Trendwende oder nur eine kleine Delle

Wir haben auf den Kanaren ein Wohnungsproblem. Die ganze Geschichte ist entsprechend vielschichtig. Es gibt zuwenig bezahlbaren Wohnraum auf dem Markt. Das was Angeboten wird, kann die Nachfrage derzeit nicht decken und in der Folge sind in den letzten Jahren die Immobilienpreise massiv durch die Decke gegangen. Das hat zur Folge, dass sich häufig „normale Menschen“, also Familien den Kauf einer Immobilie nicht mehr leisten können, die Banken gewähren einfach keine Kredite.  Das wiederum setzt dann den Mietmarkt zusätzlich unter Druck, schließlich müssen die Menschen ja irgendwo unterkommen. Allerdings haben die Vermieter oder die potentiellen Vermieter da auch keine Lust drauf. Die gestiegenen Preise sorgen nämlich dafür, dass es keineswegs sicher ist, dass die Mieter die Preise bezahlen können. Wenn also Banken den Kreditausfall nicht riskieren wollen, dann wollen die Vermieter das auch nicht.  Dann macht man lieber eine Ferienwohnung draus, hat am Ende dasselbe an Einkommen, oder sogar mehr, und gegeben falls keine Scherereien. Hinzu kommt dann noch die Geschichte, dass es in Spanien und auf den Kanaren im OSCE-Vergleich kaum sozialen Wohnungsbau gibt. Und die Tatsache, dass es hier auch genügend Wohlhabende gibt, die nicht vermieten oder verkaufen wollen, weil man es einfach nicht nötig hat. Da lässt man die Bude lieber leer stehen. Andere Unterkünfte haben komplizierte Eigentumsverhältnisse. Die Besitzer sind teilweise über die ganze Welt verstreut, weil irgendwann mal einer nach Venezuela oder sonst wo hin gezogen ist, und nun, durch Erbschaft eben auch Eigentümer. Auch diese Unterkünfte bleiben leer. Nicht zuletzt kommt noch der Druck von außen hinzu. Immer mehrt Menschen aus Mitteleuropa, gut betucht, wollen sich hier ein Zweitdomizil leisten und sind bereit Preise zu bezahlen, bei denen die Einheimischen nicht mitkönnen, weil die eben im Normalfall ein geringeres Einkommen haben. Natürlich ist es auch billig den „Ausländern“ da einen Vorwurf zu machen. Diejenigen, die die hohen Preise aufrufen, und an die Gutbetuchten verticken, anstatt sich solidarisch zu zeigen und die Wohnungen zu einem angemessenen Preis an die Kinder des Nachbarn, die dringend auf der Suche sind, zu verkaufen, tragen da ähnliche Verantwortung. Dennoch muss man natürlich die Frage stellen, ob es in einer Situation, die wirklich schon angespannt genug ist, seinen Traum vom eigenen Ferienhaus zu verwirklichen, angemessen ist. Von Investoren, die gerade das große Geschäft wittern, will man gar nicht reden.

In den letzten Jahren sind die Preise auf allen Kanaren ständig gestiegen. Aber seit langer Zeit gibt es nun eine Veränderung, zumindest wenn man den Daten des Anbieters „pisos.com“, die Anzeigen von Maklern und Privatpersonen ansammeln, Glauben schenken kann. Die Preisentwicklung der letzten 6 Monate ist leicht rückläufig. In der Provinz Santa Cruz de Tenerife um 2,04% in der Provinz Las Palmas um 0,91%. Aber wir reden hier natürlich nur von den letzten 6 Monaten. Im Vergleich zum Vorjahr, also über einen Zeitraum von 12 Monaten betrachtet, ist da immer noch ein satter Preisanstieg von 7,02% (Tenerife) und 6,49% (Las Palmas) zu verzeichnen. Die Rede ist jeweils von Bestandswohnraum, also Unterkünften die nicht neu gebaut wurden. Den größten statistischen Preisverfall hat übrigens Santa Cruz de La Palma zu verzeichnen. Hier sind die Preise, pro qm um 7,14% zurückgegangen. Allerdings ist das natürlich nicht wirklich objektiv. Auf der Seite finden sich weniger als 10 Wohneinheiten für unsere Inselhauptstadt. Bezieht man die Geschichte aber auf die Provinzen, dann spielen da anderer Größenordnungen mit rein, die durchaus eine realistische Statistik ergeben könnten. Auffällig und auch erfreulich ist de Tatsache, dass in den beiden Provinzhauptstädten die Preise ebenfalls deutlich gesunken sind, wiederum nur aufs Halbjahr betrachtet. Auf die letzten 12 Monate haben beide Hauptstädte einen Anstieg von ca. 6,5%. Wenn man die Geschichte erstmal positiv betrachten will, dann haben wir nun erstmal einen Rückgang der Preise, was schon mal eine gute Geschichte ist. Ob sich das hält, oder irgendwann sogar auf den Mietmarkt positiv auswirken wird, muss man mal abwarten. Teuer bleibt der Kauf von Immobilen aber weiterhin auf den Kanaren. Spanien hat 50 Provinzen und was den durchschnittlichen Kaufpreis pro qm angeht liegt Santa Cruz de Tenerife auf Platz 8 und Las Palmas auf Platz 9. Die Geschichte noch aus der Sicht der Einheimischen betrachtet, zeigt, wie schwierig die eigentliche Lage tatsächlich ist. Was das durchschnittliche Einkommen angeht, liegt man hier im jeweils im letzten Viertel.