Da gehen die Pflanzen ein

So eine Insellage hat was für sich. Hier wächst und gedeiht Zeugs, dass es woanders auf der Welt, abgesehen vom Blumentopf, gar nicht gibt. So manches Pflänzlein hat sich in der Insularen Abgeschiedenheit sauber zu einer eigenen endemischen Art hinevolutioniert. Und natürlich ist man hier auf die ganzen Gattungen, seien sie nun tierisch oder pflanzlich, als Canario mächtig stolz. Das ist ja auch mit der Grund, warum man versucht das vermaledeite Rabo de Gato einzudämmen. Das wächst so verdammt schnell, dass unsere endemischen Gewächse da nicht hinterherkommen und am Ende verdrängt werden. Die eigene Artenvielfalt ist uns immens wichtig, das definiert einfach nochmal die Besonderheit, die wir hier für uns reklamieren, so fern vom spanischen Mutterschiff. Aber die Forschung teilt uns nun mit, dass unsere endemischen Arten bei einer globalen Erwärmung gewaltige Problem haben werden. Die Gewächse sind nämlich anfällig und die Universität von La Laguna hat da nun eine Studie veröffentlicht, in der endemische Pflanzen auf La Palma und Teneriffa untersucht wurden. 60 Arten, die hier auf der Cumbre oder in den Höhenlagen der Nachbarinsel wachsen hat man genauer betrachtet und diese 3 möglichen Szenarien ausgesetzt. Zum einen hat man das jetzt betrachtet, dann die nahe Zukunft (2041-2060) und die entferntere Zukunft (2061-2080). Kurz und knapp: Die globale Erwärmung tut dem heimischen Grünzeug nicht gut. Aber es gibt dann doch einige erstaunliche Erkenntnisse. Die Prognose für LA Palma sieht besser aus, als die für Teneriffa. So wir für Teneriffa prognostiziert, dass in naher Zukunft 33% der Arten massive Problem bekommen würden, und 50% in der ferneren Zukunft. Für La Palma sind dagegen nur 10% bzw. 17% veranschlagt. Oder anders gesagt, auf La Palma kann sich rund die Hälfte der endemischen Arten dem Klimawandel ohne große Probleme anpassen, auf Teneriffa ist es nur ein Drittel. Neben verschiedenen Forschern der Universität von La Laguna war auch die Universität von Alberta/Kanada, sowie Mitarbeiter der beiden Nationalparks an der Studie beteiligt. Und man gibt uns auch gleich etwas an die Hand. Die Nationalparks sollten aktiv mit endemischen Pflanzen bewirtschaftet werden, gleichzeitig solle man versuchen invasive Pflanzenfresser zu eliminieren.


Das mit dem Klimaschutz geht dann aber an anderer Stelle gleich noch weiter und hat mit unserer neuen kanarischen Regierung zu tun. Bislang waren wir hier die einzige spanische Region, die sich auf die Fahne geschrieben hat, bis 2040 keinerlei Emissionen mehr zu erzeugen. Das hat die progressive Regierung aus PSOE und kleineren linken Parteien so eingetütet. Die PP, die nun am Ruder ist, die findet das aber natürlich nicht wirklich gut und würde das Vorhaben ganz gerne aufweichen. Der Koalitionspartner von der CC, sagt nicht nein und die erste Topidee der Konservativen ist nun die Nutzung von LNG als Übergangstechnologie. Da haben sich nun direkt einige Forscher zu Wort gemeldet und gemeint, dass da seitens der PP ein ganz fieses und verlogenes Spiel betrieben würde. Die PP argumentiert nämlich, dass das Flüssiggas erstens günstiger und zweites umweltfreundlicher sei, als das Öl, das hier noch verfeuert wird. So hält Carlos Bravo, Absolvent der Biowissenschaften an der Universität Complutense in Madrid (UCM) und Mitglied des Teams der Europäischen Föderation für Verkehr und Umwelt (T&E), die Verwendung von Erdgas für die Energiewende für „eine absolute Täuschung“ und erklärt auch warum. Man dürfe nämlich nicht nur den Ausstoß von CO2 bei der Verbrennung betrachten, sondern müsse auch das Methan, das beim Fracking freigesetzt werden würde, in die Bilanz mit einbeziehen. Die Klimabilanz sei dadurch nicht besser. Auch die Argumentation mit dem billigeren Preisen sei nicht korrekt. Schließlich wird Gas in den nächsten Jahren durch den Handel mit C02-Zertifikaten erheblich teurer. Das Argumentationsmuster ist also das gleiche wie in Deutschland, wenn die CDU und der Lindner das grüne Habeckmonster an die Wand malt, der vor der Kellertreppe des Michels wartet, um ihm hinterrücks die Gasheizung zu enteisen. Auch da wird nichts von den steigenden Preisen für das Gas erzählt. Wer da Gas verkauft, lacht sich ins Fäustchen. Technologieoffen mit dem Gasbrenner, als ob wir dann hier auch grünen Wasserstoff verfeuern würden. Der Vorwurf, den die Wissenschaftler unserer neuen Regionalregierung hier machen, geht in Richtung absichtlicher Täuschung. Von Brückentechnologie durch das Verbrennen von Gas kann keinerlei Rede sein, weil wir bislang gar keine Infrastruktur dafür haben, was bedeutet, dass erstmal viele Millionen investiert werden müssten. Bis sich diese Investitionen dann aber amortisiert hätten, würden 25-30 Jahre vergehen. Die ganze Geschichte würde also den Wandel hin zu komplett erneuerbaren Energien ausbremsen und die Konzerne, die uns kein ÖL mehr verkaufen können, verdienen nun am Gas. Das aber nicht nur bis 2040 sondern eben länger.

Veröffentlicht in Flora