In der momentanen Situation kann man ein wenig von Verzweiflung sprechen. Die Kanaren wissen nicht mehr wirklich was zu tun ist um den wirtschaftlichen touristischen Motor wieder anzukurbeln. Wir testen hier wie die blöden, haben auf 100 000 Einwohner gerechnet spanienweit die niedrigsten Fallzahlen in Sachen Corona (Auf La Palma bleiben wir weiterhin bei exakt 0), aber dennoch kommen zu wenig Leute bei uns an. Klar die Sache mit den Engländern schlägt zu Buche, aber auch aus den anderen Ländern kommen viel zu wenig Touristen. Wobei man sagen muss, dass im Moment doch recht viele Festlandspanier speziell auf La Palma unterwegs sind. Nach den Ferien wird es damit aber auch wieder rum sein. Im Moment, und das ist vergleichbar mit Deutschland, machen eben viele Urlaub im eigenen Land. So einige freuen sich aber gar nicht mal so sehr über die Leute die aus den Risikogebieten vom Festland anreisen, man weiß ja nicht so genau, was die alles einschleppen.
Die alte Idee, dass hier nur Menschen mit negativem Testergebnis, zur Not am Flughafen bei Ankunft, einreisen dürfen, ist immer noch nicht vom Tisch. Und vielleicht, unter Betrachtung der Entwicklung der Fallzahlen, ist das gar nicht mal so blöd. Mann muss das dann eben entsprechend verkaufen, dass es nicht abschreckend wirkt, sondern eher eine Sicherheit vermittelt. Nach England hat heute auch die Schweiz eine Quarantäneanordnung für Spanienrückkehrer erlassen, wieder mit Ausnahme der Kanaren und der Balearen. Aber die Einschläge werden mehr, und niemand kann derzeit wissen, wie sich die Situation hier vor Ort und in den touristischen Entsendeländern, entwickeln wird. Deshalb halten sich die Leute in solch unsicheren Zeiten natürlich entsprechend mit der Urlaubsplanung zurück.
Zumindest vor der Furcht hier zu erkranken und nicht zurückzukommen oder in Quarantäne zu gelangen, bietet die kanarische Regierung jetzt eine Sicherheit an. Diese hat nämlich eine Versicherung abgeschlossen, die für jeden Urlauber der hier an Covid-19 erkrankt, sämtliche Kosten der medizinischen Versorgung, der Unterbringungskosten im Falle einer Quarantäne und eines damit verbundenen „verlängerten“ Aufenthalts, sowie den Rücktransport garantiert. Dies gilt für alle Länder, inklusive dem spanischen Festland. Das Ganze tritt diese Woche in Kraft und gilt für die nächsten 12 Monate. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie nicht wissentlich positiv eingereist sind. Also mit bestehender Coronainfektion einen Gratisurlaub zu planen bleibt eine eher schlechte Idee.
Im Moment ist die Situation auf der Insel so, dass wir die wirtschaftliche Krise noch nicht so richtig zu spüren bekommen. In Spanien ist die Wirtschaftsleistung in den letzten 3 Monaten zwar um über 18% gesunken, auf den Kanaren dürfte der Wert sogar noch deutlich höher liegen. Aber da wir hier auch so eine Art Kurzarbeiterregelung haben, haben viele Menschen dennoch etwas Geld in der Tasche um den täglichen Konsum abzudecken. Die meisten dieser Leute, die gerade in Kurzarbeit sind, sind im Tourismus beschäftigt und mehr oder weniger alle gehen derzeit davon aus, dass ein gewaltiger Teil davon nicht mehr in ein normales Arbeitsverhältnis zurückkehren wird. Die Aussichten sind tatsächlich mehr oder weniger verheerend.
Heute wurden die Arbeitslosenzahlen für Juli veröffentlicht. Auf La Palma sind derzeit 9071 Personen ohne Arbeit, damit ist die Arbeitslosigkeit zwar im Vergleich zum Juni um 68 Personen zurückgegangen, Verglichen zum Juli des vergangenen Jahres ist es aber ein Anstieg von über 25%. Wohlgemerkt ohne die Menschen die sich noch in Kurzarbeit befinden, welche Stand jetzt Ende des Jahres auslaufen wird. Wir sind also darauf angewiesen, dass sich der Tourismus bald erholt. Die Prognosen, dass wir diesen Winter circa 60% des „Normalniveaus“ erreichen könnten sind längst wieder vom Tisch.
Irgendwann wird sich das alles auch wieder normalisieren. Wobei man manchmal auch schon so ein bisschen in Panik verfällt, wie lange das noch so gehen wird. Wenn man die Sache mit der Urlaubszurückhaltung nämlich ein wenig zu Ende denkt, kommt die Angst, dass z.B. die Fluggesellschaften das nicht überleben könnten. Und wer dann in ein zwei Jahren gerne mal wieder nach La Palma kommen möchte, der muss dann vielleicht ein Paddelboot benutzen.