Ich habe eine tolle Nachbarschaft

In El Paso atmet der Teil der Bevölkerung, an dem das gestern vorbei ging, gerade gewaltig durch. Was da passiert ist kann man noch gar nicht begreifen. Feuer im Wald, dass kennen wir hier. Das Feuer das gestern mittag in der Gegend von La Rosa, also oberhalb des Ortskernes von El Paso entstanden ist, hat sich aber einfach einmal durch das Tal gefressen und ging dann runter bis La Laguna, also einmal quer durch bewohntes Gebiet. Bis zum Fußballstadion von El Paso war die Feuerfront noch recht schmal. Nachdem es aber dann über die Straße gesprungen ist, ging jegliche Kontrolle verloren. Es brannte an allen Ecken und Enden. Die 5 Hubschrauber haben auch immer nur noch das Nötigste verrichten können. Überall waren Einsatzkräfte verstreut und haben mit Löschfahrzeugen Brände bekämpft. Es wurden mehr als 100 Leute evakuiert, aber viele sind auch da geblieben um selbst zu löschen. Die Nachbarschaften haben im ganzen Tal zusammengearbeitet und mit Eimern und Schläuchen Glutnester bekämpft um zu verhindern, dass das Feuer weiterwandert und die Häuser angreift. Die Einsatzkräfte waren da schon immer weitergezogen um an anderen Stellen zu arbeiten, weil sich das Inferno immer weiter nach Westen verlagert hat. Bisher weiß man nicht, wie groß die Schäden wirklich sind. Von mehreren Dutzenden betroffenen Häusern ist laut Cabildo die ist die Rede, Wohnhäuser und Geschäfte. Vor allem Paso Abajo, Tajuya, und Celta sind schwer betroffen. Überall sind verbrannte Autos zu finden und immer noch fliegen 2 Hubschrauber, obwohl man von El Paso aus, keine Rauchentwicklung mehr sehen kann. Es bleibt aber nach wie vor heiß und der Wind pfeift das Tal runter. Wie schnell das gehen kann, dass man die komplette Kontrolle über das Geschehen verliert hat man gestern hier erlebt. Es gibt wohl bisher keine Todesopfer, allerdings Menschen mit Brandwunden und Rauchvergiftungen, die auch ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

Das war noch recht früh. Es brannte in der Gegend von Fraper
Erwas später in Paso Abajo
Das war dann in der Nacht und wurde von den Bomeros aus Teneriffa aufgenommen die am Abend mit der Fähre angekommen sind

Über die Ursache des Feuers ist immer noch nichts bekannt, zwar hat Herr Zapata, unser Inselpräsident, gemeint, dass solche Katastrophen meist von Menschen ausgelöst werden, über die angeblich weggeworfene Zigarettenkippe, über die spekuliert wird, möchte ich aber nichts sagen. Jede Glasscherbe könnte dafür verantwortlich gewesen sein und brennbares Material gab es nach 3 Tagen über 40 Grad und dem starken Wind einfach überall. Hier sind Bananenplantagen einfach weggebrannt, und die sind immer gut gewässert. Die Bäume haben aber in den vergangenen Tagen alle Blätter fallen lassen und es war alles voller Laub.

Dieses Bild wird gerade überall geteilt. Es stammt von einem spanischen Fotograf. Javier Gles heißt der Mann und es zeigt eindrucksvoll was hier gestern los war.

Wir selber hatten großes Glück, weil die ganze Nachbarschaft über viele Stunden zusammengearbeitet hat um zu verhindern, dass das Feuer zu unseren Häusern überspringt. Mit Macheten und Äxten haben wir brennende Bäume abgehackt und mit Eimern und Schläuchen gelöscht. Ich bin so stolz auf unsere Nachbarn. Alt und Jung waren am Ackern, es wurde Wasser herbeigeschleppt, Werkzeug organisiert und es haben fast alle mitgeholfen. Mili mit über 70 Jahren genauso, wie auch seine Enkelin und mein Sohn mit 12 Jahren. Die Frau von Javier hat, weil sie nicht richtig laufen kann, rund um die Uhr Eimer befüllt. Milis Schwiegersohn hat sich heldenhaft mit der Machete selber blutig gehackt und einfach ein nasses T-Shirt um die Hand gewickelt und weiter gemacht. Hektor und Polaco waren mit Hacken unterwegs und schüttenden Erde über die Glutnester, die immer wieder anfackelten. Ständig kamen Leute vorbei und haben uns mit Wasserflaschen versorgt. Gegen 10 Uhr in der Nacht haben wir dann ein Löschfahrzeug aus Mazo an der Hauptstraße überreden können auf das Gebiet neben unseren Häusern zu kommen um mit dem großen Schlauch die Glut zu löschen. In der Nacht haben wir dann nochmal einige Kontrollrunden gedreht und einige Eimer mit Wasser ausgeschüttet. Solche Aktionen gab es in jeder Straße. Überall kamen die Leute zusammen um sich gegenseitig zu helfen.

Hier sieht man wie sich das Feuer verbreitet hat