Incendium praecox

„Solche Taten werden nicht ungestraft bleiben“, so veröffentlichte der Stadtrat für Festivitäten aus Tazacorte, Yordan Acosta, in den sozialen Medien. Am Strand hatte es nämlich gestern Nacht ein amtliches Feuer gegeben. Das was da gebrannt hat, sollte auch in Flammen aufgehen, aber eben nicht gestern Nacht. Ein 10m Hoher Holzturm wurde da aus Palletten im Laufe der Woche von Ortansässigen Schreinern zusammengezimmert, das Ganze rund eine Tonne schwer. Eigentlich sollte der Koloss dann in der Nacht von Montag auf Dienstag, also in der Nacht zum Johannestag, als traditionelles Johannesfeuer entzündet werden, auf dass sich die Bevölkerung daran erfreue. Seit heute Morgen ist man nun am Basteln um einen neuen Turm zu errichten und man ist auch guter Dinge, dass das noch reichen wird. Auch andere Einwohner der Gemeinde hätten, so der Stadtrat, ihre Hilfe angeboten, damit die Tradition weiterleben kann und sich die Einwohner das fest erhalten können. Die Geschichte endet also halb so wild, wie man gedacht hat, genug brennbares Material scheint vorhanden und die tüchtigen Handwerker sind auch am Arbeiten. Es kann also am Montag wieder was verbrannt werden.

Spannender ist da eher die Geschichte, wird da dahinter steckt. So gesehen geht die Aussage, dass das nicht ungestraft bleibt erstmal ins Leere, da ja dann im nächsten Satz von Vandalismus durch „unbekannte“ die Rede ist. Gott und die Welt bestrafen geht ja wohl nicht, da sollte man denen, die da gezündelt haben ja schon auf die Schliche kommen, bevor man jemanden bestraft. Das macht außerdem auch nicht der Stadtrat, sondern die Justiz mit der Strafe. Und natürlich kann man da Vermutungen äußern, schließlich war ja Schulabschluss, und diejenigen, die da Abi gemacht haben, waren ordentlich unterwegs und haben tüchtig gefeiert und getrunken. In El Paso lagen heute Morgen Schuhe und Schärpen auf der Straße, auch hier wurde wohl über die Stränge geschlagen. Wenn das also die dorfeigene Jugend gewesen sein sollte, dann wird da sicher gar niemand bestraft, weil man da freilich schön die Klappe hält, und noch in zwanzig Jahren auf dem Klassentreffen was zum erinnern haben wird.