Die heilige vom Schnee, also die Virgin de la Nieves, die wichtigste Maria der Insel ist gerade auf großer Abschiedstournee. Normalerweise wird die Dame alle 5 Jahre für die Bajada in Santa Cruz ausgepackt, und drum herum wird dann gefeiert, als ob es kein Morgen gäbe, nur um am folgenden Tag weiter zu feiern. Konzerte, tanzende Kleinwüchsige und andere Traditionen werden da abgehalten. Dieses Jahr hat man es besonders krachen lassen, alldieweil die Virgin in 2020, wegen dem Covid Stubenaresst hatte. Wenn wir nicht nach draußen dürfen, dann darf die auch nicht. Deswegen hat man das dann eben um so dicker jetzt nachgeholt. Da die Virgin aber nicht nur Santa Cruz, sondern uns allen gehört, gibt es nun, lange nach Abschluss der Feierlichkeiten noch eine Abschiedstournee, was auch für die nur alle 5 Jahre stattfindenden Feierlichkeiten eine Ausnahme darstellt. Da pilgert die dann über die Insel. Gestern kam Sie zum ersten Mal nach 60 Jahren wieder dann nach El Paso, was im Dorf ein veritables Verkehrschaos ausgelöst hat. Wir waren auch kurz da. Kurz vor der Ankunft und dann noch mal zum Ende, bevor die Dame dann in die Kirche zur Messe gebracht wurde. Das Feuerwerk konnten wir gerade noch mitanschauen, begleitet von kollektiven „Sie lebe hoch“-Rufen. Wir haben es nicht wirklich so, mit der Heiligenverehrung. Katholisch sind wir gar nicht und ansonsten auch eher atheistisch veranlagt. Meine Tochter muss und will da aber immer dabei sein. Das hat aber nichts mit der Prozession zu tun, sondern mit der Tätigkeit in der Banda Municipal, eine Mischung aus Kapelle und Orchester, wo Sie die Trommel wirbelt oder die Becken scheppert. Das ganz in Uniform und mit ernster Miene um sich dann, wenn der Herr Pfarrer spricht, mit den anderen Musikanten zu unterhalten, weil es eben um die Musik und nicht um die Religion geht. Gestern musste Sie bei Einzug in El Paso ran und nun heute, wenn die Dame zum Dorfrand gebracht wird, muss Sie wieder hinterher latschen. Wir können derweil an der Kirche von Tajuya die Vorbereitungen für die Ankunft begutachten. Einige Schaulustige sitzen schon rum, momentan ist man aber noch bei Soundcheck. In der Kirche wird die Virgin dann nächtigen um dann morgen in ihrem Glaskasten mit Polizeieskorte nach La Laguna zur nächsten Station zu fahren. Alles in allem hat die Dame ganz schön Stress. Jeden Tag woanders hin und auch woanders übernachten. Ob des Alters, als Abbildung der Mutter Gottes, währe vielleicht auch einfach mal ein Aufenthalt im Hotel angemessen, so witzeln hier zumindest einige rum. Nun hat man sogar ein wenig Notasphalt auf die Piste Richtung Kirchplatz von Todoque gelegt, dass die Virgin in Ihrem senkrechten Glassarg auf dem LKW, da auch noch hinkann. Von La Laguna aus geht es dann nach Las Manchas am Sonntag und da ist man wieder auf Gemeindegebiet von El Paso, was dann wiederum die Anwesenheit der Banda verlangt. Ob Töchterchen da nun hingeht ist noch unklar, schließlich gibt es da dann einen astreinen Terminkonflikt, weil Sie mittlerweile auch zur Trommelgruppe auf dem Fußballplatz gehört, und da ist nun mal zur gleichen Zeit Heimspiel. Da Sie aber mit Ihren 10 Jahren gefahren werden muss, und ich sowieso zum Fußball gehe, ist die Entscheidung im Prinzip schon gefallen.