Morgen wird in Spanien gearbeitet, schließlich kennen wir den Ostermontag nicht als Feiertag. Allerdings hat das damit erst einmal gar nicht viel zu tun. Ab morgen dürfen die Spanier nämlich wieder arbeiten, nach 14 Tagen totalen Stillstandes, wird sich wohl kaum einer darüber beschweren, dass es eben hier keinen Ostermontag gibt. Dennoch werden die allermeisten Geschäfte weiterhin geschlossen bleiben, es darf ja schließlich auch keiner shoppen gehen. Der Hausarrest bleibt bestehen und das mindestens bis zum 26. April. Insgesamt gehen wir jetzt in die 5. Woche der Ausgangssperre und um ehrlich zu sein, ich bin nur noch genervt. Ich möchte unbedingt zu Emilio einen Kaffee trinken, für mich hat sich das zum Inbegriff der nicht mehr vorhandenen Normalität entwickelt. Der komplette Lockdown hat also ein Ende. Ab morgen dürfen auch Menschen, die nicht in sogenannten systemrelevanten Berufen tätig sind wieder arbeiten gehen. Hierbei gilt ein empfohlener Abstand von 2 Metern zum Kollegen und man möge sich bitte eine Maske aufsetzen. Das Gesundheitsministerium hat auch schon darum gebeten, dass Leute die grippeähnlichen Symptomen bitte zuhause bleiben sollten. Öffentliche Verkehrsmittel sollen gemieden werden, man möge sich bitte im eigenen KFZ zur Arbeitsstelle begeben. Allerdings sollen spanienweit Masken in den öffentlichen Verkehrsmitteln verteilt werden. Die Masken, zumindest hier auf den Inseln, kommen direkt aus China. Auf Gran Canaria ist der erste Direktflug aus der Volksrepublik gelandet, voller Sanitätsmaterial. Von dort aus wurde es dann per Helikopter auf die anderen Eilande verteilt.
In der Politik wird weiterhin gestritten. Der sozialistische Präsident Pedro Sánchez, hat diese Woche im Parlament über die 2-wöchige Verlängerung des Alarmzustandes, eben bis zum 26. April abstimmen lassen. Allerdings stellt er in Aussicht, dass es direkt noch einmal 2 weitere Wochen bis zum 10. Mai geben soll. Das führt dann eben zur entsprechenden Kritik seitens der konservativen Parteien, die meinten, dass man dann doch gleich in einem Rutsch für die gesamten 4 Wochen verlängern sollte. Pedro möchte das aber nicht, und hat angekündigt das Parlament nochmals zusammenzutrommeln. Hierbei ist es wichtig zu verstehen, dass die Verlängerung des Alarmzustandes eben nicht zwingend mit der totalen Ausgangssperre einhergeht. Vielmehr gibt der Alarmzustand erst die Möglichkeit, dass Bürgerrechte seitens der Regierung in Madrid eingeschränkt werden können. Die spanische Verfassung sieht für eine solche Verlängerung zwingend eine Zustimmung des Parlamentes vor. Ja es ist so, die Maßnahmen sind hart, härter als in Deutschland. Angesichts der Fallzahlen hier aber vielleicht doch gerechtfertigt. Dass es sich in Spanien um eine zentralistische Regierung mit postfaschistischem Character handelt, wie in Deutschland immer wieder, auch in Zusammenhang mit der Katalonienkrise, geredet wird, kann ich jedenfalls nicht feststellen. In der momentanen Situation haben die Autonomen Regionen zwar mehr oder weniger alle Kompetenzen nach Madrid abgegeben, aber in dem Moment, in dem das Parlament nicht mehr für die Verlängerung des Alarmzustandes stimmt, ist das sofort beendet. Und Pedro Sánchez verfügt über keine Mehrheit. Er ist also immer auf das Wohlwollen der kleineren Regionalparteien angewiesen. So ein Alarmzustand hat aber auch den Vorteil, dass sich hier kein Landesfürst, krisenbedingt, als Unionskanzlerkandidat in Stellung bringen kann.
Ab morgen beginnt auch wieder die Schule, also offiziell. Das bedeutet, dass die Kinder wieder per Mail mit Unterrichtsmaterialien versorgt werden. Vor der Osterwoche hat die Schule mal rumgefragt, wer denn überhaupt ein Tablett oder einen Computer zuhause hat um die Unterrichtsmaterialien überhaupt nutzen zu können. Das Ergebnis ist nicht bekannt. Allerdings wurde, in den lokalen Medien kürzlich berichtet, dass auf den Kanaren etliche Haushalte mit schulpflichtigen Kindern eben nicht über eine solche Gerätschaft verfügen. Diese Studie war 2 Jahre alt, und La Palma belegte hierbei, mit über 30% ohne Computer, den ruhmreichen letzten Platz im Kanarenvergleich. Dass man solche Arbeitsblätter auch noch ausdrucken sollte, war dabei auch nicht berücksichtigt. Das mit dem Homeoffice-Unterricht gestaltet sich also schwierig. Generell ist nicht klar, wie man mit der Schule hier weiterverfahren will. In der Woche vor Ostern hätte es eigentlich auch Zeugnisse geben sollen, mal schauen wie die das machen wollen.
In Anbetracht der Krise, die sich hier gerade entwickelt, einzelne rechnen mit einer Arbeitslosenquote von 40% auf den Kanaren, kommt man jetzt auf die Idee, dass man hier die Wirtschaft total umkrempeln muss, um der Abhängigkeit des Tourismus zu entgehen. Grüne Energie wird hier genannt. Wie das aussehen soll, habe ich noch nicht ganz verstanden. Die zwei Universitäten, hier auf den Kanaren sollen jedenfalls die ganze Sache voranbringen, und die Inseln zu einem zentralen Wissenschaftsstandort machen. Manch einer träumt schon öffentlich von einem europäischen Silicon-Valley. Wir werden also ein Archipel der Hochtechnologie, wir müssen uns einfach nur alle einen Computer kaufen. Brauchen wir ja eh für unsere Kinder sonst werden die ja nicht unterrichtet. Aber die Idee ist immer noch besser als ein Steuerparadies. Hier auf der einsamen Insel La Palma wird sich aber wohl nicht ganz so viel verändern. Die Banane wird unser Wappentier bleiben und auch der Individualtourismus wird irgendwann wieder anlaufen. Die Ferienhäuser verschwinden ja nicht einfach.