Die Ringer aus Las Manchas werden 50. Also der CL Tamanca-Las Manchas, was für uns in El Paso eben den lokalen Club darstellt. Wobei, wenn man sich das Wappen der Gewichtigen Sportvereinigung anschaut, dann sind es nun eben schon 51 Jahre. Man hat jedoch zur Feier des Jubiläums nun einen Dokumentarfilm gedreht welchen man sich auf beim Platzhirsch der Internetfilme betrachten kann. Allerdings heute nicht, alldieweil das Filmchen auf „privat“ gestellt wurde. Zuerst nämlich gibt es morgen in der Casa de la Cultura in El Paso eine Präsentation auf großer Leinwand, unter Anwesenheit der entsprechenden dörflichen Prominenz aus Politik und Gesellschaft. Der Film läuft unter dem Namen „50 años de lucha” also “50 Jahre Kampf“ und natürlich geht es dabei dann sicher nicht nur um den Sport als solchen, der kämpferisch herausfordernd ist, sondern eben auch um die anderen Unwägbarkeiten, die so ein Club im Laufe der Jahre zu bewältigen hat. Im Falle der Ringer aus Las Manchas ist da sicher dann auch der Verlust der Heimstätte ein Thema. Die Luchahalle in Las Manchas ist während dem Ausbruch unter der Aschelast in sich zusammen gesackt und momentan auch noch nicht wieder aufgebaut, weswegen die gerade immer noch nach Los Llanos ausweichen müssen. Neben Fußball ist der Lucha Canaria hier der Volksport Nummer eins. Auf den Inseln gibt es über 100 Vereine mit mehreren tausend Sportlern. Mittlerweile gibt es auch Frauenclubs, mit eigener Wettkampfserie, und es fließt da tatsächlich, bei den begabten Kämpfern, mehr als nur ein Taschengeld. Die Geschichte läuft zumindest semiprofessionell und natürlich versuchen die einzelnen Clubs, den einen oder anderen Ringer von der Konkurrenz weg zu eisen. Die ganze Geschichte läuft unter kanarischem Kulturgut und wird massiv von der Verwaltung finanziell unterstützt. Selbst in den Schulen wird der Nationalsport gelehrt und praktiziert, und unterliegt dabei ganz offiziell der Förderung durch die kanarische Regierung, weil man ja der jungen Generation die Gepflogenheiten beibiegen muss. Dieses Jahr ist man mit Ringern und Sand sogar nach Madrid gefahren und hat dort im freien einige Wettkämpfe ausgetragen, damit der Restspanier das mal in echt sehen kann. Das Ganze wurde dann von Television Canarias live zurück auf die Inseln gesendet. Im Prinzip ist das aber ein tatsächlich friedfertiger Sport. Die Regeln sind dabei ganz einfach, derjenige, der zuerst mit einem anderen Körperteil, als den Füßen den sandigen Boden berührt, hat die Runde verloren. Aufgabegriffe oder Rumgerolle am Boden gibt es nicht. Die Hose wird hochgekrempelt, damit der Gegner eine Griffmöglichkeit hat und dann läuft die Zeit, in dem man den anderen entweder rausbugsiert, oder eben zu Boden bekommt. Man geht dabei sehr fair vor, und es gibt die Regel, dass der Sieger den Unterlegenen direkt wieder auf die Beine stellt. Unter den Zuschauern herrscht auch keine aufgepeitschte Stimmung, was man bei einem Kampfsport ja eigentlich erwarten könnte. Das ist eher eine Geschichte wo die Familien mit 3-4 Generationen gemeinsam hingehen und sich über 1,5 Stunden eine Partie anschauen und dabei einen entspannten Nachmittag genießen. Spannend bei der Geschichte ist es, dass es keinerlei Gewichtsklassen gibt, und wenn die Mannschaften gegeneinander antreten, was häufig im regionalen Fernsehen „live“ zu sehen ist, dann kämpft da am Ende im Prinzip jeder gegen jeden. Und die Mannschaft die schlussendlich die meisten Einzelsiege eingefahren hat, gewinnt das Duell. Wenn man dann mit luchaaffinen Mitmenschen spricht, dann sagen die einem, dass es aber eben gar nicht so sehr auf das Gewicht/Größe ankommen würde, sondern vor allem auf den Körperschwerpunkt. Zwar sind Muskeln schon von Vorteil, aber eben auch möglichst viel, tiefsitzende Masse, die ein Umschmeißen erheblich erschweren. Dabei sind dann unsere Ernährungsgewohnheiten schon von Vorteil. Wir sind die übergewichtigsten in ganz Spanien. Auch weil man hier den ganz kleinen Kinderchen schon Gofio in die Milch mixt, was arg sättigend ist, und des nachts für durchschlafende Ruhe sorgt, aber auch eine astreine Ringerfigur heranwachsen lässt.