausgelassenes Karnevalsgedöns mit Druckbetankung und Babypuder. Spannend an der ganzen Geschichte mit den Jungfrauen und den anderen hochheiligen Veranstaltungen ist aber, dass die Politik da immer mit eingebunden ist. Keine Bajada ohne politischen Würdenträger in erster Reihe, der der todernst dreinblickt. Und auch für den Umzug der heiligen selbst, wird da ordentlich Geld in die Hand genommen. Auch im Kleinen ist das so. So werden sogar die Jugendlichen, die das städtische Jugendhaus von El Paso besuchen, dazu genötigt, für den Umzug des „blutenden Herzens Jesu“ da irgendwelche Bilder aus Sand, Linsen und Blumen auf die Straße zu basteln. Wenn es dann dabei nur im Traditionspflege ginge, dann könne man da ohne Probleme mit, man muss es ja nicht gut finden, aber es ist eben ein ländlicher Raum, da gehört das dazu. Aber wir leben ja ganz offiziell in einem säkularen Staat und dann hat sowas ja schon einen ganz komischen Beigeschmack, wenn das die städtischen Jugendeinrichtungen machen. Um aber nochmal auf unsere Inselheilige und deren diesjährige Tour zurück zu kommen: Die Rundreise beginnt erst im Oktober, alldieweil, die Dame zuvor eben noch in die großen Festlichkeiten in Santa Cruz eingebunden ist, und davor eben keine Zeit hat. Am 19.Oktober begibt sie sich dann nach San Andres und die Tour geht einmal gegen den Uhrzeiger um die Insel und endet dann am 6. November in San Pedro.
