Wer seinen Erstwohnsitz an den Vulkan verloren hat, der darf gerade sein Haus auch in der „zona rustica“ neu errichten. Da wurden per Dekret einige Regeln der Raumordnung außer Kraft gesetzt, damit die Betroffenen, möglichst unkompliziert, wieder ihr Eigenheim errichten können. Man darf also auf einem Stück Land ein Wohnhaus errichten, dass dafür eigentlich gar nicht vorgesehen ist, mit der Vorgabe, dass dieses Gebäude, in Größe und Höhe, dem verlorenen Heim gleicht. Sogar Menschen, deren Haus niemals im Kataster eingetragen war, die aber auf andere Art ihren Wohnsitz nachweisen können, profitieren von dieser Regel. Wer also ein Stück Land besitz, der kann relativ problemlos anfangen zu bauen. Aber natürlich gibt es da ein dickes Aber: Die Regel gilt ausschließlich in den betroffenen Gemeinden, also in Tazacorte, Los Llanos und El Paso. Wer also in Todoque sein Haus verloren hat, aber noch ein Stück Land in Tijarafe besitzt, profitiert nicht von dieser Sonderregel. Dafür reiben sich gerade einige andere die Hände. Schlagartig wurde hier im Tal, so einiges zum Bauland, und manch einer möchte sich seinen Kartoffelacker nun vergolden lassen und wirft das Ding auf den Markt. Die Preise explodieren, und deshalb haben verschiedene Betroffenenverbände und politische Parteien gefordert, die Regelung auf die gesamte Insel aus zu dehnen. Alternativ gibt es auch die Forderung, dass öffentliches Land, günstig an Betroffene abgegeben werden soll, um der Preistreiberei Einhalt zu bieten.
Unser Inselpräsident, Mariano Hernández, von der Partido Popular, hat sich nun auch zum Thema geäußert, und hält von diesen Ideen nicht viel. Er meint, dass die Betroffenen die Füße stillhalten sollten, weil es ja im Tal genug Land geben würde, dass in Frage kommt, und dadurch die Preise wieder sinken würden, weil der Markt das ja regelt. Er wüsste selbst, dass diese Forderung an die Betroffenen nicht leicht sei, und er den Wunsch, nach einem schnellen Neuanfang verstehen würde. Die Frage ist nun natürlich, ob die marktwirtschaftlichen Regeln, die der Mann da im Kopf hat, in der momentanen Situation wirklich funktionieren. Das setzt nämlich voraus, dass die Besitzer der Ländereien einen Verkaufsdruck haben, was, wenn man sich die momentanen Preise gerade ansieht, nicht wirklich so wirkt. Die haben ihr Land und können abwarten, während die Betroffenen durchaus Druck verspüren. Die hocken nämlich manchmal zu viert oder zu fünft in einer 2-Zimmer-Wohnung, und die, derzeit astronomischen Mieten, fressen das Versicherungsgeld, dass man für das verlorene Haus bekommen hat, auf. Die Situation sorgt also dafür, dass irgendein anderer gerade profitiert, während die Betroffenen dem Markt ausgeliefert sind. Unabhängig vom Geld, dass da verloren geht, gibt es natürlich auch einen massiven psychischen Druck, möglichst bald einen Neuanfang zu starten und das vulkanische Drama abzuschließen. Momentan werden die Mondpreise bezahlt, und die Immobilienmakler, die sich ja prozentual bezahlen lassen freuen sich gerade auch ein Loch in den Bauch. Solange es Leute gibt, die das geforderte Geld auf den Tisch legen, solange gehen die Preise auch nicht runter. So gesehen hat Herr Hernández ja recht, der Markt regelt das. Allerdings nicht im Sinne der Betroffenen, sondern im Sinne derer die ein Stück Land haben, das vor wenigen Wochen nichts als ein brach liegender Acker war. Und wenn man den dann nicht verkauft bekommt, dann ist das ja nicht so schlimm. Land wird hier eh sehr ungern verkauft, das behält man und gibt es nur in finanzieller Not ab. Es ist also anzunehmen, dass das Angebot, mit fallender Nachfrage auch wieder sinken wird. Also einzelne gerade nur bereit sind zu verkaufen, weil der Preis so verdammt hoch ist. Wenn man es dann nicht verkauft bekommt, geschenkt, man konnte es ja mal versuchen.