Warum nicht einfach ehrlich sein?

Das Cabildo Insular passt die Werbestrategie für die Insel an. Vorneweg schreitet Raul Camacho der Tourismusbeauftragte der Insel und trommelt, dass wir zu 90% eine sichere Insel sind. Vom Aufschwung durch den Tourismus wird da geredet, der uns alle nach vorn bringt und man hat ganz zackig einen Werbefilm gedreht, in dem man, so wörtlich, 1.000 Gründe aufzählt, warum man trotzdem nach La Palma fahren sollte. Das Ganze nicht mit einem Spanier als Hauptprotagonist, sondern schön international.  Allein die Fluggesellschaften scheinen das gar nicht zu denken, dass gerade hier alles sicher ist, oder sie wollen solange der Unhold arbeitet, gar nicht kommen, weil die Landung unsicher ist und ein Weitertransport nach Teneriffa mit anschließender Bootsfahrt auch der Condor aufs Geldsäckel schlägt. Von den Billigheimerverbindungen mit dem irischen Irren, aus Madrid und Barcelona ist auch keine Rede mehr. Natürlich ist es die Aufgabe, dass der Raul den Tourismus ankurbelt, und es stimmt auch, dass keine Lava in Puntagorda oder Tijarafe zu erwarten ist. Das ganze aber als „sicher“ darzustellen ist im besten Fall mutig im schlechtesten Fall kackdreist und verlogen. Gut, wir hier im Tal mit unseren Häusern, die noch über sind, kommen größtenteils gar nicht auf die Idee, dass man gerade was vermieten könnte, und wir haben auch nichts davon, wenn die im Norden parallel auch nichts vermieten können. Zu behaupten, dass im Rest der Insel aber alles normal sei, ist schlichtweg falsch. Während man hier die Vulkangucker mit Bussen an die Kirche von Tajuya gekarrt hat, hat man gleichzeitig die Bevölkerung von Tazacorte, Los Llanos und El Paso aufgefordert in freiwilliger Quarantäne zu bleiben, weil die Aschebelastung für die Lunge ungesund ist. So weit so gut, dass ist betroffenes Gebiet. Aber die gleiche Warnung gab es eben auch für die Gemeinden Tijarafe und Puntagorda. Schlechte Luft, schädlich für die Lunge, aber alles sicher hier, alles ganz normal, bitte kommen!!! Jeder, darf für sich entscheiden, dass er trotz dieser Einschränkungen nach La Palma kommt. Wir freuen uns darüber und sind auch gar nicht eifersüchtig, wenn im Norden jetzt jemand von der Krise im Tal profitieren sollte. Der normale La Palma Urlauber verfolgt ja das Geschehen hier und kann dann eigenverantwortlich entscheiden, ob er kommen mag oder nicht, wenn er denn einen Flug bekommen sollte. Die Werbestrategie könnte ja auch etwas mehr auf die Zukunft ausgerichtet sein. La Palma bleibt ja eine schöne Insel und wenn der Vulkan mal aufgehört hat, dann ist das Leben auf der ganzen Insel wieder sicher und auch ein Urlaub möglich eben auch im Aridanetal. Die Asche wird nach und nach ins Meer geweht und es gibt dann auch keine Beben mehr, die wegen Steinschlaggefahr zu Sperrungen der Wanderwege führen. Bis dahin wäre es doch ganz nett, wenn man potentiellen Urlaubern erklärt, dass es hier Einschränkungen gibt, sie aber dennoch willkommen sind. Das Gefasel von „sicher“ ist aber nun mal nicht korrekt unseren Gästen gegenüber und schafft für die Zukunft kein Vertrauen. Wer hier blauäugig anreist und dann gleich gesagt bekommt, dass er aber am besten im Haus bleiben soll, weil die Atemluft draußen die Lunge schädigt, der fühlt sich vielleicht auch veräppelt, vor allem wenn er in der Nacht zuvor noch ein bis zwei Erdbeben miterleben durfte. Nein, die Zeit wird kommen, dass auch hier der Tourismus wieder normal läuft, und gerade die direkt betroffenen Gebiete sind dann massiv darauf angewiesen. Vielleicht mag es dann für den ein oder anderen erstmal unattraktiv sein, wenn er nicht wie gewohnt, nach El Remo zum Fischessen kann, der Fisch in Tazacorte ist aber auch ganz lecker und wem was an der Insel und den Menschen hier liegt, der kann auch mal ein Jahr dorthin gehen. Die Straßen werden sicher zügig wieder aufgehen und vielleicht klappt es dann im Folgejahr wieder mit El Remo.

Ein wahrhaft unschönes Bild. Das auf der rechten Seite ist aber nur Asche, die verschwindet nach und nach. Dann ist da auch alles wieder hübsch und fast wie vorher. Für die Verbindung dahin müssen wir uns noch was kluges einfallen lassen, das wird aber auch.

Ansonsten hat uns die Lava heute wieder drangekriegt, diesmal ganz im Süden. Unterhalb des Friedhofs von Las Manchas hat sich wieder ein Lavazweig vom Hauptstrom getrennt und etliche Häuser und Anwesen unter sich begraben. Nachdem die vulnerable Kreuzung am Camino de Majada bisher gehalten hat, droht aber nun weiteres Ungemach, für die Straßenanbindung des Südwestens. Die Lava aus dem neuen Abzweig ist kurz vor der Verbindungsstraße zwischen Las Manchas und Todoque. Wenn die Straße auch noch gekappt werden sollte, dann kann man Puerto Naos nur noch über das Geschlängel am Tennisplatz erreichen, diese Strecke wäre dann aber nur einspurig befahrbar.

Die von der Lava betroffene Fläche beläuft sich mittlerweile auf 975 ha., wobei da noch nicht der Fortschritt der Zunge unterhalb des Friedhofs drin ist. Das mit den Gebäuden, die zerstört sind, ist eine andere Sache. Der Copernicussatellit hat da fast doppelt so viele Gebäude wie das Kataster erfasst. Das hat aber wohl verschiedene Gründe. Zum einen erfasst der Satellit einfach alles, was ein Dächchen hat, zum anderen sind aber wohl auch einige Gebäude in keinem Kataster zu finden, weil sie einfach nie eingetragen wurden. Deswegen ist die beste Zahl nicht die der Dächer, sondern die der Menschen, die Ihr zu Hause verloren haben. Hier war von über 2.000 Menschen die Rede. Aber auch da muss man unterscheiden: Bei vielen war es wohl nicht der Erstwohnsitz, oder man hat noch eine weitere Unterkunft, die einem selber gehört, irgendwo auf der Insel. An anderer Stelle war die Rede von 275 Häusern, die, stand letzte Woche, nötig seien, um die Familien die keine andere Unterkunft haben zu versorgen. In der momentanen Situation reden wir aber natürlich von einigen mehr. Eine Wohnung in Puerto Naos nützt gerade auch nicht wirklich etwas, wenn das Haus in La Laguna verloren wurde. Da kommt man nicht hin und die Menschen die dauerhaft, dort wohnen benötigen gerade ja auch eine Ersatzunterkunft. Das mit den Zahlen ist also immer etwas komplizierter, als es sich im ersten Moment anhört.