Gerechtigkeit beginnt an der Zapfsäule

Spritpreise sind Empörungspreise. Das kennt die deutsche Autonation nur zu genau. Kaum ein Thema, neben dem Wetter, ist so wichtig, wie der Benzinpreis.  Das funktioniert aber tatsächlich nicht nur in Deutschland, sondern überall. Vielleicht hängt der Reflex über die Preise zu staunen, damit zusammen, dass diese, in großen, schnellabänderbaren Zahlen, schick beleuchtet über jeder Tanke thronen, damit ist die Veränderung des Spritpreises ein ständiger Begleiter unseres Alltags. Und wir regen uns gewaltig darüber auf, wenn diese klettern. Erstaunlich daran ist, dass sich andere Preise ja auch verändern. Bei der älteren Generation sind die Sachen noch gravierender, aber auch ich kann mich noch bewusst daran erinnern, dass eine Brezel beim Bäcker 25 Pfennig gekostet hat. Da ist die Aufregung aber gar nicht so groß, wir scheinen eher auf Benzin, als auf Brotprodukte angewiesen zu sein, und man stellt erstaunt, aber hilflos fest, dass der Warenkorb auf den Kanaren, in den letzten 2 Jahren rund 30 Prozent teurer geworden ist. Damit sind Nahrungsmittel der Hauptinflationstreiber, und die, die sowieso das meiste für ihres Einkommens für Essen ausgeben müssen, weil sie Geringverdiener sind, werden ungleich stärker belastet als der Rest. Aber zurück zum Benzin. Das ist teuer auf La Palma. Nicht für deutsche Verhältnisse, sondern für kanarische. Auch auf Gomera und El Hierro kosten Diesel und Benzin viel mehr als auf den übrigen Inseln. Der Unterschied liegt zwischen 20 und 40 Cent, wobei das Verbrennergetränk auf La Palma am teuersten ist. Die Politik, die Tankstellenbesitzer und die Lieferanten schieben sich da schon immer gegenseitig die Schuld zu. Erzählt wird gerne die Geschichte, dass da eben die zusätzlichen Transportkosten auf den Geldbeutel schlagen würden, wobei man uns dann die teilweise heftigen Unterschiede zwischen EL Hierro und Gomera zu La Palma immer noch nicht erklären kann. Schließlich dauert die Überfahrt nach hier entsprechend länger, aber das kann nicht gar so viel ausmachen. Die Preise auf La Palma sind die höchsten, und klar ist, dass da irgendjemand ganz gut dran verdient und im Zweifel sind das die Betreiber und die Konzerne, die sich da öffentlich die Schuld zu schieben und sich gleichzeitig gegenseitig die Hände reiben. Unsere neue Regierung wird nun aber tätig und hat für das nächste Jahr 9,5 Millionen Euro Spritgeld in den Haushalt gepackt mit der Option das noch zu erhöhen. Tankrabatt heißt das Zauberwort, und wir werden 20 Cent je Liter wieder bekommen, weil die kanarische Regierung den Spritpreis auf den drei grünen Inseln subventionieren wird. Wer nun seine Pappenheimer kennt, dem schwant, dass sich da einige freuen werden. Wer glaubt, dass das Geld tatsächlich in den Tanks unserer Autos ankommt, wird sich vielleicht wundern, wo die 20 Cent oder zumindest ein Teil davon, am Ende hinwandern werden. Nichts desto trotz lassen sich gerade Nieves Lady Barreto von der Coalición Canaria La Palma und Javier Armas aus El Hierro da kräftig feiern und sprechen vom ganz großen Wurf in Sachen sozialer Gerechtigkeit. Armas betont, dass der Rückgang der Spritpreise das am meisten gestellte Forderung der Einwohner von El Hierro gewesen sei. Und im Gegensatz zur Vorgängerregierung habe man nun diese Sache angegangen. Was natürlich so nicht ganz stimmt. Auch die alte Regierung hat schon an einer Lösung gearbeitet, und wollte den Transport von Kraftstoff auf die kleinen Inseln subventionieren, um das Argument für die Preisunterschiede zu eliminieren, hat dafür aber aus Brüssel eins auf die Finger bekommen. Armas betont, dass es auch einen Kontrollmechanismus geben würde. Alle 6 Monate wird nun überprüft, ob die Subvention des Sprits sich auf die reellen Preise auswirken wird, dadurch habe man die Möglichkeit, dann im Folgejahr etwas zu modulieren. Wieviel ankommen soll, und was die Konsequenzen sein werden, wenn das Geld in andere Taschen wandern sollte, sagt man nicht. Dass so eine Geschichte so populär ist, ist verständlich, schließlich bekommen wir nun unser Benzin billiger. Aber es ist eben auch so, dass auf den kleinen Inseln Lebensmittel teurer sind als auf Teneriffa oder Gran Canaria. Begründung ist auch hier, der Transportaufwand und die damit verbundenen Kosten. Auf La Palma sind die Unterschiede nicht ganz so groß, auf den Zwergeninseln aber schon. Diese Preise hängen aber eben nicht gut sichtbar an der Straße und werden deswegen ganz anders wahrgenommen.