Trübe Aussichten

So, der Wind ist seit gestern weitgehend weg und seit gestern Abend verschwindet auch der Dunst auf der Westseite wieder. In den höheren Lagen wie El Paso konnte man schon zur Mittagszeit wieder die Berge erkennen, in Tazacorte war es dann abends auch wieder ganz OK.

Das war mal so richtig Calima hier auf den Kanaren, inklusive der kompletten Lahmlegung des Flugverkehrs. Wobei diejenigen, die gar nicht erst losgeflogen sind, wahrscheinlich noch am besten dran waren. Andere, wie die, die in der Condor-Maschine am Sonntag aus Frankfurt saßen, hatten weniger Glück. Der Flieger hat hier, kurz vor der Landung auf La Palma wieder abgedreht und ist Richtung Nordflughafen von Teneriffa geflogen. Da ging dann, wegen der nicht vorhandenen Sicht auch nichts und die Reise ging nach Agadir in Marokko. Dort wurde dann aber wohl kein Couscous gereicht, sondern der Flieger betankt und man flog weiter nach Mallorca. Da der Flughafen auf La Palma am Montag immer noch nicht auf Normalbetrieb lief, ist die voraußichtliche Ankunftszeit nun Dienstag 14:00 Uhr. Ob die hier Gestrandeten mittlerweile weggekommen sind ist auch nicht so klar. Gestern zur Mittagszeit kam eine Condor aus Sevilla schnurstracks Richtung La Palma geflogen und hat dann auch nach Teneriffa abgedreht. Da wurde dann wohl auch nix aus der Abholung der Leute. Da die Verbindungen von Canaryfly und Binter aber auch nicht abgewickelt wurden, kam auch niemand nach Teneriffa. Die Fähre fuhr zwar, war aber aufgrund von Karneval völlig überfüllt. Und wegen dieser Veranstaltung waren auch alle Hotels und Unterkünfte mehr oder weniger überlaufen. Wir haben in der Nacht von Sonntag auf Montag auch noch mehr oder weniger verzweifelte Anrufe bekommen von Leuten, die noch eine Unterkunft suchten und in der Albergue Casa Jurado nächtigen wollten.

Und ja, dieser Calima war schon richtig heftig. Streckenweise gab es Sichtweiten von unter 100 m. Richtig mies war aber der Wind. Angekündigt waren Böen von bis zu 130 km/h, es gibt aber Leute die sagen es war mehr. Mir wurde zugetragen, daß es in Puerto Naos, laut einer privaten kleinen Wetterstation mehr als 160km/h waren. Wobei ich wirklich keine Ahnung habe, ob man das glauben kann. Zum einen ist die Frage, wie genau diese Mini-Wetterstationen arbeiten und auch hier neigen die Leute zu massiven Übertreibungen.

Über die Schäden in den Bananen ist noch nichts bekannt, da ja Karneval ist, und die Leute was Besseres zu tun haben, als aufzuräumen. Ich habe aber gestern etliche umgefallene Stauden gesehen. In El Paso hat es eine Straßenlaterne umgeweht, die sauber neben den geparkten Autos aufgeschlagen ist.

Umgestürzte Straßenlaterne

Weniger Glück hatten da einige Hotelgäste in Puerto Naos, da ist an der Straße nach El Remo eine Mauer einer Bananenplantage umgeweht worden und hat ein paar Mietwagen darunter begraben. Auf dem Roque ist eines der Spiegelteleskope in Mittleidenschaft geraten. Die Schäden sind aber wohl weniger groß, wie zuerst befürchtet. Insgesamt haben wir auf La Palma wohl Glück gehabt. Auf Teneriffa und Gran Canaria kam es zu Bränden, die aufgrund des Windes zunächst nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten, was dazu geführt hat, daß Anwohner evakuiert werden mussten.

Umgestürzte Mauer

Heute ist erstmal Feiertag hier auf der Insel, schließlich müssen sich die Indianer ja ausschlafen. Ab morgen fangen dann die Leute an ihre privaten Schäden zu reparieren. Bei uns hat es die Überdachung des Innenhofes zerlegt, das ist aber gar nicht so schlimm. Das sollte eigentlich vor Regen schützen, Regen kennen wir hier auf der Westseite aber mittlerweile nur noch aus dem Fernsehen. Die Monteure von Satellitenschüsseln und Antennen werden die nächsten Tage auch genug Arbeit haben und in den Ferreterias wird Hochbetrieb herrschen.

Im Großen und Ganzen war aber alles irgendwie halb so wild, wichtig war für die Leute, daß Los Indianos doch stattgefunden hat und der ganze Rest wird halt auch entspannt genommen. Es ist nicht wirklich was Schlimmes passiert, und man muß die nächsten Tage öfter mal zuhause durchwischen, um den ganzen Staub aus der Bude zu bekommen.

Der Flugbetrieb läuft nun auch wieder normal. Die verspäteten Gäste werden auch noch ankommen oder wegkommen, und der Alltag hält wieder Einzug. Allerdings hat uns die Condor jetzt für den nächsten Winter einige Flugverbindungen gestrichen, was direkt für großes Gejammer gesorgt hat. Eurowings bietet für die betroffenen Flughäfen zusätzliche Verbindungen an. Dabei handelt es sich aber um Gabelflüge, die zum einen nicht die Kapazitäten erhöhen und natürlich, aufgrund der langen Flugdauer nicht unbedingt attraktiv sind. Insofern sind die Aussichten für die nächste Wintersaison auch eher etwas trübe und auch der Sommer ist derzeit nicht so rosig, da wohl viele aufgrund des Condorhickhacks gar nicht erst gebucht haben. Ich habe ja immer noch die Hoffnung, daß EasyJet groß in den palmerischen Flugverkehr einsteigen wird. Die fliegen zumindest im Winter ab Berlin und hatten letztes Jahr auch noch Basel im Programm. Da muss man aber noch etwas abwarten. Der La-Palma-Liebhaber findet aber immer irgendwie eine Möglichkeit, um auf unsere Insel zu kommen.