Versuchskaninchen

…..möchten wir nicht sein. Der aktuelle Alarmzustand endet ja am 26.4. und es wird aber damit gerechnet, dass es noch eine Verlängerung bis 10.5. geben wird. Nochmal zur Erklärung: Der Alarmzustand ist nicht gleichbedeutend mit der Ausgangssperre, sondern nur eine Voraussetzung für eben diese. Jetzt kommt unsere Insellage ins Spiel. Es wird nämlich gemunkelt, dass die Balearen und die Kanaren, aufgrund der positiven Entwicklung und der Abgeschiedenheit, unter Umständen schon ab dem 27.4. „Hafterleichterung“ erhalten sollen. Die Präsidenten der beiden Regionen, sind sich aber nicht so sicher, dass man das auch wirklich möchte. Mann möchte nicht das Versuchskaninchen für ganz Spanien sein. Da spielt aber sicherlich auch die Angst mit, dass die Entscheidungen bezüglich möglicher neuer Freiheiten, dann den Regionalregierungen übertragen werden soll. Und da kann man dann natürlich auch einiges verbocken und am Ende der Buhmann sein, wenn die Sache schief geht. Beide Regionen möchten zwar eine Sonderbehandlung, da der Tourismus darnieder liegt und man ja davon abhängig ist, gleichzeitig haben die beiden Regierungschefs verabredet, dass die Flughäfen geschlossen bleiben sollen. Man will ja nicht, dass der Virus wieder von außen eingeschleppt wird. Aus Madrid soll erstmal nur der Geldbote anreisen dürfen.

Das passt aber alles nicht so wirklich zusammen, es wird zwar gesagt, dass der Tourismus wieder angekurbelt werden soll, dafür wurden jetzt auch noch mal eine halbe Million Euro zusätzlich bewilligt, um auf dem internationalen Markt die Insel als Destination zu bewerben, aber man möchte auch irgendwie nicht, dass die Touristen kommen. Es soll erst mal der nationale Tourismus wieder erlaubt werden, wobei es einem aber herzlich egal sein kann, ob man am Ende von einem Madrilenen oder einem Gelsenkirchener angesteckt wird. Die ganzen Ideen, die derzeit durch die Medien gehen, wie eine Exitstrategie aussehen könnte, wiedersprechen sich ständig. Es wird von einem 2-Stufen Plan gesprochen. In einen Teil sollen, bis zum Sommer, Handel und Produktion wieder auf Vordermann gebracht werden. Tourismus und Gastronomie sollen erst Ende des Jahres wieder zur Normalität gelangen. Jetzt fehlt aber die Information der Zwischenstufen für die Normalität und es sagt auch niemand was. Außer, dass bestimmte Bereiche früher geöffnet werden sollen, wenn Sie den Hygiene- und Abstandsregeln entsprechen. Spontan würden mir hierbei, ganz uneigennützig, Ferienhäuser einfallen. Aber man bekommt hier nichts, aber auch gar nichts gesagt. Klar ist aber irgendwie schon, dass man die Bars nicht bis Ende des Jahres geschlossen haben kann. Dann gibt es die nämlich einfach nicht mehr und ein beträchtlicher Teil der Spanischen Kultur und Identität wäre dahin.

Wir haben jetzt aber mitbekommen, dass dieses Schuljahr im Heimunterricht enden wird. Da die Schüler Ihre Bücher und Unterlagen hier in der Schule lagern und im Normalfall am letzten Schultag nach Hause tragen, werden diese jetzt von der Schule nach Hause gebracht und vor die Tür gelegt. Für die Schüler hat es den Vorteil, dass Sie dieses Jahr nicht sitzen bleiben können, weil der Heimunterricht nicht benotet werden kann und man dennoch eine Verbesserung im letzten Trimester zugunsten der Schüler annehmen möchte. Das bedeutet aber auch, dass die Kids, die Schule für volle 6 Monate nicht mehr besucht haben werden, wenn Mitte September der Unterricht wieder beginnt. Mir ist bei dieser Diskussion aufgefallen, dass es im Wesentlichen immer nur darum ging, wie man so ein Schuljahr entsprechend abschließen kann, eine Verlegung der Sommerferien kommt wohl nicht in Frage. Was es aber bedeutet, vor allem für die kleineren, nach 6 Monaten quasi erneut eingeschult zu werden wurde zumindest nicht groß diskutiert. Bemerkenswert finde ich dabei aber, dass bei den Vorschlägen,  man solle doch bitte die Risikogruppen „wegschließen“, einen Aufschrei gab, dass man nicht bestimmte Bevölkerungsgruppen isolieren könnte. Das hier keine Missverständnisse aufkommen, ich bin gegen eine solche Isolierung. Aber defacto machen wir das gerade in Spanien mit unseren Minderjährigen. Die dürfen nämlich nicht mal, wie die Erwachsenen, zum Einkaufen gehen. Wir haben einen kleinen Garten und damit sehen die Kids auch hin und wieder die Sonne. All diejenigen, die aber in einer Wohnung wohnen, haben seit Wochen das Haus nicht mehr verlassen und keine normalen Kontakte mehr, außer denen zu eigenen Erzeugern. Insofern ist unser Nachwuchs gerade auch so eine Art Versuchskaninchen. Es wird auch spannend zu sehen, wie wir die Kids wieder von der Playstation und vom Handy entwöhnen.

Die Fallzahlen auf der Insel entwickeln sich übrigens sehr gut. Wir haben jetzt zwar insgesamt 6 Todesfälle aber nur 82 Gesamtinfizierte. Davon sind nur 54 als aktive Fälle registriert. Macht, da die Verstorbenen ja auch keine aktiven Fälle sind, 22 geheilte. Die wirklich tolle Geschichte ist aber, dass trotz Massentests in Alteneinrichtungen, in der letzten 6 Tagen kein einzig neuer Fall getestet wurde.