Immer der Reihe nach

Hier gibt es in der Öffentlichkeit gerade gewaltig Stunk, wegen der Impferei. Allerdings scheint es gerade so gar nicht an der Impfbereitschaft zu mangeln, sondern darum, wer wann geimpft werden soll. Los ging die Geschichte, nachdem sich herausstellte, dass Susana Machín, ihres Zeichnens Conseja für Soziales der palmerischen Inselregierung, bereits geimpft wurde. Jetzt gehört die halt gar nicht der ersten Gruppe, nämlich Bewohnerin oder Mitarbeiterin einer Seniorenresidenz an, und auch nicht der zweiten Gruppe, den Mitarbeitern des Gesundheitswesens. Und Schwups, war der Aufschrei gewaltig. Vor allem der politische Gegner, die Dame ist in der PSOE, brüllte lauthals auf. Die Recherche ergab, dass Frau Machín, gar nicht auf der Liste von Sanidad stand und dennoch geimpft wurde. Vielmehr hat das Cabildo Insular, also ihr Arbeitgeber sie im nachhinein auf die Liste gesetzt. Skandal!!!, möchte man da schreien, aber es lohnt sich manchmal etwas genauer hin zu schauen. Der Knackpunkt ist nämlich, dass die Conseja für Soziales ihr Büro im „Hospital de los Dolores“ hat, und eben nicht im Gebäude des Cabildo Insular. „Das Hospital de los Dolores“ ist aber kein Krankenhaus, wie der Name vermuten lässt, sondern eine inseleigene Seniorenresidenz. Wie bereits geschrieben, sind alle Bewohner und Mitarbeiter der Alteneinrichtungen bereits geimpft worden, inklusive des Reinigungspersonals und der Küchenmitarbeiter. Der Grund, das Frau Machín bereits vakuniert wurde, hängt genau damit zusammen. Durch ihre Tätigkeit vor Ort, hat sie zwangsläufig täglichen Kontakt zu Mitarbeitern und vulnerablen Bewohnern der Einrichtung. Der zuständige Arzt, der die Impfung durchgeführt hat, sah diese Vorgehensweise jedenfalls als sinnvoll an.

Hat bereits eine Injektion erhalten: Susana Machín

Wenn man aber da gerade dran ist, dann bohrt man natürlich auch weiter. Und so hat sich herausgestellt, dass auch die Stadträtinnen für Soziales aus Puntagorda und Puntallana bereits geimpft worden sind. Der Gemeinderat aus Puntagorda hat sich sofort gemeldet und mitgeteilt, dass das genau so geplant gewesen sei. Man hätte die Stadträtin absichtlich auf Platz 30 der gemeindeeigenen Prioritätsliste zur Impfung gesetzt, weil diese, auf Grund Ihrer Tätigkeit, häufig Kontakt zu vulnerablen Gruppen hätte. Die Geschichte geht aber munter weiter. Mercedes Candelario, so heißt die Stadträtin, wurde schon neun Tage vor einigen besonders alten Bewohnern des Pflegeheimes in Puntagorda geimpft. Also doch wieder Skandal? Auch hier muss man genauer hinschauen. Von diesen Heiminsassen musste nämlich zuerst die Genehmigung der Angehörigen eingeholt werden. Und da hat man wohl gewartet, bis die alle da sind. Bei 5 musste man nämlich noch warten. Fünf ist aber genau die Anzahl der Impfdosen, die aus einem Pfizerfläschchen zu holen waren. Wenn das Ding aber mal auf ist, dann muss man es auch verbrauchen oder den Rest wegschmeissen, was bei der momentanen Versorgungslage mit dem begehrten Stoff, auch nicht die beste Idee wäre. Mittlerweile sind ja 6 Dosen pro Flasche zugelassen, dann kann Mercedes Candelario für die Zweitimpfung solidarisch auf die 5 Nachzügler der Seniorenresidenz warten.

In Puntallana hat das Rathaus ebenfalls eine Stellungnahme veröffentlicht und die Impfung der dortigen Stadträtin ebenfalls mit dem häufigen Kontakt zu den dortigen Senioren begründet.

Im Normalfall müsste man natürlich sagen, dass so etwas, also eine bevorzugte Behandlung von Politikern, gar nicht gehen würde. Allerdings handelt es sich bei den drei Damen jeweils um Personen, die Aufgrund Ihrer Tätigkeit eben auch viele Kontakte zur zu schützenden Bevölkerungsschichte haben. Und das ganze entspricht dann auch ein wenig unserer palmerischen Realität. Abstandhalten ist da nämlich gar nicht so einfach. Man kann so etwas ab und an auch bei uns in El Paso sehen, wenn hochbetagte Gemeindemitglieder, wahlweise über den Rollator oder Gehstock gebeugt, in die Büros der zuständigen Politiker marschieren um ihr Anliegen vorzutragen. Die hält hier niemand auf, dass würde sich auch nicht gehören. Auch die Bürgermeister bekommen regelmäßig solche Besuche, aber wenn die schon geimpft wären, dann wer hier aber richtig was geboten.

Zumindest die Geschichte mit der Conseja der Inselregierung hat aber überregional, also kanarenweit, für mächtig Zunder gesorgt. Ranghohe Politiker der POSE, also der eigenen Partei erwarten, in einem öffentlichen Schreiben, eine Erklärung von Susana Machín. Auch der Kanarische Oberboss Ángel Victor Torres, ebenfalls von der PSOE, nahm Stellung und meinte , dass seitens seiner Partei klar sei, dass niemand sich vor zu drängeln habe.