Unterschiedlich starke Antriebsarten, aber die Straße geht zu

Wir haben Sommer und wir haben Sport. Ob man das wirklich als solchen bezeichnen kann, liegt im Auge des jeweiligen Betrachters, aber der Sport wird hier auf offener Straße betrieben, was zur Folge hat, dass sich die offene Straße in eine geschlossene Straße verwandelt. Am Samstag sind gleich zwei Geschichten, die so etwas verursachen. Mit beidem kann ich persönlich nichts anfangen, das eine kann ich aber ganz gut als Kulturgut betrachten, wobei das jeder sehen kann wie er möchte. Beim Pferderennen ist nun am Samstag das große insulare Finale und die Tierchen werden über die LP3, zwischen Sombrero-Kreisel und Ampelkreuzung im Zentrum von El Paso, gehetzt. Die Folge ist eine totale Sperrung für 30 Minuten zwischen 19:50 Uhr und 20:20 Uhr. Wie man da ausweicht weiß ich auch nicht, da wir aber an der Strecke wohnen, bleiben wir daheim. Für die Einheimischen ist das Pferderennen eine wichtige Geschichte. Der Modus ist etwas anders. Hier treten immer zwei Tiere mit dem jeweiligen Einpeitscher gegeneinander an und das eben auf glattem Asphalt, was die Tierschützer zur Weißglut treibt. Ansonsten unterscheidet sich das auch gewaltig vom Pferderennen in Ascot. Die Frauen tragen keine schicken Hüte, und wir haben auch keine royalen Besucher. Die Fans schimpfen und johlen eher wie Bierkutscher, dafür wird hier auch gewettet. Ganz inoffiziell, weil so gar nicht legal, aber auch mit dicken Bündeln, die da aus der Hose gezogen werden.

Freitag und Samstag ist aber auch noch mehr Rennsport hier unten im Tal. Diesmal aber mit einem stärkeren Antrieb, als lumpige 1 PS. Es ist Rallye. Dazu noch Jubiläum (50. Ausgabe), und deswegen alles ein wenig größer. Neben einem Abschnitt in Breña, wird eine Tour durch La Rosa gedreht, sowie zwischen Tazacorte und Los Llanos (La Laguna) gefahren. Hier sind mit CICAR und dem Olsenfred auch größere Sponsoren dabei und weil die Geschichte größer ist, fallen die Sperrungen länger und auf größerer Fläche aus. Das ist für ganz viele Palmeros ein richtiges Highlight und man begibt sich, mit Sonnenschirm und bierbefüllter Kühltasche an die Strecke. Die Geschichte ist nicht nur populär, weil da Profis teilnehmen, sondern weil tatsächlich jeder jemanden kennt, der da mit einem aufgemotzten Saxo oder seinem Clio mitmacht. Nicht nur das Fahren an sich ist wichtig, sondern auch das Schrauben an den Maschinen. Etliche der hier ansässigen Hinterhofwerkstätten gehen mit einem eigenen Automobil an den Start. Das hat Folgen. Wenn Sie versuchen Ihren Schrauber in den zwei Wochen vor so einem Rennen zu erreichen, dann geht der nicht ans Telefon. Wenn Sie auf gut Glück hinfahren und ihr Auto da abgeben, dann dauert es, bis das auf die Hebebühne darf, weil die eigene Rennkiste, und die von irgendwelchen Freunden absolute Priorität haben. Das mit den Autos wird arg laut, nicht nur an der Strecke, sondern auch auf den Abschnitten der Überführungsstrecke. Da werden die Autos, häufig haben die keine Straßenzulassung, schon mal ausgiebig auf Betriebstemperatur hochgejubelt. Auf der entsprechenden Seite, kann man sich den Streckenverlauf anschauen und sieht auch, wann wo gesperrt sein wird. Auch die Fahrtenbücher sind zu sehen, außerdem gibt es einen Link zu Filmen. Hier wurde die Strecke schon mal, mit einer Kamera auf dem Armaturenbrett abgefahren, damit der Fahrer und sein Copilot sich optimal vorbereiten können. Das ist dann lustig beschwingte Musik untergelegt, und man kann schauen, wie sich das Fahrzeug durch La Rosa bewegt. Für die Zuschauer ist das ganz praktisch, da kann man sich vor das eigene Haus setzen und zuschauen, und muss nicht lästig an irgendeine Strecke fahren. Allerdings sieht man in dem Video, dass es eben dann doch verdammt eng ist, und bedenkt man, dass die richtig aufs Pedal drücken, dann kann es auch passieren, dass plötzlich eine Rennkiste mit Kawumm im eigenen Garten landet.