Auch diese Brücke wird vorbeigehen

So einige hier auf der Insel fragen sich gerade, was da nicht stimmt. Seit gestern geistert durch die Medien, dass La Palma gerade massiv vom Tourismus profitieren würde. Irgendwie scheint sich da die Meldung, dass insgesamt 10.000 Menschen an einem Wochenende erwartet wurden, deutungstechnisch auf eine komische Art verselbstständigt zu haben. Selbst im US-Fernsehen und auf der Internetseite der Tagesschau wurde das berichtet. Von den 10.000 kommen die meisten von den anderen Inseln, manch einer vielleicht gar nicht wegen dem Vulkan sondern um die hier wohnhafte eigene Sippe zu besuchen und mal ein wenig beim Aschefegen mit zu helfen. Der ganze Rest kommt für eine, maximal 2 Nächte, manche Reisen auch am selben Tag wieder ab. Geld lässt kaum einer auf der Insel. Der kleine Ferienhausbesitzer schaut da meist nämlich in die Röhre, da sich der Aufwand der Reinigung eines Hauses, gerade jetzt mit der ganzen Asche, gar nicht lohnt. Klar, man kann für diese Wochenendgäste die Preise erhöhen, dass man wenigstens nicht draufzahlen muss, aber der größte Teil geht in die Hotels auf der Ostseite, und fast alle gehören ausländischen Investoren. Ansonsten wird hier weder groß konsumiert, noch geschoppt, die Geschäfte haben ja geschlossen. Die großen Hotels auf Teneriffa bieten aber Tagesausflüge zum Vulkan an, wer daran verdient ist klar. Im Gegenzug haben wohl etliche Leute aus dem Tal die Brücke genutzt um sich ihrerseits für einige Tage aus dem Vulkanstaub zu machen und auf eine andere Insel zu gehen. Am Samstag war der HiperDino in El Paso komplett leer, so habe ich das noch nie am Wochenende gesehen, schon gar nicht wenn am Montag auch noch Feiertag ist. Auch die Geschichte mit dem Busshuttle wurde falsch verstanden. Ziel war es nicht den Vulkantouristen eine angenehme Attraktion zu bieten, sondern man versuchte lediglich ein Verkehrschaos zu vermeiden, wie man es an den ersten beiden vulkanischen Wochenenden erlebt hat und was dann mitten in der Nacht zu überstürzten aber notwendigen Straßensperren gesorgt hat. Das umsonst zu machen kam vielleicht falsch an. 20€ Ticketpreis wären angemessen gewesen und sämtliche Einnahmen hätte man auf das Spendenkonto überweisen können. (Die Kontonummer ist oben rechts, im gelben Kasten, nur so zur Erinnerung) Dazu noch ordentlich Kontrollen machen, dass die, die mit dem PKW durchwollen, es gar nicht schaffen. Die nächste Brücke ist Anfang Dezember. Wenn es gut läuft ist die vulkanische Attraktion bis dahin weg. Aussagen, dass die Menschen auf La Palma gerade froh seien, weil mit dem Feuerberg Touristen angelockt werden würden, sind nämlich nicht nur falsch, sondern schmerzen geradezu. Hier kennt jeder unzählige Menschen, die ihr Lebenswerk oder ihr Haus verloren haben. Froh über den Ausbruch ist sicher niemand. Wenn dennoch gerade Menschen kommen, und wenigstens etwas Einnahmen auf die Insel bringen, dann muss das ja gar nicht falsch sein. Wenn man sich die zusammengestrichenen Flugpläne bis Ende Dezember anschaut, muss man über jeden, der noch zu uns kommt froh sein.

Ob das aber bis zur nächsten Brücke reicht, muss man abwarten. Wir gehen jetzt in die siebte vulkanische Woche und Frau Blanco hat heute nochmal gesagt, dass die ernsthaften Anzeichen auf ein baldiges Ende noch fehlen würden. Die Tendenzen, die man mir gutem Willen positiv deuten könnte, sind noch viel zu kurzfristig. Der Trend muss lange anhalten, damit das funktioniert. Der SO2-Ausstoss ging zwar wieder zurück, aber er ist viel zu hoch und auch höher als wir schon mal hatten. Genauso verhält es sich mit den Beben. Auch wenn es gerade wieder ein ganz heftiges gab, ist die Gesamtzahl im Moment rückläufig. Das hatten wir aber nun schon mehrmals so und dann ging es wieder los. Auch der Ascheregen, der an diesem Wochenende so heftig war, wie noch nie und die Explosionen, inklusive sichtbarer Druckwellen, sprechen nicht dafür, dass der Vulkan auch nur in irgendeiner Art und Weise schwächeln würde. Prinzip Hoffnung gilt aber trotzdem, da kann Frau Blanco noch so oft den mahnenden Karl Lauterbach geben, der Trend muss ja erstmal anfangen, damit er im Anschluss langanhaltend ist. Jeder Entwicklung wohnt schließlich ein Anfang inne. Die positivste Nachricht heute war, dass die Lava kaum zusätzliche Geländegewinne gemacht hat, was aber nach den letzten beiden Tagen auch mal wieder fällig war.