Alles wieder auf null und nichts mehr klar

Ich bin die letzten zwei Tage irgendwo zwischen verzweifelt und stinkesauer hier durchs Haus gerannt. Zur Beruhigung habe ich die eine oder andere Packung Kippen in die Lunge geatmet und so langsam geht es wieder halbwegs. Für Frau und Kinder war das alles nicht so leicht, aber es ist ja auch wirklich langsam gut.

Ab morgen tritt ja unser schönes kanarisches „Beherbergungsverbot“ in Kraft, und die letzten Wochen waren gar nicht so einfach, weil man ständig bemüht war, verlässliche Informationen über Art der Tests, Ablauf, der vermeintlichen Pflicht für die spanische Corona-App (es ist nur empfohlen) und alles andere zu bekommen und das dann den Gästen und den Hauseigentümern zu erklären. Seit einigen Tagen haben sich da dann die letzten widersprüchlichen Aussagen in Wohlgefallen aufgelöst, da liest man am Mittwoch in der Zeitung, dass ab 23.11. für die Einreise nach Spanien ein PCR-Test notwendig sei. Am Donnerstag wurde dann die BOE auf der Internetseite der spanischen Regierung veröffentlicht und ist somit amtlich. Hier auf den Kanaren hat man erstmal laut „Juchuuu!!!“ geschrien, schließlich hat man diese Forderung seit Monaten an Madrid gestellt und das eher zahnlose „Beherbergungsverbot“ war ja so eine Art Notnagel.

Es hat dann auch nur gute 24 Stunden gedauert, da hatte man bemerkt, dass die Idee ja gar nicht mal so clever war. Man hat schlagartig festgestellt, dass am Donnerstag kaum Reisen auf die Kanaren verkauft wurden und sich dann mal kundig gemacht, warum das denn so ist. Und siehe da, in Großbritannien kostet so ein Test umgerechnet rund € 180,-, also viel Holz für einen Familienurlaub, dann hat man auch noch festgestellt, dass in Deutschland in vielen Gegenden die Labore so hinterherhängen, dass man schlichtweg nicht an einen Test rankommt, der bei der Einreise nicht älter als 72 Stunden sein darf. Also jammern die Politiker und Hotelverbände der Kanaren jetzt rum und wollen doch lieber nur einen Antigentest und eben nicht PCR haben. Die in Madrid langen sich doch auch an den Kopf: Jetzt gibt man endlich der ewigen Forderung nach und dann brauchen die Canarios einen Tag, bis sie sich wieder beschweren.

Man muss aber zugeben, dass die Idee mit der Pflichttestung aus einer Zeit stammt, in der man sich erhoffte, dadurch Tourismus erst wieder möglich zu machen. Stichwort „sichere Korridore“. Allerdings haben sich die Realitäten seit dem eben entsprechend verschoben und wahrscheinlich hat hier auch gar niemand damit gerechnet, dass so eine PCR-Testpflicht je kommen würde, da konnte man also gut immer weiter fordern und gleichzeitig der Inselbevölkerung vermitteln, dass man um deren Gesundheit besorgt ist.

In dem Gesetz steht klar drin, das Antigenschnelltests nicht zulässig sind, solange es für diese keine einheitliche Anwendungsrichtlinie innerhalb der EU gibt. Ich habe heute mit der Tourismusabteilung des Cabildo Insular gesprochen, weil der ganze Mist ja jetzt ein paar Fragen aufwirft. Die sind sich der Problematik durchaus bewusst. Es gibt derzeit 2 Ansatzpunkte, die aber immer noch nicht klar sind. Zum einen versucht man doch Antigenschnelltests durch zu bekommen, eine Begründung hierfür könnte sein, dass andere Länder, z.B. Frankreich, diese Tests bereits zur Einreisekontrolle akzeptieren, oder man schafft hier die PCR-Testmöglichkeit vor Ort. Die soll dann im Notfall greifen, wenn jemand ohne Testergebnis hier aufschlägt. Gemacht werden soll dies am Flughafen und unsere High-End-Superduper-Maschine, die die Tests im Krankenhaus ausliest, liefert das Ergebnis nach 3 Stunden. Man weiß aber noch nicht so richtig, was man mit den Touristen solange anfangen soll. Stand jetzt müssten diese am Flughafen warten, bis das Testergebnis eingetroffen ist. Da so etwas aber aber wahrscheinlich eher nur für wildentschlossene Hardcore-La Palma-Urlauber vertretbar sein wird, muss da auch eine andere Lösung her. Die anderen Inseln haben aber zum Teil gar keine High-End-Maschine, da geht der Test immer noch ins Labor und das dauert.

Nach etwas nachdenken ist mir dann noch eingefallen, dass die ganze Sache doch etwas größer ist als ursprünglich angenommen. Der erste Gedanke war eher, dass es das dann halt einfach mal war, die in Madrid haben wegen dem Virus gerade ganz andere Probleme als das Touristenproblem auf den Kanaren zu lösen. Aber erstens haben die Hotelverbände und Ketten eine ganz gewaltige Lobby und das eben auch im Rest unseres Königreiches, und zweitens betrifft das ja nicht nur Touristen sondern eben alle Reisenden, die nach Spanien gelangen wollen. Und auch ein Geschäftsreisender kommt in Deutschland mal nicht so einfach an einen PCR-Test heran. Auch Spanier, die hierher zurückreisen und das werden an Weihnachten so einige sein, werden ein gewaltiges Problem bekommen. Die Iberia kann so im Prinzip den internationalen Flugverkehr direkt einstellen. So gesehen habe ich gerade doch noch etwas Hoffnung, dass die in Madrid zeitnah, dem Druck von irgendjemandem nachgeben werden.

Zusammenfassendend ist der Stand jetzt aber folgender: Alle die aus einem Risikogebiet (Grundlage ist die Karte der ECDC) per Schiff oder Flugzeug nach Spanien einreisen, müssen ab dem 23.11. einen negativen PCR-Test haben, der nicht älter als 72 Stunden sin darf. Dieser Test hat entweder in spanischer oder englischer Sprache zu sein. Drauf stehen muss der Name, das Labor, Datum und Urzeit, Art des Tests, sowie der negative Befund. Außerdem muss die Ausweisnummer der getesteten Person darauf sein. Der Test muss jederzeit vorzeigbar sein und kann entweder in Papierform oder auf dem Handy dargereicht werden. Bereits im Einreiseformular, des spanischen Gesundheitsministeriums muss man in Zukunft angeben, ob man einen Test mitbringt oder nicht. Wenn man da meint, dass man einfach „ja“ angeben kann und so einfach durchrutscht, möge man bitte bedenken, dass eine Strafe von €6000,- in Aussicht gestellt wurde.

Ich bin jetzt mal gespannt, wie das ausgeht. Wenn es da nicht zu einer praktikablen Lösung kommen sollte, und da hängen wir ja am Wohlwollen von Madrid, dann ist die ganze Geschichte nicht nur ein Schuss ins eigene Bein, sondern eher mit der abgesägten Schrottflinte in den offenen Mund, dann bleibt hier nämlich wirklich nicht mehr viel übrig.