100 Tage, Wetter und Träumerei

Nun ist die Inselregierung 100 Tage im Amt. Die in den Rathäusern und die kanarische Regierung haben schon einige Tage länger, aber es wird nun nochmals generalabgerechnet.  Ende der Schonfrist, deshalb gibt es von der Opposition nochmal einen Angriff und von Seiten der Regierung wird in der Presse nochmals offiziell erklärt, wo man den hinmöchte und was man in den ersten 100 Tagen schon alles tolles hinbekommen hat. Wenn man, wie meist der Fall, wenig bis gar nichts der Versprechen umgesetzt hat, ist es nun wichtig seinen Vorgängern ein schlechtes Zeugnis auszustellen und die momentane Lähmung mit den erforderlichen Aufräummaßnahmen zu begründen. Deswegen hat unser Inselpräsident heute auch so eine Art Regierungserklärung an die Bevölkerung als Gastbeitrag in verschiedenen lokalen Zeitungen veröffentlicht und seine Vision für La Palma und uns alle, vorgestellt. Da schlägt der Mann große Nägel und wenn das visionäre klappen sollte, dann ist die Zukunft gar rosarot. Wobei man da langsam machen muss, das versprochene Hallenbad in El Paso, das er uns als Bürgermeister zugesagt hat, das gibt es ja auch gar nicht und trommeln gehört in politischen Kreisen zum Geschäft. Ausgepackt wird wieder die Geschichte des wirtschaftlichen Wandels bei gleichzeitiger Beibehaltung unserer Eigenheiten und Gepflogenheiten. Man möchte Teile der kanarischen Universitäten holen, und technisch ganz weit voran gehen. Innovative junge Palmeros sollen bei Startups unterstützt werden und am Ende kommen dann Fachkräfte aus dem Ausland um in unseren Techfirmen zu arbeiten. Besonders der Norden und der Süden der Insel soll da ins Auge genommen werden um die Landflucht zu vermeiden. Silikonisland oder so ähnlich scheint dem Mann da vorzuschweben. Beim Thema der erneuerbaren Energien geht der Präsident auch weit nach vorn. Nicht nur Erdwärme, auch Stromerzeugung aus Wellenkraft und die Produktion von grünem Wasserstoff sind Teil seiner visionären Zukunft. Jetzt, da die Eingewöhnungszeit rum ist, wäre es wirklich mal schön, wenn man nun zur normalen Arbeit übergehen würde. Die Probleme sind mannigfaltig, zum Beispiel läuft das im Gesundheitssystem gerade auf La Palma nicht wirklich gut. Fachärzte aus allen Sparten fehlen, weil die gar nicht nach La Palma wollen. Auch Psychologen und Psychiater sind Mangelware und es heißt, dass man da, wegen den Folgen des Vulkans, gerade einen höheren Bedarf habe. Bei Visionen/Halluzinationen könnten die unter Umständen auch helfen.  

Heute ist ein feuchter Tag in El Paso. Es regnet den Tag über vor sich hin, nie wirklich heftig aber stetig und es werden bis zum Abend 11 mm Regen pro qm verkündet. Das ist nicht wirklich viel, aber so langsam und stetig ist das Wasser schon von Nutzen, weil es eben komplett versickert und die Pflanzen sich gewaltig freuen. Weiter im Westen, in Los Llanos und sogar in Tazacorte hat es ebenfalls etwas geregnet, aber entsprechend weniger. Dafür war die Ostseite schön trocken, die haben schon am Wochenende Wasser abbekommen. Für morgen sind weitere Niederschläge angekündigt, gleichzeitig bleiben die Temperaturen aber bei über 25 Grad, als nichts mit richtig Herbst. Im Laufe der Woche soll es wechselhaft bleiben, wobei die Sonne wieder vermehrt rauskommen soll.

Wechselhaft bleibt auch das Fußballfandasein auf der Insel. CD Mensajero hat schon wieder verloren und bleibt Tabellenletzter in der vierten spanischen Liga. Bei der Mannschaft aus Santa Cruz handelt es sich im Prinzip um den großen Traditionsclub der Insel und das Pendeln zwischen 4. Und 5. Liga geht schon immer so. Irgendwo da dazwischen ist das natürliche Habitat der Rotschwarzen und schlecht ist das gar nicht. So kann man sich alle paar Jahre über einen Aufstieg freuen. So gesehen ist es gar nicht so schlimm, dass es gerade nicht so läuft, zudem ist der ewige Rivale aus der Stadt der SD Tenisca, gerade in die 7. Liga abgestiegen, und hoch verschuldet. Allerdings gibt es seit einigen Jahren eben den insularen Emporkömmling aus El Paso, was den traditionsbewussten Anhängern von Mensajero so gar nicht schmeckt. Lokale und Kanarische Sponsoren stecken da Geld rein und auch Andres Iniesta soll da nicht ganz unbeteiligt sein. Wobei man sagen muss, dass der Etat für die Spieler nicht größer ist, als bei der Konkurrenz und wenn man bei Transfermarkt.de den virtuellen Wer des Kaders abfragt, dann ist man in der unteren Hälfte der Tabelle. Im normalen Spielbetrieb ist das aber etwas anders. Seit 5 Ligaspiele ist man nun ohne Gegentor und ist mittlerweile, nach dem neunten Spieltag, auf dem dritten Tabellenplatz, mit nur zwei Punkten Rückstand auf die Spitze. Und deshalb fängt man nun tatsächlich schon wieder an vom nächsten Aufstieg zu träumen.