Gestern waren die Zwerge am Tanzen. Bedenkt man, dass da Leute, um Karten für die Liveaufführung zu bekommen, bereits auf der Straße genächtigt haben, um dann als erster die begehrten Karten zu bekommen, war entsprechend viel los. Gleich 6 Aufführungen gab es da gestern in Santa Cruz. Die Tribünen waren entsprechend groß und bis unter das nicht vorhandene Dach gefüllt. In der ersten Reihe, natürlich gespickt voll mit der entsprechenden politischen Prominenz. Nicht nur Insel und Kanarenpräsident waren anwesend, sondern auch Angel Victor Torres, ehemaliger Kanarenboss, und nun Minister in Madrid für die Autonomen Regionen hat da aufgewartet, und die hatten sicher auch gar kein Problem an Karten zu gelangen. Wer keine hatte, oder wem der Trubel zu stressig war, der konnte sich die geschichte auch im kanarischen Fernsehen anschauen. Natürlich im Live-Programm. Die Alternative war, sich an den Straßenrand zu begeben um die Zwerge, die nach der letzten der 6. Vorstellungen, bis tief in die Nacht, noch durch die Altstadt gehottet sind, zu bestaunen. Aber auch hier war das nicht ganz so einfach. Die besten Plätze wurden, wenn man eben nicht das Glück einer Wohnung direkt an der Strecke hatte, bereits am morgen belegt. Mit Stühlen und Tischen würde da in der Innenstadt von Santa Cruz fleißig gewartet. Wegen der hohen Nachfrage ist die Geschichte aber noch nicht rum. Es kommt am 19 Juni zu einem weiteren Tanz, diesmal sogar mit 7 Aufführungen. Eine Bildergalerie finden sie hier. Damit ist es aber noch nicht rum, nun wird richtig Gas gegeben. Die Zwerge sind zwar mittlerweile ein Maskottchen für Santa Cruz und für die ganze Insel, aber im Prinzip geht es ja um die Jungfrau, bzw. um die Bajada eben derer. Die findet nun am Wochenende statt. Allerdings schafft die nicht alles an nur einem Tag, weil man ja da anhalten, beten und lobpreisen muss. Am Samstag kommt sie zwar in die Stadt, nachdem sie gegen 17:30 Uhr in Las Nieves losprozessiert hat, aber das reicht eben nicht. Da müssen dann, nach der Ankunft die Behördenvertreter „Hallo“ sagen, diverse Gottesdienste gehalten und musikalische Aufführungen untergebracht werden. Das zieh sich dann alles hin und am Ende wird, um 23:59 Uhr ein dickes Feuerwerk am Strand gezündet. Am Sonntag dann, wird die heilige durch die Stadt getragen, damit die Bewohner und Besucher da nochmal einen Block drauf werfen können, begleitet von Livemusik. Diverse Unterbrechungen sind da wieder geplant um Jungfrau und den Herrgott entsprechend zu preisen. Weil es aber nicht nur um Religion geht darf dann am Abend noch Luis Fonsi, der Reggaeton-Sänger mit eigenem Welthit, auftreten, der mur aber geduldig warten, bis er ran darf.
Wegen der ganzen Sache mit der Bajada kommt unser sportliches Großereignis, die U18 Basketballeuropameisterschaft der Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vor. Dabei läuft die Geschichte für den Gastgeber ja entsprechend gut, und Spanien trifft nun schon im Halbfinale auf den anderen großen Turnierfavoriten aus Frankreich, nachdem man im Viertelfinale Serbien besiegt hatte. Im Prinzip gilt das nun schon als das vorgezogene Endspiel. Im zweiten Halbfinale treffen Belgien und Finnland aufeinander. Jetzt kommt aber das Problem. Beide Spiele sind morgen in Santa Cruz, und zwar genau dann, wenn die Jungfrau losläuft, bzw. unten ankommt. Die Chancen, dass man da öffentlich wahrgenommen wird, sind also eher gering. Zuvor sind noch einige Platzierungsspiele, wovon ein Teil auch in Los Llanos stattfindet. Unter anderem trifft dort Israel auf die Türkei, was angesichts der politischen Lage, entsprechend spannend werden könnte. Die Frauen aus Israel sind, so hört man, wohl extrem abgeschirmt und nur im Hotel. Wenn es zu den Spielen geht, ist immer ein Sicherheitsdienst mit dabei. In wie fern es auf La Palma da tatsächlich eine Bedrohungslage gibt, das kann ich nicht einschätzen, allerdings sind sich die beiden Staaten nicht wirklich grün. In der spanischen Bevölkerung gibt es ein hohes Maß an Solidarität mit den Palästinensern und von Seiten der Politik wird stetig versucht, die Zweistaatenlösung zu etablieren. Spanien hat Palästina als Staat anerkannt und das Westjordanland wird offiziell als illegal besetztes Gebiet bezeichnet. Das führt alles zu massiven Spannungen auf politischer Ebenen und in der Gemengelage ist es eben auch nicht leicht da unbekümmert als Jugendliche Basketball zu spielen.
Ein wenig Aufmerksamkeit finden die Sportlerinnen aber trotz der Bajada dann doch. Die Gemeinde El Paso hat versucht auf dem Kirchplatz von Tajuya eine Präsentation mit Vertretern aller Teams zu veranstalten, was aber nur Bedingst möglich war, weil die Damen im Trainingsstress waren. Andere Gemeinden versuchen auch Fotos von Bürgermeistern mit Spielerinnen zu machen, die in normalen Zeiten sicher auch in der lokalen Presse landen würden, wegen der Jungfrau vom Schnee aber auf den Seiten der sozialen Medien der jeweiligen Gemeinden ihr Schattendasein verbringen. Besonders beliebt ist ein Besuch mit Nicole Dominguez aus dem spanischen Team, alldieweil die 2,06 m große Frau von den Kanaren stammt.
