Jetzt auch noch China

Glauben Sie mir, es macht mir keinen Spaß. Eigentlich würde ich gerne mal wieder etwas Positives vermelden, anstatt immer nur hämisch und rummotzend auf das zu reagieren, was uns die kleine Lokalpolitik so liefert. Die machen es einem aber gerade brutal schwer, alldieweil sie einfach zuverlässig einen Klopps nach dem anderen bringen. Meine eigene Vermutung ist dabei, dass es Vertretern von bestimmten Parteien eben eher um das Trommeln geht. Was vermeintlich gut kommt, dass wird mit heißer Luft solange aufgeblasen, bis ein riesiger Ballon über der Insel schwebt. Wichtig ist nämlich, dass man in der Presse erscheint, und nachfragen tut da niemand, warum das ganze so ist, schließlich sind manche Sachen ja für die kollektive Prahlerei geeignet. Dass es stehts einige wenige gibt, die diesem Aufschneidertum eher kritisch gegenüberstehen, scheint egal zu sein. Man hat mit genau dieser Masche die letzte Wahl in absolutistischer Art und Weise gewonnen und deshalb macht man in bester Populistenmanier so weiter. Wenn Söder seine „Bavaria One“ ankündigt, dann machen wir was ähnlich Großes: La Palma hat seit heute enge Verbindungen nach China! Also nicht nach Peking direkt, sondern in die Stadt Zhoushan in der Provinz Zhejiang. Da hat man sich heute mit hochrangigen Behördenmitarbeitern der lokalen Abteilung der KP getroffen und eine Art palmerisch-chinesischen Kooperationsvereinbarung getroffen. Man plant einen freundlichen Austausch und eine Kooperation in den Bereichen Tourismus, Wirtschaft und Kultur. Warum gerade Zhoushan ausgewählt wurde ist nicht klar. Die Stadt fristet aber ebenfalls ein geographisches Inseldasein. Mehrere Inseln beherbergen dort ca. 1,2 Millionen Menschen und ein jeder ist natürlich ein potentieller La Palma Tourist. Der Inselpräsident Sergio Rodríguez betonte die Bedeutung dieses Abkommens, welches er als „einen sehr wichtigen Schritt für La Palma“ bezeichnete. Er betonte auch, dass das Abkommen es ermöglichen wird, „unsere Beziehungen zu Zhoushan zu stärken und das wirtschaftliche und kulturelle Wachstum auf unserer Insel zu fördern“. Dann kam er noch mit der Seidenstraße um die Ecke, wobei er sich vielleicht daran erinnert haben wird, dass sein früheres Bürgermeisterbüro in El Paso ja direkt neben dem Seidenmuseum lag. Wer da keinen Zusammenhang findet, der scheint sich in der globalen Diplomatie nicht auszukennen.

Außerdem hofft man auf eine Zusammenarbeit wegen der Schriftstellerin San Mao, welche einige Zeit auf der Insel verbracht hat, und deren spanischer Lebensgefährte bei einem Tauchunfall vor Barlovernto verstarb. Zum Zwecke der Erinnerung ist da heute sogar ein Denkmal in der Nord-Ost-Gemeinde aufgestellt. Seit Jahren versucht man bereits die „Ruta de San Mao“, touristische an den asiatischen Mann zu bringen, weil die Schriftstellerin dort eine gewisse Bedeutung hat. Deswegen hat man heute beim Besuch der Chinesen auch ein großes Transparent mit eben jener Route aufgehängt. Allerdings entsprang die gute Frau aber einer Dissidentenfamilie, die sich, zum zwecke der persönlichen Freiheiten, nach Taiwan abgesetzt hatte. Deswegen gilt San Mao eben als taiwanesische Schriftstellerin und auch die freiheitsliebende Haltung in ihren Werken findet zwar bei etliche chinesischen Lesern Anklang, dürfte aber nicht wirklich auf der Linie der dortigen KP liegen.

Wo die wirtschaftliche Zusammenarbeit liegen soll ist noch nicht ganz klar. In Zhoushan gibt es aber mehrere Werfen und vielleicht können wir uns dort ein neues Schiff kaufen, dass uns mit Teneriffa verbindet. Die Vereinigung für Aktivtourismus (T Activa) hat heute eine Presseerklärung herausgegeben, in der man die Verantwortlichen zum dringenden Handeln aufruft. Die wegfallende Verbindung der Armas bedeute einen gewaltigen Verlust an Konnektivität unserer Insel und sei ein Schlag ins touristische Kontor. Das Schiff das die Chinesen für uns bauen, dass könnten wir ja dann in Bananen bezahlen. Dann kommen wenigsten einige Touristen mehr mit dem Schiff zu uns. Dass die Chinesen wirklich kommen, mag tatsächlich niemand glauben und das Foto auf dem Sergio die Hand des chinesischen Volksvertreters schüttelt, mit der feierlichen Übergabe einer roten Mappe und der Flagge von La Palma und der Volksrepublik im Hintergrund, ist vor allem ein Propagandafoto. So gesehen hat man den richtigen Partner ausgewählt. Ob den chinesischen Besuchern aber klar war, dass sie es hier mit kanarischen Separatisten zu tun hatten, ist nicht ganz klar. Parteilinie kann so ein Spaltertum ja wohl nicht sein.

Eine wirklich spannende Meldung gibt es aber dann doch noch. Momentan ist man offiziell noch in der Findungsphase, aber wenn das klappen sollte, dann könnte das ganz gut werden. Unser größtes Problem, abgesehen von den Vulkanfolgen, sind ja die derzeitigen Flugverbindungen in die touristischen Entsendeländer. Sprich, im Sommer schafft man es kaum, einigermaßen kostengünstig auf unsere Insel zu gelangen. Gerade für Familien mit Kindern, die auf Ferien angewiesen sind, wird das ein teurer Spaß, auch weil die Iberia ganz gewaltig an der Preisschraube gedreht hat. Ein Vorschlag, den es schon lange von Seiten der im Tourismus tätigen gegeben hat, ist eine vernünftige Verbindung zum internationalen Flughafen von Teneriffa (TSF). Man kann das zwar buchen, aber für Nichtresidenten schlägt das auch auf den Geldbeutel, weil wir hier eben eine Ermäßigung von 75% erhalten, und der Herr Binter sich dann freilich auch nicht lumpen lässt. Selten, aber es kam vor, haben Gäste die Variante mit dem Flieger nach TSF und dann mit dem Taxi zum Hafen von Los Christianos und Fährfahrt nach La Palma gewählt. Jetzt nach dem Abgang von der Armas wird das wiederum seltener. Zudem sich der verbleibende Olsenfred, seine Monopolstellung in Sachen Verbindung sicher auch versilbern lassen wird. Das vernünftige Ansatz der Flugverbindung ist also preislich zu sehen. Und hier ist man wohl gerade dabei mit der Binter seitens der Inselregierung eine Vereinbarung zu treffen. Die Idee ist eine Subventionierung.  Wie hoch die dann sein soll, sagt man nicht. Für dieses Sommerhalbjahr kommt das für potentielle Urlauber vielleicht auch nicht mehr rechtzeitig. Aber vielleicht dann nächstes Jahr.