Klotzen nicht Kleckern

68,1 % Erst- und 49,7% Zweitgeimpfte ist der Wert, den wir heute auf La Palma erreicht haben. Alldieweil wir heute einen neuen Tagesrekord erreicht haben. 2.568 Dosen wurden heute in die Oberarme gejagt, das ganze in sechs Stunden. Heute durfte man wieder ins Impfzentrum nach El Paso kommen, ganz ohne Termin. Eingeladen waren die 30-39jährigen zur 2.Dosis und die 20-29jährigen zur Erstimpfung. In 3 Wochen bekommen die dann den zweiten Biontech- Schuss, die 70% bis Ende Juli werden, zumindest hier auf der Insel, also eher leicht erreicht werden. Man kann sich zum Vergleich da mal die große Nachbarinsel mit dem Schwänzchen oben rechts anschauen. Da hat man heute den ersten Tag im neu eröffneten 24h-Rund-um-die- Uhr-Zentrum abgehalten. Eingeladen waren Menschen zwischen 40 und 59, die bisher nichts abbekommen haben, also weder Spritze noch Termin.

Da drüben, auf der provinziellen Hauptinsel hat man heute aber auch noch andere Massenveranstaltungen abgehalten. Geladen waren ca. 54.000 Menschen, ab 18 bis 45, um sich testen zu lassen. Diese Alterskohorte bildet nämlich gerade den pandemischen Treiber auf Teneriffa und die Gesundheitsbehörden haben die Sache mal so gar nicht mehr im Griff. Auch Delta meldet sich jetzt Stück für Stück, ist aber mit rund 12% noch nicht der wirklich virale Fiesling. Gestern hat sich mal wieder die kanarische Regierung zusammengehockt um wegen der Situation auf Teneriffa zu beraten. Die Idee, wieder einen Alarmzustand über uns zu verhängen, wurde erstmal abgewehrt, ist aber, laut Chefboss Torres, nicht vom Tisch. Vielmehr hat man die sanktionsbefähigten Behörden dazu aufgefordert, ihre Befähigung verstärkt anzuwenden. Und, dass ist das sympathische an dem Mann, er hat die Verantwortung für das Dilemma nicht auf irgendwelche Umstände geschoben, sondern die Bevölkerung in die Pflicht genommen. Manchmal fragt man sich aber, was so Politiker wissen? Die Zahlen der letzten Tage waren gelinde ausgedrückt, extrem unschön, sprich wir hatten hier Neuinfizierte, wie seit Monaten nicht mehr. 400 standen diese Woche schon mal zu buche, auch mal 350. Dennoch meinte Torres, dass es Anzeichen gebe, dass sich die Kurve abflachen würde. Rein von den Zahlen wirkt das auf einen epidemischen Laien wie mich, aber mal gar nicht so. Ich erinnere mich aber daran, dass der gute Mann dies in der Vergangenheit schon einmal genau so gesagt hatte, und er behielt recht damit. Also alles wird gut.

Zumindest hier auf La Palma sieht das aber wirklich so aus. Dabei war das coronamäßig ja bisher niemals schlecht. Irgendwie hat man aber immer damit gerechnet, dass es uns doch auch mal mit den Infektionen wickeln würde. War aber nicht so. Und bei dem Impftempo bleibt das wohl auch. Wir sind hier extrem diszipliniert. Die meisten Leute behalten auch auf der Straße die Maske im Gesicht. Schließlich hat man sich ja mittlerweile so gut dran gewöhnt und man möchte sich ja in der Öffentlichkeit nicht unbedingt nackt fühlen. Man sollte das Ding eh immer mit sich rumschleppen, man weiß ja nie, wem man über den Weg läuft und die 1,50m gelten ja weiterhin. Auch beim Einkauf oder in der Innengastronomie ist die Bedeckung des äußeren Atmungssystems weiterhin obligatorisch und die meisten stören sich auch nicht daran. Ich war die Tage schon wieder etwas verwundert, weil der Lanz meinte, dass man den Kinderchen ja im nächsten Jahr nicht so ein Ding im Schulunterricht zumuten könne. Hier beschweren sich die Kinder überhaupt nicht darüber. Die 3-6jährigen durften die Maske im Klassenzimmer runternehmen, alle anderen behielten sie auf. Und, oh Wunder: Spanien war das einzige Land der EU, in dem das letzte Schuljahr komplett mit normalem Unterricht durchgezogen wurde. Abstand, Masken und die Kinder sensibilisiert, hat als Konzept recht gut geklappt. Ich persönlich kenne kein Kind, dass sich an der Maske gestört hätte. Im Gegenteil, es waren eher die jüngeren, die die Erwachsenen ermahnt haben, sich an die Regeln zu halten. Das mit den Regeln ist bei uns in Spanien im Normalfall nämlich eine Sache, die man nicht so ernst nimmt. Deswegen gab und gibt es hier ja auch laufend private Zusammenkünfte die über der vorgesehenen Höchstzahl liegen. Aber hier auf La Palma halten wir uns zumindest an die Maskengeschichte. Alberto, der sanfte 2-Meter-Elektriker, hat mir heute beim Warten an der Supermarktkasse auch kopfschüttelnd, von seiner, teilweise deutschen Kundschaft berichtet, die ihn bei Arbeiten in ihrem Haus aufforderten die Maske ab zu nehmen. Dabei würde er die Maske doch tragen, damit er eben die nicht anstecken würde. Gerade als Handwerker habe er doch viele Kontakte. Anlass der Unterhaltung war eine deutsche Frau im „Wallerock“, an der Kasse weiter vorn, deren Maske wohl unterhalb der Lippe angewachsen schien und die versuchte die mahnenden Worte der Kassiererin weg zu lächeln.