Räumungsmittel

„Suche Schneeschieber in gutem Zustand“ wäre eine sinnvolle Kleinanzeige gerade. Allerdings kommt man auf den Kanaren schwer an so etwas ran und aus Deutschland importieren dauert dann doch zu lange. Also Notiz für den nächsten Vulkan: Ein Vorrat an Räummaterial muss angelegt werden. Das ist die Geschäftsidee! Man hätte auf den Kanaren das Monopol, damit lässt sich gute Geschäfte machen. Nach dem Ausbruch ist schließlich vor dem Ausbruch und wenn das mit dem Tourismus nicht so gut läuft, dann muss man sich eine clevere Alternative suchen. Man nimmt einfach welche aus Metall, die kann man ewig lagern und gegebenenfalls an seinen Nachwuchs vererben. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, dass sich das Zeug versilbern lässt. Man braucht das ja nicht für die Straße, da benötigt man einen Schneepflug. Das Dach ist das Problem. Wir reden nicht von den Ziegeln, da hilft nur fegen, nein das typische Flachdach schreit förmlich nach Schippen statt Fegen. Das würde viel zügiger gehen und man kann die Schippe gleich nehmen um das Zeug von Dach auf die Straße zu pfeffern. Anfangs haben wir das noch zusammengefegt und in Beutel gepackt und dann wegen dem Gewicht in mehreren Fuhren im Kofferraum zu den Containern gebracht Das nervt aber gewaltig mit den Tüten, weil man die dann durchs Haus schleppen muss und wenn zu viel drin ist, dann reisen die auch mal und man hat die Sauerrei auf der Treppe. Deswegen machen wir mittlerweile Haufen und dann kommt die Schaufel zum Einsatz und dass Zeug wird auf die Straße gefeuert. Man muss nur aufpassen, dass der Nachbar nicht unten steht. Das Zeug zu schippen und jede Bahn dann direkt nach unten werfen würde mindestens die Hälfte der Zeit sparen. Für jeden der jetzt meint, dass sich das mit der Straße nicht gehören würde. Der Innenhof hat ein Schattendach aus Stoff, letztlich entsorgen wir das Zeug notgedrungen Richtung öffentlichen Raum.

Heute gab es aber kaum frische Asche, das feine Zeug wird aber bei jedem Luftzug aufgewirbelt und deshalb sollen wir auch weiterhin im Tal nicht nach draußen und wenn dann mit FFP2-Maske. Die kleinen Schwebeteilchen sind nicht gut für die Alveolen und die Kinder im Tal haben heute und Morgen keinen Präsenzunterricht. Auch in Tijarafe und Puntagorda war das heute so. Gestern gegen Abend hat sich die Aschewolke gehen Osten verzogen und den Flughafen lahmgelegt, man rechnet auch morgen mit keiner einzigen Landung. Aber es regnet nicht nur Asche, sondern auch Blüten. Schuld ist das Militär. Das mit dem der Toten gedenken am gestrigen Allerheiligen hat ja nicht so gut funktioniert. Vor allem weil der wichtigste Friedhof im Westen, der in Las Manchas mitten im Sperrgebiet liegt. Wir haben hier aber eben die Tradition, dass man an diesem Tag auf den Friedhof geht und der Verstorbenen gedenkt. In Los Llanos hat man daraufhin einen Anlaufpunkt in der Innenstadt geschaffen an dem zumindest Kerzen aufgestellt werden konnten. Gleichzeitig hat die UME, die militärische Einheit für Katastrophen, eine Veranstaltung auf dem Montaña de Tenisca abgehalten um der Toten, die nicht besucht werden konnten zu gedenken. Der Plan war, dass im Anschluss Blumen über dem Friedhof von Las Manchas abgeworfen werden sollten. Da hat die Asche aber einen Strich durch die Rechnung gemacht, die wollten Ihren SuperPuma Hubschrauber wohl nicht gefährden. Dafür hat man dann Säckeweise Blüten über dem Tal verstreut. Während also der Inselpräsident von Gomera darüber nachdenkt, welche Art von Bombe nötig sei, um unseren Vulkan zum schweigen zu bringen und sich damit in ganz Spanien zur Lachnummer gemacht hat, schafft die Armee Tatsachen und wirft aus militärischem Gerät Blüten auf uns herab.

Der Lavastrom der sich gestern im Südwesten auf den Weg gemacht hat und droht die Verbindungsstraße zwischen Las Manchas und Todoque zu begraben, hat sich indes massiv verlangsamt. Man spricht von einem Meter pro Stunde. Bis zur Straße hat man damit noch 150 Stunden Luft, aber man habe schon einen Alternativplan, wie gegebenenfalls größere Fahrzeuge nach Puerto Naos gelangen können. Das wäre nämlich auch richtig bitter. Erst hat man die Entsalzungsanlagen rangeschafft und dann könnten die Leute nicht mehr zum Gießen dahin. Aber auch hier hat das Militär schon Hilfe angeboten. Im Moment schickt man ein Landeboot aus Gran Canaria auf die Insel. So könnten die Landwirte auf dem Seeweg zu ihren Plantagen gelangen. Wenn die so weiter machen, dann muss ich echt noch anfangen meine Einstellung zum Militär zu überdenken.

Erdbeben gab es heute weniger als gestern. Auch richtig derbe waren nicht dabei. Das schlimmste war eine 4,6mlbg am gestrigen Abend. Gleichzeitig ist aber der SO2-Ausstoß wieder gestiegen und der Vulkan ist wieder laut geworden. Wobei ich die Geschichte immer noch nicht ganz verstehe. Am Nachmittag war über mehrere Stunden ein Röhren zu vernehmen und die Fenster haben permanent leicht vibriert. Man denkt also, dass der Scheisskerl recht aktiv war. Der Tremor hat aber den niedrigsten Wert der letzten 7 Tage angezeigt. Nach über 6 Wochen Vulkan habe ich immer noch nicht die Logik dahinter verstanden. Mal hört man ihn kaum und sieht auch nichts, aber die Werte sind hoch, mal ist das ganze umgekehrt.

Rechts sieht man, wie die Aktivität recht weit unten war. Gleichzeitig war der Vulkan aber sehr laut.