Die momentane Hitze scheint einigen das Oberstübchen weich zu kochen

Die Situation ist nicht aussichtslos, aber immerhin ernst. Seit einer Woche plagen wir uns auf La Palma nun schon kontinuierlich mit neuen Covidinfizierten rum. Nach den beiden ganz heftigen Tagen hat sich die Sache jetzt auf hohem Niveau eingependelt. Beim täglichen Zahlennachschauen bekommen wir so jetzt immer zwischen 12 und 16 neue präsentiert. Das ist Zuviel, für unsere Verhältnisse sowieso. Die Mannschaft von Sanidad hat die härteste Woche seit Pandemiebeginn hinter sich, in der Zeitung wird von einem Arbeitslevel wie auf „Duracell Batterien“ gesprochen. Die gute Nachricht ist, dass die Fälle hier zu 87,9% zu ortbar sind. Man weiß also wer sich über welchen Kontakt angesteckt hat, kommt aber bisher nicht vor die Welle. Man appelliert an uns langsam zu machen, Kontakte zu reduzieren und schon bei geringsten Symptomen einen Test zu machen. Die Apelle sind aber gerade nicht wirklich gehört. Im Gegenteil, wir bekommen gerade live zu erleben, dass die Anzahl von egoistischen Dummdödeln höher ist, als wir es uns hätten träumen lassen. Hintergrund ist die Geschichte, dass Mercedes Coello sich darüber beklagt hat, dass man an einem Tag 300 Rückverfolgte zum Test geladen hatte. Von denen sind aber nur 150 tatsächlich angerückt. Die anderen hatten wohl keinen Bock auf einen eventuell positiven Befund und der damit verbundenen Quarantäne und sind nicht hingegangen, obwohl ein Teil direkten Kontakt zu bereits positiv getesteten hatte.

Natürlich ist die Empörung darüber gerade groß, aber auch ein wenig scheinheilig. Schließlich reden wir von einer Ausfallquote von 50%. Bisher war das auch nicht so. Bei den Ausbrüchen in der Vergangenheit, sind stets alle angetanzt, die auf der Liste waren, schließlich wollte man die Sache so schnell wie möglich wieder in den Griff bekommen. Ob das jetzt ein Querschnitt durch unsere Bevölkerung ist, oder eine bestimmte Gruppe betrifft, ist nicht bekannt. Man sagt auch nicht, wie man mit den 150 umgehen möchte. Es ist also unklar, ob man da eine rechtliche Handhabe hat, oder ob bei Nichterscheinen eine provisorische Quarantäneanordnung möglich ist. Und auch die Leugnerfraktion meldet sich zu Wort und faselt von verfassungsmäßigen Freiheiten und dem Recht einer individuellen Entscheidung sich testen zu lassen. Manch einer mag bei soviel Ignoranz und Solidaritätsmangel auch auf die Idee kommen, den 150 das Wattestäbchen extratief in die Nase zu schieben, in der Hoffnung damit das verbliebene Resthirn zu treffen und wieder zu aktivieren. Der Ruf nach einer sanktionierenden Reaktion ist da und so einige sind gerade auf 180. Man kann nicht mal etwas machen um sich ab zu lenken. Draußen ist es viel zu heiß. Der Calima lässt uns zuhause hocken und wütend sein.

Es ist ja gerade große Mode der Politik und der Verwaltung Untätigkeit vor zu werfen. Das macht die Sache leichter, wenn man einen Sündenbock hat. Nur nicht bei der Gesellschaft als solches suchen, da könnte man dann aus Versehen auch bei seinem eigenen Verhalten hängen bleiben. Es waren aber weder Pedro Sanchez noch Angel Torres, die in Los Llanos an der Wasserpfeife gezogen haben. Und die sind auch nicht ungetestet nach La Palma gekommen, weil sie gerade Semesterferien haben, obwohl es ein Gratis PCR Angebot gibt. Die lokale Politik reagiert aber bereits. Man hat für die nächsten 15 Tage alle Veranstaltungen mit öffentlicher Beteiligung abgesagt. Wir sind hier auf La Palma gerade immer noch auf Alarmstufe 1. Selbst wenn wir, was irgendwie zu erwarten ist, am kommenden Donnerstag auf 2 hochgestuft werden, was vor einer Woche noch komplett undenkbar erschien, dürften diese Veranstaltungen mit dem entsprechenden Hygienekonzept dennoch stattfinden. Man nimmt die Sache aber ernst und ist wirklich gewillt wieder in ruhiges epidemiologisches Fahrwasser zu gelangen und hat erstmal die nächste 2 Wochen alles abgesagt. Stufe 2 hätte im normalen Leben nicht wirkliche Auswirkungen. Die Maximalbelegung in Restaurants im totalen und pro Tisch sinkt in so einem Fall und man darf sich auch zu weniger privat treffen.