Höhere Mathematik

Das mit UB 40, die im Sommer nach El Paso kommen, reicht nicht. Wir setzen noch einen drauf. Neu in der Verlosung ist nun Ricky Martin, der Puerto-Ricaner der auf drei zählt und dann ein absolut verrücktes Leben führt. Der geht nach Tazacorte um da im Juli beim traditionellen Love-Festival zu singen. Dann hat man, für die selbe Veranstaltung, gleich noch den holländischen Star-DJ Martin Garrix engagiert und dazu noch die zumindest in Spanien bekannte Sängerin Chanel. Veranstalter der Geschichte wird wiederum Sodepal sein. Da es sich dabei um eine Inseleigene Firma handelt, ist im Prinzip die Gemeinschaft da in der Verantwortung. Große Veranstaltungen verlangen nämlich nach einem großen Geldbeutel, alldieweil der Herr Martin da natürlich nicht für umsonst auf die Bühne klettern wird. Miriam Perestelo, Chefin von Sodepal, hat deswegen gleich mal mitgeteilt, dass es vor allem wichtig sei, dass man die Investition wieder reinholen würde. Mann plant ca. 800.000 Euro in die Hand zu nehmen. Die Gemeinde Tazacorte gibt rund 75.000 und die ebenfalls inseleigene Firma Promotour steuert 100.000 Euro zu.  Damit wären wir bei knapp einer Million an kalkulierten Investitionskosten, die man ja gerne wieder rein bekommen möchte. Die Hurrameldung ob der vertraglichen Bindung mit Ricky Martin, die in den letzten Tagen durch die lokale Presse gegangen ist, wir zumindest von Filipe Ramos, ehemaliger linker Abgeordneter und nun Macher der Internetzeitung „elperiodicodelapalma.es“ nicht wirklich mitgetragen. Als anständiger Journalist hat der sich die Zahlen angeschaut, und kommt bei Herrn Martin auf eine vertraglich vereinbarte Gage von 706.200 Euro. Der holländische Mix-Mann bekommt 385.200 Euro zugesichert und die Frau Chanel lumpige 58.850 Euro. Taschenrechner gezückt, und festgestellt, dass die drei Hauptacts 1.150.050 Euro an Gage bekommen. Das ist etwas mehr, als die runde Million die da an Kosten veranschlagt wurden. Und wir reden da nicht von den Gesamtkosten. Bühne, Sicherheitspersonal, Technik und Techniker, Ambulanz, ist da noch gar nicht mit drin. Alles nicht so schlimm, mag man denken, dann müssen da halt mehr Leute kommen, damit sich die Sache lohnt. In den letzten Jahren hat man zwischen 13.000 und 15.000 Besucher gehabt, und damit zwischen 600.000 und 700.000 Euro eingenommen. Ein wenig Geld bekommt man dann noch, weil die Firmen, die da Essen und Trinken verkaufen, ordentlich in die Tasche greifen müssen, aber dabei, mit gesalzenen Preisen, immer noch einen guten Schnitt machen. Aber da scheint es nun mal eine gewaltige Deckungslücke zu geben. Deshalb erklärt uns die Sodepal-Chefin gleich mal provisorisch, dass man die ganze Geschichte nicht als Ausgabe, sondern als Investition betrachten soll, die sich am Ende sozioökonomisch auszahlen würde. Oder in anderen Worten, wir werden da ordentlich Miese machen, müssen Geld nachschießen, aber am Ende wird alles gut. Da ist natürlich zumindest ein wenig was dran, auch wenn die meisten der Besucher, die da von außerhalb der Insel nach La Palma kommen werden, die Nacht durchfeiern und dann mit der Sonderfähre wieder das Weite suchen werden. Ein wenig drängt sich da auch der Eindruck auf, dass auch das eigene Ego gestreichelt werden soll. Wir sind hier auf einer kleinen Insel, aber wir tragen dicke auf in Sachen Veranstaltungen. Jedes Jahr werden die Acts größer, nicht nur bei uns, sondern eben auch auf den großen Nachbarinseln. Und wenn die auf Gran Canaria Robbie Williams holen, dann holen wir eben Ricky Martin. Die Frage ist aber, ob sich da nicht eine Blase entwickelt die irgendwann platzt. Wir haben nun schon zwei Großveranstaltungen dieses Jahr, und sicher werden nicht alle zu beiden gehen. Manch einer möchte auch lieber nach Gran Canaria um dort aufs Konzert zu gehen. In der Summe wird das aber dann richtig teuer, da alles mitzunehmen.