Laufen mit Samuel und jetzt wird es ruppig

Heute Morgen hat uns eltime.es mitgeteilt, dass wir als Palmeros heute alle um die Mittagszeit in Tokio mit Samuel Garcia laufen würden. Da hatte nämlich unser Inselolympionike seinen ersten Auftritt mit der 4x400m Mixed-Staffel. Ich glaube, dass das eher symbolisch gemeint war, es gab ja nur 4 LäuferInnen pro teilnehmender Nation, und das wäre arg eng geworden, wenn wir da alle auf der Bahn gestanden hätten. Ich wollte mir dann das Spektakel im Fernsehen anschauen, das war aber nichts, sowohl das ZDF als auch Eurosport haben kurz davor von der Leichtathletik zum Ping Pong gewechselt. Dafür wurde uns dann wiederum über das Internet verkündet, dass historisches geschafft wurde. Die spanische Staffel hat sich für das Finale qualifiziert. Wir fühlten uns also jetzt alle ein wenig olympisch hier. Dabei war das wohl gar nicht so gut. Die kamen, trotz Landesrekord, in ihrem Vorlauf nur auf Rang 6 über die Linie. Aber sowohl die Dominikanische Republik als auch die US-Amerikaner haben den Wechsel verbockt, und wurden disqualifiziert. Und zack, war der Palmero im Finale. Allerdings war es mit der Freude dann auch wieder vorbei. Sowohl die Amerikaner als auch die Dominikaner haben gegen die Disqualifikation Protest eingelegt und haben Recht bekommen. Es hat zwar ein Wechselfehler stattgefunden, allerdings haben wohl die Wettkampfrichter die am Wechsel standen, den Läufern gesagt, dass das ok wäre, wenn sie da auf die Übergabe des Stöckchens warten würden. Also sind die Spanier raus, aber egal, für kurze Zeit hatten wir einen Helden und fühlten uns selber wie welche.

Ansonsten gibt es in Zusammenhang mit dem elendigen Virus gerade etwas Polemik hier auf der Insel. Wir hatten ja hier den Ausbruch im Krankenhaus, und da hat sich jetzt eine ältere Dame, die normalerweise in einer Senioreneinrichtung in Brena Alta lebt infiziert. Jetzt ist die Frau aber doppelt geimpft und zeigt auch keinerlei Symptome. Daraufhin, weil die stationäre Behandlung abgeschlossen war, schickte man die Dame nach Hause, wo sie sich in Quarantäne begeben sollte. Da aber die Gemeinde für die entsprechende Senioreneinrichtung zuständig ist, hat der Bürgermeister von Brena Alta, Jonathan Filipe, die sozialen Medien in Gang gesetzt und gesagt, dass die Frau doch im Krankenhaus bleiben müsse um andere Menschen in der Einrichtung nicht zu gefährden. Die Reaktion der bemühten Netzgemeinde kam natürlich direkt und man zeigte sich entsprechend empört, was vom Bürgermeister wohl auch so gewünscht war. Jetzt lässt sich Mercedes, die Krankenhauschefin, natürlich nichts gefallen und gibt ihrerseits, zusammen mit Kilian Perez, eine Pressemitteilung heraus. Darin meint sie, dass jetzt nicht der Moment sei, um Politik zu machen, sondern gemeinsam die Pandemie zu bekämpfen. Die Betten im Krankenhaus sind für Covidpatienten vorgesehen, die eine stationäre Behandlung benötigen und nicht für symptomlose. Und, dass sei das wichtigste, jede Seniorenresidenz in Spanien ist verpflichtet, einen Bereich innerhalb der Einrichtung vor zu halten, in der ein potentiell infektiöser Mensch vom dort lebenden Rest abgetrennt werden könnte. Als Beispiel wurde da eben dann gleich die Residenz in Tazacorte benannt, die haben gerade einen Ausbruch haben aber die betroffenen Personen vom Rest isoliert. Wenn also die Rückkehr der Dame in ihr gewohntes Umfeld aus Ansteckungsgründen nicht möglich sei, dann würde das wohl eher am Versagen des Betreibers der Residenz liegen. Da solle also die Gemeindevorsteher mal vor der eigenen Türe kehren, zudem man nicht einmal das Gespräch gesucht hätte sondern eben gleich Facebook bemüht habe. Bisher war es hier eher so, dass alle an einem Strang gezogen haben, aber mit den höheren Zahlen gerade, scheint das schwieriger zu werden.

Auf dem gesamten Archipel ist aber die Aufregung gerade auch recht groß. Schuld daran hat das oberste kanarische Gericht TSJC. Die haben nämlich so manche Regelung, die die kanarische Regierung sich zur Eindämmung des Virus ausgedacht hatte, erst einmal auf Eis gelegt. Neben der nächtlichen Ausgangssperre, die in Gemeinden mit sehr hoher Inzidenz hätte gelten sollen, wurde auch die Schließung von Nachtclubs in Alarmstufe 4 kassiert. Ebenso die vorgesehene Maximalbelegung von Fitnessstudios und, die Einschränkungen, dass in Alarmstufe 4 ein Impf-, Genesenen- oder Testnachweis verlangt werden müsse um in Restaurants oder Bars in den Innenbereich zu gelangen. Dies würde unter das Recht auf Patientenschutz fallen und man nahm ein Urteil aus dem Jahr 2006 des EUGH als Grundlage. Dass zum Beispiel auch Fluggesellschaften so einen Test verlangen fand in der Begründung keine Beachtung. Allerdings handelt es sich hierbei um einen vorläufigen Beschluss. Es wurde nämlich nicht verhandelt, sondern nur die Klägerseite angehört und eben nicht die Regierung, oder gar Pandemieforscher, die diese Maßnahmen erarbeitet haben. Geklagt hatte der Arbeitgeberverband für Tourismus und Gastronomie im Süden Teneriffas. Die Politik ist stinkesauer und auch in der Presse zeigt man sich entsetzt ob des Beschlusses, weil in diesem Fall das Gericht Pandemiepolitik betreiben würde, und dass ohne mit beiden Seiten zu sprechen oder gar wissenschaftliche Berater zu konsultieren. Auch in anderen spanischen Regionen gab es entsprechende Maßnahmen gegen die geklagt wurde, diese wurden aber fast alle abgewiesen. Innerhalb des klagenden Verbandes gibt es wohl auch Unmut. Viele finden das nämlich gar nicht gut. Wer am Tourismus verdient, dem kommen hohe Fallzahlen nämlich nicht gelegen. Der Tourismusverband ist auch stinkig. Auch einzelne Gastronomen überlegen schon den Verband zu verlassen, weil sie ihr Geld eben nicht mit feierwütigem Publikum verdienen. Treibende Kraft hinter der Klage, soll wohl der Pächter mehrerer Filialen einer großen Fastfoodkette sein, die mit einem grinsenden Clown wirbt und eben nachts viel junges Publikum hat.