Zu mir oder zu dir?

Zumindest so ähnlich lautet die neue touristische Werbekampagne auf den Kanaren. Richtig korrekt lautet das „Auf deiner Insel oder auf meiner?“. Wir Inselbewohner sollen uns gegenseitig im Sommer besuchen. Das ist die Idee des kanarischen Tourismusministeriums. Damit ist aber die Sache nicht getan. Wir sollen auch länger bleiben und dann noch Geld ausgeben. Natürlich kann man jetzt sagen, dass keiner was davon hat, wenn die Penunzen von Fuerteventura nach La Palma oder Gomera wandern. In der Summe hat der Canario ja dann nicht mehr. Ganz so stimmt die Rechnung aber natürlich nicht. Schließlich beinhaltet die Aufforderung beim Nachbarn länger zu Urlauben, dass man dann stattdessen eben nicht aufs Festland fliegt. Wenn wir unser Geld also zuhause ausgeben, dann ist das besser als im Rest von Europa. Der Inlandstourismus, mit Inland ist hier unser Archipel gemeint und nicht der nationale Rest auf dem Kontinent, ist ein recht wichtiger Wirtschaftszweig. Vor allem, weil dieser eben hauptsächlich in den Ferien stattfindet und im Sommer auf den Kanaren eben gar keine Saison ist. Dass wir, zwecks Urlaubs, von der einen auf die andere Insel bintern, ist recht normal. Schließlich wird das interinsulare Reisen entsprechend subventioniert. Aber diese günstigen Preise sind natürlich auch ein Anreiz, dass man mal kurz für ein Wochenende bei einem Freund oder bei der Tante auf Teneriffa reinschneit und so haben die 424.217 Reisen von Residenten, zwischen den Inseln in den letzten Sommerferien auch nur eine bedingte Aussagekraft, was das wirklich für den Tourismus bedeutet. Deswegen gibt es nun eben die klare Aufforderung, dass man da mal richtig Urlauben soll. Das dauert eben länger als nur zwei Übernachtungen. Die wenigen Hausbesitzer von uns, die es nicht schaffen die Füße still zu halten und stattdessen im Sommer zwei Übernachtungen bei Booking anbieten, die bekommen nun an den Wochenenden die Buchungen rein, blockieren sich dadurch aber natürlich alle Möglichkeiten auch noch kurzfristig eine längere Buchung zu sichern. Dass man dies im letzten Jahr so praktiziert hat, um die ganzen Vulkangucker, die selten länger als 72 Stunden auf der Insel waren, einfach in der touristisch schwachen Zeit abzugreifen ist ja nach zu vollziehen. Da hat man eifrig die Preise erhöht, weil der Aufwand sich ja lohnen muss. Mittlerweile fragen aber etliche derer, die über den Internetmonopolisten gingen, bei anderen Anbietern an, weil ihre Kurzzeitbuchungen weniger werden. Wenn man denen aber nun erklärt, dass man ein Appartement mit 38qm nicht für 70 Euro am Tag vermieten kann, wenn die Gäste eine Woche bleiben oder das wir das zumindest nicht machen, dann verlieren die auch wieder das Interesse an einer Zusammenarbeit. Wobei man auch beachten sollte, dass auch hier alles teurer wird. Natürlich muss manch ein Besitzer die Preise erhöhen. Und ja, natürlich wird auch für den Feriengast zuhause alles teurer. Wer aber bereit ist 5 Euro für ein Weizenbier zu bezahlen, der kann auch 5 Euro mehr für ein Ferienhaus für 2 Personen am Tag aufbringen.

Irgendwie scheint aber auf La Palma ein äußerst ruhiger Sommer bevor zu stehen. Dass wenig internationale Gäste kommen, sind wir gewohnt. Dieses Jahr sind die Verbindungen dann noch mieser und die Flugpreise in den Ferien haben sich gewaschen. Gleichzeitig ist das Angebot für einen familiären Strandurlaub mangels Puerto Naos auch noch entsprechend kleiner. Letztes Jahr haben alle wegen den sommerlichen Übernachtungszahlen gejubelt. Gefühlt die halbe Iberische Halbinsel ist bei uns aufgeschlagen um den Vulkan zu schauen. Allerdings ist der Vulkan für den Nichtpalmero ganz weit weg. Wer den Burschen sehen wollte, der hat das im letzten Jahr schon getan und wer es sich für diesen Sommer vorgenommen hat, dem kam nun vielleicht etwas dazwischen. Entweder sind es die enormen Preise der Iberia, oder wir sind einfach nicht mehr so aktuell hier wie wir uns das eigentlich einbilden. Genug Katastrophen sind im letzten Jahr durch die TV-Geräte in die Wohnzimmer in Spanien und im Rest der Welt gedrungen, dass sich vielleicht einfach keiner mehr wirklich für uns interessiert. Ich habe die Tage mit einem Freund auf den Balearen gesprochen und der hat mir auch bestätigt, dass dort kein Hahn mehr nach uns kräht. Wir sind also wieder zurück im Schattendasein der großen Inseln, was aber gar nicht so schlecht sein muss. So wie La Palma ist, ist es eigentlich ja ganz fein, und auch wenn die Lokalpolitiker uns stetig den großen touristischen Wurf versprechen und verkaufen wollen, unterm Radar lebt und urlaubt es sich doch am schönsten.