Friede den Hütten…

An der Playa Nueva ist das schon vor Jahren passiert. Jetzt ist vielleicht bald Puntalarga und El Faro dran. Die Rede ist von den Casetas dort, also den Hütten, die dort in unmittelbarer Strandnähe stehen, und in den meisten Fällen den Palmeros als Wochenendbehausung dienen. Die Besitzer der Hütten haben nämlich diese Woche ein Schreiben der Küstenbehörde bekommen, in dem Sie aufgefordert werden, ihren persönlichen Besitz innerhalb von 10 Tagen zu entfernen, damit die Hütten abgerissen werden können, ansonsten würden ihnen der Abriss auch noch in Rechnung gestellt werden. Das sorgt jetzt für gewaltigen Gesprächsstoff hier auf La Palma. 10 Tage hört sich erstmal nach nicht viel Zeit an, aber die ganze Geschichte geht eben schon länger. Als letztes hat das oberste spanische Gericht die Abrissverordnung von Costas, der Küstenschutzbehörde, bestätigt. Das war im Jahr 2013. Seitdem war dann Ruhe und das ist eben auch der Grund, warum man dachte, dass die Sache wohl dann doch einfach im kiesigen Sand von Fuencaliente verlaufen würde.

Das Rathaus von Fuencaliente hat sich mit den Besitzern der Hütten solidarisch gezeigt und der Gemeinderat hat parteiübergreifend Stellung bezogen und möchte sich für den Erhalt einsetzen. Wegen der heißen Quelle und dem geplanten Bade, sind die verantwortlichen des Rathauses gerade eh nicht so gut auf Costas zu sprechen, schließlich haben die die bisherigen Baupläne für das Entspannungsbad ja abgeschmettert. Man versucht jetzt also ein Treffen mit den Besitzern und den zuständigen Inselrat zu organisieren und wird sich auch in den nächsten Tagen, zwecks „zuhören“ in die Hüttensiedlungen begeben. Und der Bürgermeister meint, dass diese Hüttensiedlungen Teil unserer Identität seien.

Grundlage der Abrissverordnung ist aber nicht reine Willkür, sondern das spanische Küstenschutzgesetz, das untersagt, dass in direkter Nähe zur Küstenlinie gebaut werden darf. Bevor jetzt alle fragen, wieso es das Princess Hotel dann gibt:  Ausnahmen sind möglich, allerdings nur mit sehr strengen Auflagen. Man hat in Spanien aus der Verschandelung der Mittelmeerküste gelernt, und ist deswegen jetzt recht streng. Bauten, die vor Inkrafttreten des Gesetzes errichtet wurden sind vor dem Abriss sicher, wenn, und das ist der heikle Punkt, diese auf legale Weise errichtet wurden. Auf privatem Grund hatte man sogar die Möglichkeit seinen Bau im Nachhinein legalisieren zu lassen, schließlich hat das mit der Genehmigung vor nicht allzu langer Zeit nicht wirklich jemanden interessiert. Fast alle der Hütten von Fuencaliente sind aber schon länger als das Gesetz vorhanden. Das Problem dabei ist, dass diese eben nicht auf privatem Grund stehen. Die Leute sind also Besitzer, aber mit Nichten Eigentümer.  Diese Siedlungen sind nämlich einfach so entstanden. Irgendjemand hat sich da mal ne Hütte gebaut, weil so ein Wochenende am Strand ja recht beschaulich sein kann. Und so kam dann noch eine und noch eine usw.. Insgesamt sind das jetzt 50 Stück, die da jetzt weg sollen. Allesamt auf öffentlichem Grund.

Ich persönlich fände einen Abriss schade, mir gefällt dieses etwas ratzelige da unten im Süden. Zumindest Puntalarga, mit seinem Kiosk, erweckt schon ein wenig den Eindruck einer kleinen Gemeinde. Wenn man sich so umhört, dann geht es den meisten Palmeros wohl auch so, dass sie einen Abriss bedauern würden. Ein paar wenige empfinden das aber auch als Schandfleck, wahrscheinlich weil die Bewohner sich nicht an die Regeln der Kehrwoche halten.

Allerdings ist es eben auch nicht so einfach, die ganze Geschichte zu bewerten. Einige wenige würde der Abriss richtig hart treffen. Es gibt nämlich einige Leute, für die ihre Hütte ihr richtiges zuhause ist und die eben nicht nur am Wochenende da sind. Gut, man kann argumentieren, dass der endgültige gerichtliche Beschluss, seit 8 Jahren vorliegt, da hätte man sich auch etwas anderes zum Wohnen suchen können. Allerdings braucht es dafür Geld, was hier auch nicht jeder hat und es entspricht eben auch nicht der Mentalität der Menschen hier. Der, der nach dem letzten Gerichtsbeschluss meinte, dass er seine Hütte bis zum Abrisstag je behalten kann, schließlich werden die sich ja melden, wenn der Bagger anrückt, hat sich in den letzten 8 Jahren eben wieder an den Status Quo gewöhnt. Deswegen kommt der Räumungsbefehl nun eben doch überraschend. So manche Behausung dort ist auch in einem guten Zustand, da stehen Blumen davor, man hat Gärten angelegt und es sich schön gemütlich gemacht. Das hat ja für den einzelnen nicht nur einen materiellen Wert, sondern ist unter Umständen auch ein eminenter Bestandteil des persönlichen Lebens. Die Hütten wurden ja zum Teil auch schon an die nächste Generation weitergegeben. Viele derer, die die Hütten jetzt nutzen sind da aufgewachsen waren jedes Wochenende dort, plus die ganzen Sommerferien.

Eigentlich müsste sich niemand an der Siedlung stören, selbst für viele Touristen ist das eine Attraktion, weil es eben einen großen Teil des einheimischen Lebens darstellt und man das hautnah mitbekommt. Das Gesetz zum Küstenschutz hat aber eben auch einen Zweck, nämlich den Schutz der Küste. Und wenn ich mir einfach ein Stück öffentliches Land aneigne, eine Hütte darauf mauere und das als mein Privateigentum bezeichne, dann geht das aber auch nicht so einfach. Man stelle sich mal vor, dass würde jemand im großen Stil machen. Wo ist da die Grenze? Trotzdem würde ich es schön finden, wenn die Siedlungen bleiben.

Weil die Covidgeschichte ja noch nicht rum ist, hier noch die weniger erfreuliche Nachricht: Unsere doppelte Null, also Null-Inzidenz und null aktive Fälle hat migrige 24 h gehalten. Derzeit haben wir 4,8 als IA-Wert und 5 aktive Fälle auf La Palma