Grüppchenbildung

Die Nachbarschaftsvereinigungen von Las Manchas, La Bombilla, Todoque, La Laguna und El Remo haben nun ein gemeinsames Papier veröffentlicht. Diese Vereinigungen existierten schon lange vor dem Vulkan und haben sich formiert um zum einen Interessen der Anwohner eines bestimmten Barrios gemeinsam zu vertreten, aber auch um im eigenen Viertel Veranstaltungen und Fiestas zu organisieren. Letztlich handelt es sich dabei um eine Art überparteiliches Bürgerkomitee, das sich um die Anliegen der Nachbarschaft kümmert. In den momentanen Zeiten haben diese Nachbarschaftsvereinigungen natürlich nochmals eine ganz andere Bedeutung, wer schon generell die Interessen der Anwohner vertritt, der ist in den am meisten vom Vulkan betroffenen Gebieten jetzt natürlich besonders gefragt. Und so wurde in der Erklärung natürlich auch angemahnt, dass es von Seiten der Politik zu wenig Kommunikation mit den Betroffenen gebe, aber eigentlich ging es dabei um etwas ganz anderes. Man distanziert sich nun nämlich ausdrücklich von den neu geschaffenen Komitees der Betroffenen des Vulkanausbruchs. Grund hierfür ist die mangelnde Einigkeit der Gruppen. Aus anfänglich einer sind inzwischen 3-4 geworden, die teilweise gegeneinander arbeiten und deshalb hält man sich da jetzt zurück und distanziert sich von den einzelnen Gruppierungen, bietet aber gleichzeitig an beratend zur Seite zu stehen. Generell wird bedauert, dass die einzelnen Gruppierungen nicht in der Lage seien gemeinsame Ziele zu haben, bzw. an einem Strang zu ziehen.

Das es in solch einer Situation nicht ganz so einfach ist, gemeinsam seine Interessen zu vertreten ist natürlich auch verständlich. Dazu sind die einzelnen Bedürfnisse häufig zu unterschiedlich. Die einen wollen zurück in ihre Häuser, die anderen wollen diese vielleicht abtreten und eine Entschädigung erhalten wieder anderen ist, unter Umständen die Wohnsituation gar nicht so wichtig, sondern der Bedarf liegt vor allem im Bereich der Infrastruktur, um möglichst bald wieder arbeiten zu können. Alle Forderungen mögen berechtigt sein, allen gleichzeitig gerecht zu werden scheint fast unmöglich zu sein. Schließlich sind die Finanzen begrenzt, hinzu kommen derzeit noch Bedenken in Sachen Sicherheit in den einzelnen Gebieten, und so weiter und so fort. Die Politik hat es da gerade nicht wirklich leicht und bei jeder Entscheidung wird sich der ein oder andere ungerecht behandelt fühlen. Das Resultat sind dann immer wieder kleine Demonstrationen auf der Plaza von Los Llanos mit gerade mal 20-30 Teilnehmern. Dabei läuft das alles hier vielleicht gar nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick scheint. So hat jeder, der seinen Erstwohnsitz verloren hat direkte Zuwendungen erhalten. Das Ganze ging auch, wenn man das z.B. mit anderen Naturkatastrophen vergleicht, wirklich recht schnell. Auch die Versicherungen wurden fast schon alle ausbezahlt.

Ein anderes Thema, bei dem es regelmäßig zu mächtig Polemik kommt, sind die Spendengelder. Manch einer beklagt lautstark und öffentlich, dass er gar kein Geld erhalten habe. Die Problematik dabei ist aber, dass es gar nicht so gedacht ist, dass jeder der sein Haus verloren hat auch aus dem Spendentopf etwas bekommen soll. Es wird nämlich exakt geprüft, wer wirklich darauf angewiesen ist. Und so kann es vorkommen, dass jemand, der 5 Häuser verloren hat, leer ausgeht, während ein anderer, dessen kleine Wohnung, in der er zur Miete wohnte, verschüttet wurde, Hilfen aus den Spendentöpfen erhält. Diese Gelder werden nämlich nach Bedarf und nicht nach Verlust verteilt, auch weil die Behörden alles ganz genau prüfen, um einen Missbrauch zu vermeiden. Dieses Geld wird aber zu 100% für die Betroffenen verwendet, auch wenn es etwas länger dauern sollte. Es wird auch nicht in den normalen Haushalt integriert, es gelten nur änliche Bestimmungen bei der Verwendung der Gelder, was die Transparenz angeht. Die zusätzlichen Gelder, die für den dafür anstehenden Verwaltungsaufwand benötigt werden, stammen auch aus anderer Quelle. Schließlich trägt man auch eine Verantwortung gegenüber den Spendern, dass das Geld sinnvoll verwendet wird. Aber es ist natürlich immer leichter stumpf populistisch über die doofe Politik zu schimpfen. Und natürlich kann es auch hier am Ende, bei der Verteilung der Gelder, zu Ungerechtigkeiten kommen und vielleicht wird auch das eine oder andere entsprechend krumm laufen. So haben die Sozialarbeiter, die die Spendenberechtigungen prüfen, auch schon den ein oder anderen Betrugsversuch entdeckt.

Allerdings wir auch hier gerade einiges vermischt. So empört man sich gerade, auch auf deutschsprachigen Seiten, dass Touristengutscheine ausgegeben werden, während Betroffene noch auf ihre Spendengelder warten. Nur hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun. Beim einen handelt es sich um Gelder, die auch im Sinne der Spender, von der Inselregierung oder den einzelnen Gemeinden verwaltet und verteilt werden, bei der anderen Geschichte geht es um Geld, das von Madrid zur Verfügung gestellt wurde und zur Wiederankurbelung des Tourismussektors gedacht ist, der für uns als Insel nun mal auch überlebenswichtig ist. Und natürlich steht auch hier zu befürchten, dass es langfristig bei den Wiederaufbauprojekten, gerade was die Infrastruktur angeht, zu der ein oder anderen Geschichte kommen wird, die vielleicht einen leichten bis mittleren Geruch abgibt, aber generell kann man den Verantwortlichen hier gerade nicht wirklich böses unterstellen. Gerade auf lokaler Ebene war das zu sehen, wie die Bürgermeister und Gemeinderäte in 3 Monaten Vulkan um etliche Jahre gealtert sind. Schließlich haben die alle eine enge Verbindung zur Insel und zu ihrer Gemeinde.