Höchste Priorität, weil wir uns das doch schon so lange wünschen

Vor einigen Tagen bestellte noch der Touristenverband, die Verbindung zwischen Las Indias und El Remo, beziehungsweise zwischen großem Hotel und restlicher Infrastruktur, schon meldet sich die Politik und sagt, dass das schon arg nötig sei.  Es ist jetzt sicherlich nicht so, dass der Touristenverband da etwas bestellt, und die Politik dann liefert. Aber, dass die Geschichte etwas orchestriert wurde, darf man getrost annehmen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass das ja gar keine neue Idee ist, mit der Verbindung. Und ganz grundsätzlich ist der Gedankengang vielleicht sogar richtig, schließlich ist es schon ein gewaltiger Aufwand, von Las Indias nach Los Llanos zu gelangen. Erst ganz hoch, und dann nachher wieder nach unten. Das Problem ist aber, dass die Küste und die Felsen am Steilhang da eine einfache Straße gar nicht zulassen. Der Untergrund ist nicht fest und von oben droht steinschlagmäßiges Ungemach. Man hat im Prinzip genau zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte man eine Brücke raus aufs Wasser bauen, oder, und so ist es nun geplant, man untertunnelt das steile Gelände. Für das Grundprojekt hat man sich schon mal eine Art Kostenvoranschlag geholt. Zwei Tunnel müssten da gebaut werden und man kalkuliert mit über 328 Millionen Euro. Wobei die Betonung auf dem Grundprojekt liegt, womit sich die 328 Millionen auf der nach oben offenen Finanzierungsskala bewegen dürften.

Der kanarische Minister für Öffentliche Arbeiten, Wohnungsbau und Mobilität, Pablo Rodríguez will das Ding haben und spricht von höchster Priorität. Das ist der Mann, der vor einigen Tagen noch die Wiederherstellung der LP2 ausgebremst hat, alldieweil wir da eine amtliche Rechtsicherheit benötigen würden. Jetzt erzählt er uns, im Gleichklang mit unserem Inselpräsidenten und seinem Nachnamensvetter Sergio, dass die Strecke nach Las Indias immens wichtig sei, für den postvulkanischen Wiederaufbau der Insel, vor allem in Sachen Wirtschaftlichkeit. Schließlich gäbe es nicht nur das Hotel, sondern auch die Bananenplantagen. Und überhaupt hätte sich die Bevölkerung La Palmas, diese Straßenverbindung schon ganz lange gewünscht. Der Inselpräsident Sergio mahnt bei seinen Vorgesetzten allerdings auch nochmal die LP2 an und bittet darum gewaltig aufs Tempo zu drücken. Lustig ist die Begründung. Nicht nur, dass er betont, dass die Verbindung als solche wichtig ist, er argumentiert gegenüber seinen Parteigenossen nun eben auch, dass er die Straße vor der Wahl schließlich der Bevölkerung La Palmas versprochen hätte, und bei dieser nun im Wort stehe. Oder anders ausgedrückt: „Bitte kommt zu Potte, denn langsam stehe ich „saudumm“ da mit meinem Wahlversprechen!“

Aber zurück zum großspurigen mehrspurigem Großprojekt entlang der Küste: Die Argumentation, dass sich die Bevölkerung das Ding gewünscht habe, scheint nicht wirklich zu ziehen, und soll auch eher außerhalb von La Palma als Argument herhalten. Die Reaktionen die hier von der Insel kommen sind fast komplett in eine andere Richtung. Solange die LP2 noch fehlt, fühlen sich die meisten etwas veräppelt und 328 Millionen, immerhin inklusive kanarischer Mehrwertsteuer, sind aber eben doch ein gewaltiges finanzielles Pfund. Wer irgendjemanden kennt, der momentan vulkanbedingt noch im Container wohnt, weil er sich, ob der fiesen Boden- und Immobilienspekulation, nichts neues leisten kann, der findet 328 Millionen für eine tunnelige Schnellstraße zum größten Hotel der Insel gar nicht mal so vernünftig angelegtes Geld. Wieviel Wohnungen man für das Geld bauen könnte, wird da als Argument angeführt und man unterstellt, dass da eben wieder Aufträge an wohlgelittene Unternehmer verteilt werden sollen, die nach halber Bautätigkeit, ganz traditionell einen finanziellen Nachschlag fordern würden. Es gibt aber auch vernünftig-konstruktive Kommentare zum Thema. Man möge, um Geld zu sparen, einfach abwarten, bis die Cumbre Vieja uns vulkantechnisch noch einige neue Lavadeltas hinrotzt. Da könne man dann die Straße draufbauen, und man würde gar keine Tunnel benötigen.

Langsam wird das aber etwas viel mit den ganzen Straßen, die alle irgendwie ja ganz wichtig sein sollen, um unser postvulkanisches Dasein wieder in vernünftige Autobahnen zu lenken. Erneut kommt nun die Frage auf, was aus der Ortsumgehung von El Paso werden soll. Da war ja die gleiche Argumentation, für die Dringlichkeit ins Feld geworfen worden. Vielleicht muss man da als Betrachter der ganzen Geschichten aber auch den Fuß vom Gas nehmen. Dass extrem viel angekündigt wird sind wir ja gewohnt und am Ende wird nicht einmal die Hälfte der Projekte umgesetzt. Deshalb kann man da etwas entspannter reagieren.