Die letzten Tage sind heiß. Und da wir eine solarbetriebene Klimaanlage im Wohnzimmer haben, kann man den Nachmittag gerade gut aushalten und gleichzeitig ein bisschen Tour de France schauen. Passend zum größten Radrennen der Welt kommt nun die Mitteilung, dass auf La Palma auch ein Etappenrennen geplant ist. Natürlich nicht über 3 Wochen, sondern nur über drei Tage. Straßenrennen ist auch nicht so gut auf der Insel, aber Mountainbiking eben schon. Die Transvulcania Bike gibt es nun schon ein Weilchen, aber man plant, so verkündet das Yuergen Hernandez, der Inselrat für Sport, daraus eine dreitägige Veranstaltung vom 14. Bis 16. November zu machen, die in Etappen durch 3 Gemeinden der Insel gehen soll. Deswegen hat man sich zur Präsentation auch gleich die Bürgermeister von El Paso, Tijarafe und Fuencaliente dazugeholt, und lobt die gemeinsame Arbeit und Koordinierung. Das wird nun sicher kein Rennen sein, dass die Weltelite anlockt. Aber natürlich geht es dabei um mehr. Man versucht schon seit Jahren La Palma als das „sportliche Kanarenziel“ zu etablieren. Und der Ansatz funktioniert ja bislang auch ganz gut. Der Schwerpunkt dabei auf Aktivtourismus zu legen, der scheint ganz clever zu sein. Als Insel bietet sich La Palma da eben durchaus an. Zum einen, weil es uns an Massentauglicher touristischer Infrastruktur fehlt, wir also nicht für den „normalen“ Kanarenurlauber attraktiv sind, und zum anderen, weil wir eben genau diese Infrastruktur haben, die das entsprechende Klientel anlockt. Der La Palma Urlauber der seit Jahren hier aufschlägt und die Natur erwandert, mag sich vielleicht an den Strampelmännern und -Frauen, die da auf dem Pfad an ihm vorbeibrettern, stören, aber der Radler von heute ist nun mal der Wanderer von morgen. Und natürlich sind wir ein Produkt und müssen uns letztlich verkaufen. La Palma als Insel für Aktivurlaub zu präsentieren ist also folgerichtig, wenngleich sich die Insel auch für Bewegungsmuffel anbietet, schließlich gibt es wenig Orte auf den Kanaren, an denen man so prima entschleunigen kann. Natürlich kann man dem leistungsbereiten Radler oder demjenigen, der sich sein Bier „erwandert“ hat entgegenbringen, dass man das Getränk auch bekommt, wenn man den ganzen Tag nur Müßiggang betrieben hat. Die protestantische Sichtweise, dass die Belohnung erst eintreten darf, nachdem man sich und den eigenen Körper zuvor entsprechend geschunden hat, ist also nicht zwingend, schon gar nicht im katholischen Spanien. Aber das Schöne ist ja eben, dass jeder darf, wie er möchte. Dazu kommt dann eben auch noch die Tatsache, dass die Aktivurlauber, wie Mountainbiker, Paraglider, oder auch Taucher, meistens ganz gut situiert sind und im Zweifel eben etwas mehr Geld liegenlassen, als der pauschale Strandbesucher.
Die andere Touristengeschichte ist der Bono, den die oberste Fremdenführerin Raquel beschlossen hat, und der nun durch das Inselparlament bestätigt wurde. Dieser Bono, also ein Gutschein, den gibt es postvulkanisch schon länger, und der wurde, ganz oder zum Teil, aus überregionalen Mitteln finanziert, um der Tourismus nach dem Ausbruch wieder anzukurbeln. Die Belegungszahlen im Sommer, schließlich handelt es sich um einen „Reisegutschein“ auf nationaler Ebene, war aber bislang nicht so fein und deshalb legt man den Bono nun wieder auf, finanziert diesen aber aus eigener Tasche. Die Teile werden verlost und man bekommt dann quasi eine Gutschrift von 50% bei mitmachenden betrieben. Gebe ich also 50 Euro für ein Abendessen aus, dann kann ich 25 Euro über den Bono abrechnen. Man nimmt nun wieder 400.000 Euro in die Hand und errechnet sich dadurch 800.000 Euro Mehreinnahmen für die lokale Wirtschaft, wenn die Teile komplett aufgebraucht werden. Allerdings gibt es dabei natürlich die übliche Kritik. Da macht nicht jedes Restaurant oder jedes Hotel mit. Es profitieren eben die davon, die die nötige Infrastruktur haben und das sind immer die Selben. Kritisiert wurde das System schon direkt nach dem Vulkan. Eigentlich sollte das ja der Unterstützung dienen, und man denkt, dass das Geld dann eben vor allem in die Gemeinden fließen soll, durch die auch die Lava geflossen ist. Abert der Großteil der Unterkünfte und Geschäfte die da beteiligt sind, ist eben in Los Cancajos oder Santa Cruz. Und nun, wo das touristische Leiden im Westen abgeklungen ist, behält man das System einfach bei. Und natürlich muss man sich fragen, ob eine solche Subvention auch preistreibend wirkt. Wenn der Nutzer ja nur die Hälfte bezahlen muss, dann kann man ja etwas höher ansetzten.