Steueroase und der Touristenführer klopft sich auf die Schulter

Das kanariache Parlament hält ein Geschenk für uns bereit. Wir bekommen eine gewaltige Steuererleichterung. Von 60% für die nächsten 10 Jahre weniger an Einkommensteuer ist die Rede. Das Parlament hat das so beschlossen, allerdings fehlten die Stimmen von Teilen der Regierungskoalition. Die POSE hätte das, sozialistisch wie sie ist, gerne auf einem anderen Weg und nicht mit dem Gießkannenprinzip gelöst. Das ist nun aber nicht für alle gedacht, sondern nur für die Palmeros. Generelle Unterstützung für die wirtschaftlich gebeutelten Leute hier vor Ort, wegen eben dem Vulkan ist angesagt, und so hat mich mein Steuerberater heute Morgen schon angerufen, um mir zu erklären, dass wir wohl dieses Jahr etwas zurückbekommen werden, jetzt aber erstmal für das Trimester der „Normaltarif“ abgedrückt werden muss. Da ich das in dem Fall ja eben auch immer mit den Sozialisten halte, also eine Steuerermäßigung, auch für höhere Einkommen ablehne. Hat mir der Steuerfachmann die Intension und die Argumentationsgrundlage, warum das für alle so sein soll, erklärt. Es geht nämlich auch um die öffentlichen Aufträge im Zuge des Wiederaufbaus in den nächsten Jahren. Hier muss aber alles ausgeschrieben werden, und da kann man den einheimischen, also palmerischen Firmen, so eine Hilfe zukommen lassen. Man kann eben, wenn nicht gar so viel Geld abgedrückt werden muss, niedriger kalkulieren und so den ein oder anderen Auftrag an Land ziehen. Das soll wiederum nachhaltige Arbeitsplätze auf der Insel schaffen. Die Regel soll dann aber nur für Menschen, die ihren Erstwohnsitz auf La Palma haben, gelten. Bei so niedriger Einkommenssteuer zieht man vielleicht aber auch die ein oder andere neue Firma an. Vielleicht werden wir aber auch einfach zum Zufluchtsort für Einkommensmillionäre. Die Regierung ist nun jedenfalls in der Pflicht ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden, dass der Entscheidung des Parlamentes entspricht.

Raul Camacho, Minister für Tourismus auf der Insel hat sich auch mal wieder ziemlich dicklippig zu Wort gemeldet und ganz tolle Zahlen veröffentlicht. Es ist gute Tradition, dass man zum Beweis des eigenen Fleißes und der eigenen Fähigkeiten, sich genau das raussucht, was mächtig gut klingt. Und so erzählt uns der Mann, dass wir in Sachen Tourismus auf vorcovidialem Niveau angelangt seien. Er nimmt da dafür einfach die Zahl der Flugpassagiere zur Hand, und das seien nun mal recht viele. Was der Mann verschweigt, ist, wo die Gäste herkommen, im Gegenteil, er betont auch noch, dass man ja 5.000 Betten weniger habe und dennoch so viele Menschen zu uns fliegen würden. Auf die Zahl der Gesamtübernachtungen kommt er nicht zu sprechen. Und wer dabei Böses denkt ist sicherlich ein Schelm. Die Menschen die uns gerade, vor allem von den anderen Inseln besuchen, bleiben nämlich selten länger als 2-3 Nächte hier. Das reicht ja auch schon, um den Vulkan zu sehen und dann sind die 250 € Ermäßigung, die man vom Bono Bonito, bekommen hat, auch schon wieder verbraucht. Der Gutschein wird auch gerne in den Hotels auf der Ostseite eingelöst, das ist praktisch, weil natürlich vor allem die Großen in das Programm involviert sind. Wie es wirklich um den Tourismus steht, kann man gerade ganz gut an den erstaunlichen Flugpreisen aus Deutschland sehen. Während in der Vergangenheit ein Flug in den Sommerferien oneway, schon mal € 700,- gekostet hat, wirbt Condor zu manchen Terminen mit € 69,90,-. Der Flieger sind selten voll, und wenn das so weiter geht, dann kommen wir bei denen nächstes Jahr auf die Streichliste. Werbung wird vor allem auf den anderen Inseln gemacht, z.B. drücken die wirklich am Flughafen von Lanzarote den ankommenden Gästen, einen La Palma-Flyer in die Hand. Die Flüge aus Madrid sind zwar gerade richtig voll, aber da hocken dann vor allem Palmeros drin, schließlich bekommen wir die Reise aufs Festland subventioniert. Und da die Iberia das genau weiß, ist der Flugpreis entsprechen hoch angesetzt. Für die Residenten immer noch super günstig, für etwaige Besucher dann aber gar nicht mehr.